Helfe. Wegen zwei Corona-Fällen wurde die Gesamtschule in Hagen-Helfe bereits am Dienstag geschlossen. Alle Kontaktpersonen wurden negativ getestet.

Die Corona-Tests jener Schüler und Lehrer, die unter häuslicher Quarantäne stehen, seitdem der Virus bei zwei Schülern der Gesamtschule Helfe festgestellt worden war, sind allesamt negativ ausgefallen. Das Gesundheitsamt stehe in engem Austausch mit den Betroffenen, teilte Clara Berwe, Sprecherin der Stadt Hagen, mit: „Ende Juni werden sie nochmal getestet, fällt dieser Test wieder negativ aus, müssen die Schüler nicht in Quarantäne verbleiben.“

Die größte Schule Hagens (1500 Schüler, 120 Lehrer) war am Dienstag wegen der zwei infizierten Schüler vorzeitig geschlossen worden. Insgesamt mussten sich 16 Schüler und neun Lehrkräfte, die zu einem der beiden Betroffenen Kontakt hatten, in Quarantäne begeben. Darunter befanden sich zwei Referendare, eine Sonderpädagogin und eine Studentin, die ihr Praxissemester in Helfe absolvierte. Dass alle Testergebnisse negativ ausgefallen sind, freute natürlich auch Schulleiter Andreas Mönig: „Damit ist sichergestellt, dass keine der getesteten Personen eine andere Person angesteckt haben kann. Es gab also keine Ausbreitung der Infektion in der Schule.“

Arbeit genug auch ohne Schüler

Obwohl kein Unterricht mehr stattfand, hatten Teile des Kollegiums an den letzten beiden Tagen noch alle Hände voll zu tun. Es galt, die Zeugnisse von weit über 1000 Schülern einzutüten und per Post zu versenden. Nur die Abiturienten und die Zehntklässler hatten ihre Urkunden zuvor bereits erhalten. „Das ist immer noch besser als wenn wir sie erst nach den Sommerferien bekommen würden“, wartet Tim Steinhoff (15) aus der neunten Klasse nun wie viele seiner Schulkameraden gespannt auf den Briefträger.

Obwohl der Schulbetrieb seit Mitte März ruhte und auch nach der vorsichtigen Lockerung der Sicherheitsbestimmungen im Mai nur Unterricht in abgespeckter Form stattfinden durfte, hat der Schulleiter die zurückliegenden Monate als ereignisreich empfunden. „Mein Arbeitsalltag ist normalerweise zu 80 bis 90 Prozent von Routine geprägt“, sagt Andreas Mönig: „Dieser Anteil ist auf zehn Prozent gesunken. Stattdessen musste ich sehr viele spontane Entscheidungen treffen.“ Und das sei an einer solchen Riesenschule nicht immer einfach: „Kommunikation ist bei uns ganz wichtig, dennoch dauerte es bisweilen mit der Umsetzung.“

Disziplin und null Toleranz

Es habe ihn gefreut, wie diszipliniert die große Mehrzahl der Schüler die Abstandsregeln und Hygienevorschriften eingehalten hätte. Im Kollegium sei abgesprochen worden, bei der Einhaltung der Maßnahmen null Toleranz walten zu lassen. „Alle wissen, dass dieses Virus richtig gefährlich ist.“ Dennoch habe kein Schüler aus disziplinarischen Gründen nach Hause geschickt werden müssen.

1975 als erste Gesamtschule in Hagen gegründet

Die auf einer Anhöhe am Bügel gelegene Fritz-Steinhoff-Gesamtschule wurde 1975 in direkter Nachbarschaft der Gartenvorstadt Helfe eröffnet. Sie ist benannt nach dem ehemaligen Oberbürgermeister und NRW-Ministerpräsidenten.

Es handelt sich, von den Berufskollegs abgesehen, um die größte Schule in Hagen mit sieben Klassen pro Jahrgang.

Andreas Mönig (46) ist seit Sommer 2015 Leiter der Gesamtschule Helfe. Der verheiratete Vater von zwei Kindern leitete zuvor eine Realschule in seiner Heimatstadt Bochum.

Dass jedoch viel Lernstoff und mithin Bildung auf der Strecke geblieben sei, dürfe man nicht wegdiskutieren, sagt Mönig: „Ein Drittel des Schuljahres fehlt quasi.“ Homeschooling sei seiner Meinung nach nicht geeignet, um den ausgefallenen Unterricht zu kompensieren. Man dürfe sich auch nicht darauf verlassen, dass die Schüler sich alles selbst erarbeiten könnten: „Digitales Lernen in allen Ehren, aber der direkte Kontakt zwischen Lehrern und Schülern ist unersetzlich.“

Emotionale Achterbahnfahrt

Die emotionale Achterbahnfahrt vieler Familien mit Kindern in den letzten Monaten beschreibt Yvonne Steinhoff, stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft in Helfe, vielleicht am besten: „Einerseits fehlt den Kindern der Unterricht und man war froh um jeden Tag den sie wieder zur Schule gehen konnten. Andererseits sorgt man sich, dass sie sich infizieren und den Virus in die Familie tragen könnten.“

Jetzt liegen erst einmal gut sechs lange, schullose Wochen vor den Familien. Und alle sind gespannt, wie es nach den Sommerferien weiter geht.