Hagen. Auf einer „Tour der Bekloppten“ fahren drei Radfahrer aus Breckerfeld von Hagen bis Winterberg und zurück. Zur Nachahmung empfohlen.

Wir haben sie „Die Tour der Bekloppten“ genannt. Ein Name, der einen gewissen Respekt widerspiegelt vor dem, was wir uns da selbst eingebrockt haben. „Die Tour der Bekloppten“ heißt aber auch so, weil die anderen Radler aus der Mountainbike-Truppe des TuS Breckerfeld uns mitleidig für ziemlich bekloppt erklärt haben, als wir gefragt haben, ob sich nicht vielleicht noch jemand mit uns auf diesen Weg machen möchte.

Dieser Weg ist nicht ganz richtig. Besser: diese Wege. Der Robert-Kolb-Weg (Wanderweg X6) von Hagen nach Winterberg hin, der Ruhrtalradweg von Winterberg zurück nach Hagen.

Kein Muss: An zwei Tagen hin und zurück

Traumhaftes Licht am frühen Morgen: Erster Anstieg auf dem Wanderweg X6 in Richtung Lüdenscheid.
Traumhaftes Licht am frühen Morgen: Erster Anstieg auf dem Wanderweg X6 in Richtung Lüdenscheid. © Michael Peyinghaus

Was die „Tour der Bekloppten“ zu einer solchen werden lässt, ist der völlig bekloppte Ansatz, die fast 300 Kilometer lange Strecke an nur zwei Tagen zurückzulegen – mit dem Mountainbike über Wege, die (vor allem auf dem Hinweg) nicht immer die optimale Beschaffenheit haben.

Echte Radprofis mögen über diese „Tour der Bekloppten“ milde lächeln. Für drei mittelprächtig ambitionierte Freizeit-Mountainbiker aber ist das Projekt durch die so verdammt schönen Wälder des Sauerlandes eine Herausforderung. Eine, die uns spätestens am Kahlen Asten an die Grenzen dessen bringen sollte, was man einem durchschnittlich trainierten Körper so zumuten mag. Beine und Po funken permanent ans Großhirn und stellen nur diese Fragen: „Warum machst du das?“ Und: „Bist du eigentlich bekloppt?“ Das Hirn allerdings hat da längst auf Stand-by geschaltet und malt schon seit zwei Stunden die Fata Morgana eines kühlen Weizenbiers mit Schaumkrone.

Tourdaten im Internet hinterlegt

Die „Tour der Bekloppten“, die man unter diesem Titel zwar in keinem Reiseführer, aber im Internet (Wanderweg X6 und Ruhrtalradweg) finden kann, ist (wenn man die Meinung der eigenen Körperteile mal kurz ausblendet) absolut empfehlenswert. Auch für Menschen, die nicht so bekloppt sind und glauben, fast 3000 Höhenmeter (quasi einmal die Zugspitze hinauf) an einem Tag, dem des Hinwegs, bewältigen zu müssen. Diese Tour lässt sich aufteilen in viele Etappen. Was dazu führt, dass auch ungeübtere Radfahrer (Bio-Biker oder E-Bike-Radler) sie problemlos bewältigen können.

Hagen- Mit dem Fahrrad bis nach Winterberg

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Mag die „Tour der Bekloppten“ dann ihren namentlichen Ursprung verlieren – es ist ja kaum als bekloppt zu bezeichnen, wenn man sich für diese Strecke vier bis sechs Tage Zeit nimmt oder sich nur einzelne Abschnitte vornimmt –, so hat ein Radeln in Etappen einen riesigen Vorteil: Man hat mehr Zeit, diese Fahrt zu genießen.

Die Heimat am Horizont

Soweit der Blick reicht: Die Aussicht von der Hohen Bracht ist ein Traum.
Soweit der Blick reicht: Die Aussicht von der Hohen Bracht ist ein Traum. © Michael Peyinghaus

Dazu gibt es reichlich Gelegenheit, wenn am frühen Morgen beim Anstieg Richtung Lüdenscheid die ersten Sonnenstrahlen die kalkweißen Radlerbeine sanft erwärmen. Wenn man oben an der Nordhelle den Ausblick genießt und irgendwo am Horizont die Heimat Breckerfeld vermutet. Oder wenn man den Aufstieg zur Hohen Bracht gemeistert hat, sich fühlt wie einst Miguel Indurain in Alp d’Huez, ermattet auf einem Apfelstück herumkaut und einfach nur versonnen den Blick in die Ferne schweifen lässt.

Dazu kommen all die Sehenswürdigkeiten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) entlang der Strecke, die in Teilen wie die Burg Schnellenberg (ziemlich nobel und teuer) oder die Burg Bilstein (Jugendherberge, sehr solide und günstig) sogar Gelegenheit für eine außergewöhnliche Übernachtung bieten. Weitere Highlights nur in aller Kürze: die Versetalsperre, der Biggesee nebst Staudamm in Attendorn, der Rothaarsteig, der auf den letzten Kilometern vor Winterberg über einen Höhenkamm parallel mit dem Robert-Kolb-Weg (Wanderweg X6) verläuft und natürlich Winterberg.

Die Ruhrquelle als Zwischenziel

Ein Zwischenziel, in dem der Weizentraum am Abend in einer Pizzeria Wirklichkeit wird, das wir auf der „Tour der Bekloppten“ schon nach einer Nacht verlassen, das aber für einen wesentlichen längeren Aufenthalt in Frage kommt. Immerhin: Die Ruhrquelle nehmen wir am Morgen von Tag zwei mit. Nach leichtem Anstieg ist sie der Startpunkt der zweiten Etappe.

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Der Vorteil für all jene, die den Ruhrtalradweg vom Dach NRWs aus starten: Es geht bergab. Bis auf ein paar kurze (aber durchaus knackige) Anstiege ausschließlich bergab. Die Strecke ist nahezu perfekt ausgeschildert. Und die Fahrt durch das Tal und die Dörfchen kommt einem Besuch in einem kleinen Paradies gleich – der Sauerländer neigt dazu, sein Dorf herauszuputzen. Kein Müll, fein frisierte Vorgärten, und dann scheint auch noch permanent die Sonne. Hier scheint die Welt noch in Ordnung...

Eine Fahrrad-Rundreise der Gegensätze

Immer mit Kontakt zum Fluss: der Ruhrtalradweg.
Immer mit Kontakt zum Fluss: der Ruhrtalradweg. © Michael Peyinghaus

Pausen und Abstecher lohnen sich durchaus und sind jederzeit möglich, wenn man es nicht mit den „Bekloppten“ hält. Olsberg, Bestwig, Meschede, Arnsberg, Ense, Wickede, Menden, Fröndenberg, Iserlohn, Holzwickede, Schwerte und schließlich Hagen liegen mehr oder weniger direkt an der Strecke. Sehenswürdiges: reichlich.

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Weil die „Tour der Bekloppten“ eine Rundreise ist, zweigen wir am Hengsteysee ab. Kleine Fahrt durch Hagen, die die „Tour der Bekloppten“ zu einem der Gegensätze (Sauerland-Dörfchen contra Eckesey) werden lässt. Entlang der Volme. Zurück am Startpunkt. Rund 36 Stunden, nachdem wir aufgebrochen sind.

Schön bekloppt. Noch ein Weizen bitte.