Balve/Hagen. . Steinbruch-Exkursionen liegen im Trend. Antje Selters Führung am 27. Mai in Asbeck ist bereits ausverkauft. Doch für Nachschub ist gesorgt.

Steinbrüche hatten lange Zeit ein Image-Problem. Jetzt dreht sich der Trend. Antje Selter aus Hagen hat großen Anteil daran. Die Geologin macht Löcher in heimischen Bergen zu Kultstätten. Ihr ist es binnen 20 Jahren gelungen, immer mehr Menschen für Exkursionen, Wanderungen, ja Kindergeburtstage zu begeisterten, die nichts weniger bieten als eine kurze Reise in die Urzeit. Kein Wunder, dass Antje Selters Führungen durch den Steinbruch zwischen Asbeck und Eisborn am 27. Mai und am 9. Juni längst ausgebucht sind. Doch keine Sorge: Weitere Termine sind längst festgesetzt.

Wie kommt frau darauf, sich auf Geo-Touring zu verlegen?

Bildung ist manchmal Handarbeit.
Bildung ist manchmal Handarbeit. © privat

„Ich bin, als meine Tochter noch zur Grundschule ging, gefragt worden, ob ich eine AG anbieten kann.“ Handarbeiten wollte Antje Selter nicht, Computer auch nicht. „Was ich richtig kann, ist Geologie“, sagte sie ihren Gesprächspartnern in der Schule. „Wenn Sie meinen“, lautet die Antwort. Zweifelnde Untertöne waren unüberhörbar. „Ja, und dann ist meine Geologie-AG so gut angekommen bei den Kindern: Die Kinder wollten raus, und ich wollte Heimatkunde vermitteln. Die Kinder, wie gesagt, waren begeistert, und dann haben die Eltern mich gefragt: Können Sie so etwas für uns auch machen. Ich wollte den Leuten zeigen, was sie unter ihren Füßen haben. Der Steinbruch liegt ja bei uns direkt um die Ecke.“

Heimatkunde zum Betreten und zum Begreifen.

Der Rheinkalk-Steinbruch zwischen Asbeck und Eisborn
Der Rheinkalk-Steinbruch zwischen Asbeck und Eisborn © privat

Antje Selter: „Ich habe ganz klein angefangen, mit einer oder zwei Exkursionen pro Jahr, und jetzt kann ich mich vor Anmeldungen nicht retten.“

Warum?

„Die Exkursionen sind etwas Besonderes. In die Steinbrüche kommt man normalerweise nicht ‘rein.“ Sie gelten als gefährlich. Wie sehr das stimmt, erlebte Antje Selter, als ein Teilnehmer einer VHS-Exkursion unvermutet in ein Bachbett rutsche. „Es ist nichts Schlimmes passiert. Ich dachte, ich sei über die VHS versichert. Das war aber nicht so. Der Exkursionsleiter kommt für den Unfall auf. Ich dachte, das kann nicht sein, wo ich doch an den Führungen sowieso kaum etwas verdiene. Ich habe also eine Versicherung abgeschlossen und habe 2009 die Firma Geotouring gegründet.“ Die Geschäftsidee ihres Lebens: „Das ist mein Herzblut-Projekt, das wollte ich immer schon machen.“

Die Exkursionen sind kindertauglich-
Die Exkursionen sind kindertauglich- © privat

Sicherheit der Steinbruch-Besucher – wie geht Antje Selter damit um? „Die Teilnehmer werden mit Westen, Helm und Schutzbrille ausgestattet. Festes Schuhwerk und lange Hosen sind ebenfalls erforderlich. Hammer muss mit dabei sein. Dann erkläre ich den Leuten, wie sie mit dem Hammer umgehen müssen.“

Und dann? Ich habe oben, in Asbeck, einen Klopfplatz. Außerdem kann ich auf die erste und zweite Sohle des Steinbruchs gehen und den Teilnehmern einen Überblick über die Anlage verschaffen. Ich werde demnächst auch Wanderungen anbieten, damit ein noch größerer Überblick möglich ist – aber immer in der geschlossenen Gruppe.“

Beliebtheit: Exkursionen im Steinbruch
Beliebtheit: Exkursionen im Steinbruch © privat

Vor Ort erklärt Antje Selter allen Generationen, wie das rheinisch-westfälische Schiefergebirge entstand, wie Fossilien und Mineralien entstanden, anschaulich und anfassbar – ein Mix zwischen den TV-Wissenssendungen „Sendung mit der Maus“ und „Galileo“. „Ich will alle glücklich machen, alle sollen einen tollen Tag haben.“ Immerhin dauert Antje Selters Programm rund vier Stunden.

Im Steinbruch in die Urzeit

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    Mit wachsendem Publikumsinteresse stieg auch die Bereitschaft von Steinbruch-Unternehmen, ihre Produktionsstätten für geführte Touren zu öffnen. „Das ist eine Win-win-Situation“, weiß die Bildungsunternehmerin, „wenn ich da ‘reingehen darf, bleiben Fremdbuddler fern, und die Abbau-Unternehmen brauchen keinen Sicherheitsdienst mehr.“ Damit nicht genug: Öffentliche Aufmerksamkeit am schlau machenden Abenteuer-Programm hebt letztlich auch das Ansehen der Stein-Produzenten.

    An Antje Selters Führung in Asbeck schließt sich eine Einkehr in Eisborn an. Nicht zufällig. Die Geologin denkt an ein Netzwerk aus Gastronomen und Touristikern. Für Gespräche ist sie offen.

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    Weitere Informationen im Netz: „www.geotouring.de“.