Hohenlimburg. Für den Neustart von Chorproben fehlt es an verbindlichen Vorgaben. Wie Chöre aus Hohenlimburg zum Probe-Betrieb zurückkehren wollen
Nah zusammenstehen und den Atem weit heraustragen: Für Chorgesang ist genau das notwendig, was derzeit gefährlich sein kann. Die Abstandsregeln, die Corona-Infektionen begrenzen sollen, stellen hiesige Chöre jedoch vor Probleme. "Gerade Chorgesang braucht Nähe“, sagt Thomas Böckmann vom Vokalensemble Vigholin, „und das geht weder mit Maske noch mit großen Abständen.“
Rund 40 Sängerinnen und Sänger umfasst das Vokalensemble Vigholin, deren letzte Probe bereits zwei Monate zurückliegt. „Das soziale Leben in dieser Richtung ist weg – das ist schon hart“, sagt Böckmann, der seit bald 50 Jahren in dem Chor mitsingt. Der Austausch bei den Proben im Paul-Gerhardt-Haus und der gemeinsame Gesang fehle vielen Mitgliedern sehr. Unterkriegen will sich das Ensemble von der Situation aber nicht.
Digitale Proben in Einzelgruppen
Angesichts der Lockerungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen überlegt man nun auch bei Vigholin, wie die Rückkehr zu regelmäßigen Chorproben aussehen könnte. „Wir denken über eine stimmweise Proben per Videokonferenz nach“, sagt Böckmann. Denkbar sei, den Chor in kleine Einzelgruppen zu teilen, sodass sich allein der Sopran, Alt, Bass oder die Tenorstimmen digital zum Gesang am Bildschirm treffen. Auf direkte Treffen verzichte die Gruppe zumindest bis nach den Sommerferien. „Wie es dann weitergeht hängt davon ab, wie sich die Situation entwickelt.“
Ähnlich zurückhaltend äußert sich auch Norbert Lemanczyk, Vorsitzender vom Elseyer-Nahmer-Männerchor. Dabei feiert der Nahmer Chor, der einst mit den Elseyern fusionierte, in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. „Wir gehen aber davon aus, dass dies ein sehr ruhiges Jahr wird“, sagt Lemanczyk. Mindestens bis zum 11. August hält der Chor die Proben zurück und orientiert sich dabei an einer Empfehlung vom Chorverband NRW. Dieser rät bis dahin allenfalls zu Proben in Teilgruppen bis maximal 6 Personen – und mit sechs Metern Abstand untereinander. „Das ist keine Lösung für uns. Wir halten lieber noch die Füße still“, meint Lemanczyk, „und hoffen, dass wir zumindest das Konzert zum Jahresabschluss in der Bonifatius-Kirche singen können. Vielleicht.“ Um in der Zwischenzeit die Kontakte zu Sangesbrüdern zu pflegen, ist der Vorstand kreativ geworden: „An Ostern haben wir von jedem Chormitglied ein Foto daheim gemacht, natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln“, sagt Lemanczyk. „Aus den Bildern haben wir eine Fotocollage gemacht, die wir kommende Woche an alle Mitglieder verteilen wollen.“
Mitglieder vermissen die Gemeinschaft
Der direkte Austausch und die Geselligkeit im Chor vermisst auch Elisabeth Asmuth. Sie gehört zum Leitungsteam des Kirchenchors St. Bonifatius. „Die Chorproben waren immer ein fester Termin der Woche. Das fehlt unseren Mitgliedern sehr.“ Video-Konferenzen seien keine Lösung, weil vielen schlicht die technischen Kenntnisse und Möglichkeiten fehlten. „Wir überlegen aber, ob Proben im Freien vielleicht eine Möglichkeit wären“, sagt Asmuth, „oder zumindest ein Treffen in gewissem Abstand, damit man sich mal wieder sieht und unterhalten kann.“ Auch Asmuth glaubt nicht, dass der Chor bis zum Sommer wieder proben kann. „Vielleicht geht es im Herbst weiter – dann beginnt die Vorbereitung für die Weihnachtszeit.“
Chorverband bietet Hilfe an
Bisher gibt es keine verbindlichen Empfehlungen oder einen gesetzlichen Rahmen, wie Chorproben wieder stattfinden können. Der Chorverband NRW rät zu digitalen Proben und bietet Chören Hilfestellung an.