Hohenlimburg. Dem Werkhof geht es schlecht. So schlecht, dass ein schneller Kredit helfen muss. Die Stadt wird einen Stufenplan zur Sanierung erstellen.
Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Werkhof steht unter hohem finanziellen Druck. Ob eine umfassende Sanierung der Werkhof GmbH, die sich um die Themen Integration und Bildung kümmert, aber auch die beliebten Sozialkaufhäuser betreibt, nach überstandener Coronavirus-Krise notwendig sein wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. In nichtöffentlicher Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses wurde einstimmig entschieden, einen Stufenplan zu entwickeln, um den Werkhof liquide zu halten. Bis dahin hilft die Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, unter deren Dach der Werkhof firmiert, mit einem 500.000-Euro-Schnell-Kredit weiter.
Lage schon im vergangenen Mai sehr besorgniserregend
Schon im vergangenen Mai hatte unsere Zeitung berichtet, dass der Werkhof auf wackeligen Füßen steht. Mit einem eindringlichen Appell an die städtischen Tochterunternehmen, den Hagener Werkhof bei der Vergabe kleinerer Aufträge konsequenter zu berücksichtigen, hatte der Haupt- und Finanzausschuss damals versucht, die wirtschaftliche Situation der kommunalen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu stabilisieren. Der Werkhof ist das Hagener Instrument zur Etablierung und Steuerung eines zweiten Arbeitsmarktes, das Ende der 1990er-Jahre ins Leben gerufen wurde. Er bietet eigene Beschäftigungsverhältnisse an, beispielsweise in den Werkstätten von „Möbel & mehr“, oder führt mit eigenem Personal Maßnahmen mit Dritten im Auftrag von Arbeitsagentur oder Jobcenter durch. Im Mittelpunkt steht dabei die arbeitsmarktliche Integration von Langzeitarbeitslosen sowie die Förderung sozial benachteiligter Menschen. Dazu dienen an verschiedenen Standorten Arbeits- und Ausbildungsprojekte im sozialen, handwerklichen, städtebaulichen und Recyclingbereich.
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Das Kulturzentrum Werkhof an der Herrenstraße in Hohenlimburg wird vom Werkhof e. V. betrieben. Der eingetragene Verein besitzt Immobilien wie das Kulturzentrum in der Herrenstraße und Gebäude in der Obernahmer. Dazu gehören die Wilhelm-Busch-Förderschule und die Krupp-Hallen. Der „e. V.“ ist eine Tochtergesellschaft der GmbH, die die Immobilien an der Herrenstraße und in der Obernahmer anmietet.
Rückenwind durch Flüchtlingswelle
Zusätzlichen Rückenwind erfuhr der Werkhof während der letzten Flüchtlingswelle. Vor allem das „Möbel & mehr“-Angebot spielte dem Werkhof in dieser Phase in die Karten, weil aus dieser günstigen Bezugsquelle zahlreiche Wohnungen preiswert ausgestattet werden konnten. Dabei stand für die hauptamtlichen Mitarbeiter des Werkhof-Teams immer im Fokus, Menschen wieder an den ersten Arbeitsmarkt herauszuführen. Doch in den vergangenen beiden Jahren hatte sich die Auftragslage deutlich abgekühlt: weniger Maßnahmen von Jobcenter und Agentur für Arbeit, geringere Umsätze bei „Möbel & mehr“. Es entstanden in der Jahresbilanz jeweils Minus-Beträge in niedriger sechsstelliger Höhe, die aus Rückstellungen ausgeglichen werden konnten.
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In der Zentralverwaltung stand 2019 ein Minus von rund 445 Euro zu Buche. Die Ergebnisse in der Obernahmer (Minus 62.000 Euro) und in Iserlohn (Minus von 52.000 Euro) drücken das Ergebnis zusätzlich. Zwar ist die Möbelsparte noch sehr gefragt, doch fuhr man hier zum Beispiel im Jahr 2014 noch ein Plus von 562.000 Euro ein. 2019 waren es nur noch 111.000 Euro.
In einer Liquiditätsprognose für des Werkhofes für das laufende Jahr werden aktuell vor dem Hintergrund der Corona-Krise zwei Szenarien zugrunde gelegt. Szenario eins geht von Regie- und Personalkostenzuschüssen in Höhe von 75 Prozent aus, während in Szenario zwei lediglich mit 50 Prozent geplant wird. In Szenario eins steht am Jahresende ein Minus von 438.000 Euro, in Szenario zwei von 758.000 Euro.
Seit dem 27. April sind die Möbelhäuser des Werkhofs wieder geöffnet und für Kunden zugänglich. Werkhof-Geschäftsführer Jürgen Scheper war für eine Stellungnahme gestern für unsere Zeitung nicht zu erreichen.