Hohenlimburg. Eine 19-Jährige ist am Wochenende im Oeger Steinbruch abgestürzt. Die Hohenlimburger Kalkwerke beobachten verstärkt verbotene Einbrüche.
Grüne Wälder, hügelige Felslandschaften und ein See: der Oeger Steinbruch fasziniert und sorgt regelmäßig für ausgebuchte Führungen zur Fossiliensuche bei der Eventagentur Geotouring. Wie gefährlich der Aufenthalt in dem Steinbruch aber fern von geführten Exkursionen sein kann, dass musste am Samstagnachmittag eine 19-Jährige erleben.
Der Vorfall
Auf der Suche nach ihrem Rucksack stürzte sie an einer Sohlenkante in der Nähe der Heide fast 20 Meter in die Tiefe und hing daraufhin auf einer der unteren Sohlenkanten fest. Befestige Wege zurück gab es dort nicht. „Zum Glück hatte die Jugendliche ihr Handy dabei und konnte Hilfe rufen“, sagt Dennis Hoff, Sprecher der Feuerwehr Hagen. Die Feuerwehr rückte unterhalb der Sohlenkanten auf dem Grund des Steinbruchs an, unter anderem mit leichten Pick-Ups, die speziell bei Einsätzen in unwegsamen Gelände genutzt werden. Angefordert wurde zudem die Höhenretter aus Dortmund.
Doch letztlich reichte die Drehleiter aus, um die Jugendliche zu befreien. „Das war ein schwieriger Einsatz“, sagt Paul Wojtas, der den Rettungseinsatz der Feuerwehr vor Ort geleitet hat. „Es kann im Steinbruch immer zu Gesteinsbewegungen kommen.“
Die 19-Jährige blieb unverletzt, kam aber zur Kontrolle ins Krankenhaus. Nach einer Belehrung durch die Polizei erwartet die Jugendliche nun seitens des Gelände-Eigentümers keine weiteren Konsequenzen, wie Dr. Matthias Lange, Geschäftsführung Hohenlimburger Kalkwerke, erklärt. „Es ist für uns kein Schaden entstanden“, sagt Lange, „und in der Regel führen Anzeigen in so einem Falle auch nicht zu größeren Konsequenzen.“
Die Gefahren
Denn das eigentliche Problem ist größer. Mit Sorge beobachte er, dass sich Jugendliche verstärkt illegalen Zugang zu dem Steinbruch verschaffen, sagt Lange. Ein zufälliges Eintreten ist dabei kaum möglich, ist das Gelände doch umfassend von Warnschildern und Zäunen umgeben. „Die Zäune werden aber zum Teil mit Zangen geöffnet und Warnschilder mit Schraubenzieher abmontiert“, sagt Lange. Zwar sollten die Gefahren im Steinbruch bekannt sein, aber nicht selten überwiegt der Reiz von Nervenkitzel und schönen Fotomotiven. Dass der Steinbruch beides bietet, hat sich über Soziale Medien herumgesprochen – zum Unmut der Eigentümer. „Nicht nur, dass die Gruppen ihren Müll hinterlassen. Es ist auch so, dass der See nicht überwacht wird und die Gefahr von Badeunfällen besteht“, sagt Lange.
So war es am Samstag auch für die Feuerwehr nicht der erste Einsatz im Oeger Steinbruch. Immer mal wieder seien Einsatzkräfte vor Ort, etwa wenn Personen in dem See schwimmen, sagt Paul Wojtas, Feuerwehr. Leichtsinnige Aktionen, vor denen er deutlich warnt. „Es besteht die Gefahr, dass plötzlich Gestein abbricht. Das kann im Ernstfall lebensgefährlich werden.“
Angesichts der Entwicklung kündigen die Kalkwerke an, Beschilderungen und Sicherungsmaßnahmen zu verstärken.
Die Alternativen
Dabei gibt es ausgewiesene Wanderweg, die einen weiten Ausblick auf den Steinbruch ermöglichen. Zudem habe sich die Kooperation mit Geotouring bewährt. Im Sommer führt Diplom-Geologin Antje Selter regelmäßig Gruppen zur Fossiliensuche durch den Steinbruch, nach vorheriger Sicherheitseinweisung. „Die ist vor jeder Führung Pflicht“, betont Selter, die zudem eine teure Versicherung abgeschlossen hat, um im Ernstfall abgesichert zu sein. Bei ihren Touren schicke sie immer wieder Personen aus dem Steinbruch, die sich dort verbotenerweise in Gefahr begeben. Gesehen hat sie dabei schon einiges. „Da war auch mal jemand, der ist mit seinem Pferd über das Gelände geritten“, sagt Selter.
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Wie schnell es mit der Offenheit vorbei sein kann, lässt sich wenige Kilometer entfernt am Steinbruch Donnerkuhle sehen. Dieser ist für externe Führungen von Fossiliensuchern vor mehr als zehn Jahren gesperrt worden. Nach einem tödlichen Unfall in einem Steinbruch bei Wülfrath.
Hermetisch abriegeln wolle und könne er den Oeger Steinbruch nicht, sagt Dr. Matthias Lange. „Unser Betrieb soll weiter offen bleiben – aber nur für diejenigen, die sich an die Regeln halten.“