Hagen. Die Stadt Hagen will das Theater vorerst nicht öffnen und lehnt ein entsprechendes Konzept ab. Für diese Entscheidung erntet sie auch Kritik.

Dr. Klaus Fehske ist Beiratsmitglied im Theaterförderverein, er sitzt im Aufsichtsrat des Theaters sowie im Kulturausschuss und ist Vorstand der Bürgerstiftung. In diesem Fall aber spricht der Apotheker, wie er betont, als „kulturinteressierter Bürger und überzeugter Demokrat“. Und zwar darüber, dass sich Verwaltungsvorstand und Krisenstab vor dem Hintergrund einer erhöhten Infektionsgefahr gegen eine Öffnung des Theaters ausgesprochen haben.

Wie denken Sie über diese Entscheidung?

Der Beschluss ist unverständlich und sollte kurzfristig kritisch überprüft und nachgebessert werden. Der Bundespräsident hat beim Jubiläumskonzert der Berliner Philharmoniker gesagt: „Kultur ist Lebensmittel!“ Auch die NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat darauf hingewiesen, „Die vergangenen Wochen haben auf schmerzliche Weise deutlich gemacht, wie sehr Kultur in unserem Alltag gefehlt hat“ und hat unserem Theater 1,2 Millionen für sein Marketing-Konzept zur Verfügung gestellt.


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Aber die Besucher sitzen im Theater eng beieinander...

Überall werden kreative Lösungen zur stufenweise Öffnung überlegt und umgesetzt: in der Gastronomie, in Einkaufszentren, in Kitas, in Sport- und Kosmetikstudios, sogar für Chöre – das benachbarte Theater in Siegen öffnet am 4. Juni wieder unter dem Motto „Menschen spielen für Menschen - der Mensch lebt nicht vom Supermarkt allein!“ Die Kulturminister der Länder haben sich auf Eckpunkte zur Wiedereröffnung von Theatern und Kinos geeinigt. Warum soll dann hier rein gar nichts möglich sein?


Ist das Theater denn auf eine Öffnung vorbereitet?

Unser als „bestes Theater außerhalb der Metropolen“ ausgezeichnetes Theater hat ein gutes Hygiene-Konzept für die vorsichtige Öffnung im Juni mit einer auf 100 Besucher begrenzten Kapazität ausgearbeitet. Wenn das nicht ausreicht, müssen wir Bürger erwarten können, dass Verwaltung und Theater gemeinsam konstruktiv ein tragbares Konzept auch für das Ansehen unserer Stadt erarbeiten.


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Also fürchten Sie um den guten Ruf des Hauses?

Wenn Gremien dieses Konzept nun pauschal ablehnen, statt sich an einer konstruktiven, kreativen Nachbesserung zu beteiligen, schadet dies nicht nur dem Theater und der kulturhungrigen Bevölkerung sondern mal wieder dem Ansehen unserer Stadt – und nebenbei dem Ruf der vielen lösungsorientierten Mitarbeiter unserer Stadt.


Sie äußern sich ja bewusst als „überzeugter Demokrat“. Wie steht denn das in Zusammenhang mit der andauernden Schließung?

Den über 300 Theatermitarbeitern, die sich auf die stufenweise Öffnung vorbereitet haben, leichtfertig quasi ein Berufsverbot zu erteilen durch pauschale Alters-Diskriminierung der Theaterbesucher widerspricht unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung – zumal niemand weiß, welche Zuschauer eigenverantwortlich die ersten Kleinvorstellungen besuchen.