Hagen. Der Schulausschuss in Hagen darf wegen Corona nicht tagen. Dafür wurde ein Werkstattgespräch ins Leben gerufen. Jetzt sind die Weichen gestellt.
Die Schulentwicklungsplanung in Hagen schreitet voran – langsam zwar, aber sie schreitet. Im mit Spannung erwarteten Werkstattgespräch, einer Art erweitertem Schulausschuss, einigten sich Vertreter aller Fraktionen am Dienstagabend auf die Schaffung neuer Grundschulplätze und Bauprojekte. „Wir arbeiten an einem großen Puzzle, dessen Teile zusammen passen müssen“, fasste Jochen Becker, Leiter des Fachbereichs Bildung, die anspruchsvolle Aufgabe, vor der Politik und Verwaltung in Hagen stehen, zusammen.
Zwar erneuerte SPD-Fraktionschef Claus Rudel die Kritik seiner Fraktion, dass es in der „Werkstatt“ ausschließlich um die Grundschulen ging und der Sekundarbereich außen vor blieb („Man kann das eine nicht ohne das andere diskutieren“), doch letztlich zeigten sich die Genossen im Sinne der Kinder und Familien in Hagen kompromissbereit. „Viele Projekte sind ja auch unstrittig“, sagte sein Fraktionskollege Werner König: „Und wir brauchen jetzt Lösungen, nicht erst 2024.“
Die Rats-Allianz aus CDU, Grünen und FDP hatte bereits vor der Sitzung ein umfangreiches Konzept vorgestellt, das schließlich in weiten Teilen von allen Seiten akzeptiert wurde. „Wir müssen ein Paket schnüren, das die Bedarfe abdeckt, aber auch ohne Schulschließungen, Umzüge und andere belastende Maßnahmen auskommt“, so Thomas Walter, schulpolitischer Sprecher der Union: „Das ist gerade im Grundschulbereich wichtig.“
Stadtbezirk Mitte
Wie schon vom Haupt- und Finanzausschuss beschlossen, wird auf dem einstigen Block1-Areal in Wehringhausen eine neue Grundschule für 300 Kinder gebaut, die auch eine Turnhalle und ein Lehrschwimmbecken beinhaltet. Auch ein neuer Kindergarten wird dort entstehen.
Die Grundschule Goldberg wird erweitert, und zwar sowohl am Hauptstandort in der Schulstraße als auch durch einen Neubau in der Franzstraße. Dadurch entstehen rund 90 neue Plätze.
Die Grundschule Henry van de Velde wird ebenfalls um einen Anbau erweitert. Es sollen, wenn bautechnisch möglich, mindestens 88 weitere Plätze geschaffen werden.
Auf dem Außengelände der Grundschule Boloh wird der Bau eines weiteren Gebäudes für den OGS geprüft. So könnten im Hauptgebäude rund 90 Schüler mehr aufgenommen werden.
Stadtbezirk Nord
Im Zentrum der Überlegungen steht die Hauptschule Geschwister Scholl in Boelerheide. Sollte in der Stadtmitte eine weitere Gesamtschule entstehen, würde die Hauptschule wahrscheinlich viele Schüler verlieren. Dann könnten hier Räume von den Grundschulen Overberg und Hermann Löns, die ansonsten vor Ort ausgebaut werden sollen, genutzt werden.
Stadtbezirk Haspe
Aktuell besteht kein Handlungsbedarf – abgesehen vom Neubau eines Pavillons an der Grundschule Hestert. Die Allianz schlägt zudem vor, die Grundschule am Spielbrink, derzeit eine Filiale der Geweke-Schule, wieder als eigenständige Schule zu reaktivieren.
Stadtbezirk Hohenlimburg
Die Grundschule im Kley zieht in das Gebäude der ehemaligen Hauptschule. So könnte sie bei Bedarf wachsen. Ob der bisherige Teilstandort in Reh wieder zur eigenständigen Grundschule, das bestehende Gebäude-Ensemble komplett abgerissen und durch moderne Neubauten ersetzt wird, muss noch entschieden werden.
Stadtbezirk Eilpe/Dahl
Geprüft wird ein Ausbau der Grundschule Astrid Lindgren. Alternativ bietet sich die Einrichtung eines Schülerfahrverkehrs zur Grundschule Volmetal in Dahl an. Möglich wäre auch die Nutzung der ehemaligen August-Hermann-Francke-Schule in der Selbecker Straße, wenngleich nicht klar ist, ob diese Immobilie für andere Zwecke benötigt wird.
1000 zusätzliche Grundschüler
Noch gibt es in Hagen „nur“ 6836 Grundschüler. 2024 sollen es bereits 7613 sein, und in zehn Jahren ist ihre Zahl laut Prognose der Stadtverwaltung gar auf 7962 angewachsen sein. Um über 1000 Kinder mehr im Primarbereich unterzubringen als jetzt, müssen neue Grundschulplätze geschaffen werden. Wie und wo das geschehen soll, erörterten Politiker aller Fraktionen und Experten des Fachbereichs Bildung in einem Werkstattgespräch.
Dieses fand unter strenger Beachtung der Abstandsregeln im Ratssaal statt. Die gefassten Beschlüsse sind zwar nicht bindend, dürften aber vom Rat so übernommen werden, zumal alle Mitglieder des Schulausschusses, der selbst derzeit nicht tagen darf, an dem Gespräch teilnahmen.
Vertreter aller Fraktionen drängten am Ende des Werkstattgesprächs darauf, noch vor den Sommerferien erneut zusammenzutreten und die Entwicklung bei den weiterführenden Schulen voranzutreiben. Der Haupt- und Finanzausschuss hatte beschlossen, dass dies erst in vier Monaten geschehen soll. Nicole Pfefferer, Fraktionssprecherin der Grünen, kündigte an, sich mit den schulpolitischen Sprechern aller Fraktionen um schnellere Lösungen zu bemühen, damit für die notwendigen Weichenstellungen nicht so viel Zeit während der Sommermonate verloren geht.