Hagen. . Die Politik appelliert an die Stadttöchter, die Hagener Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Werkhof mit Aufträgen zu berücksichtigen.
Mit einem eindringlichen Appell an die städtischen Tochterunternehmen, den Hagener Werkhof bei der Vergabe kleinerer Aufträge konsequenter zu berücksichtigen, hat der Haupt- und Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung versucht, die wirtschaftliche Situation der kommunalen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu stabilisieren.
In der Vergangenheit hatte es schon wiederholt Schwankungen bei der Zuweisung von Aufträgen an das Werkhof-Team gegeben, so dass die Gesellschaft in der Ära Dehm organisatorisch unter das Dach der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG) geschoben wurde, wo mit einem Überbrückungskredit die wirtschaftliche Situation gesichert wurde. Außerdem ließen sich in dieser Konstellation viel einfacher Aufträge anderer städtischer Gesellschaften (Inhouse-Effekt) an den Werkhof vergeben.
Erster Arbeitsmarkt als Fokus
Zusätzlichen Rückenwind erfuhr der Werkhof während der jüngsten Flüchtlingswelle. Vor allem das „Möbel & mehr“-Angebot spielte dem Werkhof in dieser Phase in die Karten, weil aus dieser günstigen Bezugsquelle zahlreiche Wohnungen preiswert ausgestattet werden konnten. Dabei stand für die hauptamtlichen Mitarbeiter des Werkhof-Teams immer im Fokus, Menschen wieder an den ersten Arbeitsmarkt herauszuführen.
Doch in den vergangenen beiden Jahren hatte sich die Auftragslage deutlich abgekühlt: weniger Maßnahmen von Jobcenter und Agentur für Arbeit, geringere Umsätze bei „Möbel & mehr“. Es entstanden in der Jahresbilanz jeweils Minus-Beträge in niedriger sechsstelliger Höhe, die aus Rückstellungen ausgeglichen werden konnten.
Gefahr der Überschuldung
Da auf lange Sicht die Situation einzutreten drohte, dass das Eigenkapital der Gesellschaft aufgezehrt wird und es zu einer Überschuldung kommt, formulierte die Politik jetzt den eindringlichen Appell an die heimischen Betriebe, die Chancen des Werkhofes konsequenter zu nutzen.
Instrument zur Steuerung des zweiten Arbeitsmarktes
Der Werkhof ist das Hagener Instrument zur Etablierung und Steuerung eines zweiten Arbeitsmarktes, das Ende der 1990er-Jahre ins Leben gerufen wurde.
Der Werkhof bietet dabei zum einen eigene Beschäftigungsverhältnisse an, beispielsweise in den Werkstätten von „Möbel & mehr“, oder führt mit eigenem Personal Maßnahmen mit Dritten im Auftrag von Arbeitsagentur oder Jobcenter durch.
Im Mittelpunkt steht dabei vorzugsweise die arbeitsmarktliche Integration von Langzeitarbeitslosen sowie die Förderung von sozial benachteiligter Menschen.
Dazu dienen an verschiedenen Standorten Arbeits- und Ausbildungsprojekte im sozialen, handwerklichen, städtebaulichen und Recyclingbereich.
Zumal das novellierte Teilhabechancengesetz (§16i des Sozialgesetzbuches II) jetzt neue Möglichkeiten zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen eröffnet. Erstmals müssen die regulär geförderten Arbeitsplätze (Lohnzuschuss bis zu 100 Prozent) nicht ausschließlich wettbewerbsneutral, zusätzlich und gemeinnützig sein.
Dieses neue Regelinstrument zur sozialen Teilhabe bedeutet somit einen Paradigmenwechsel in der Politik zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Hintergrund ist der Versuch, Menschen in passende Beschäftigungsverhältnisse zu bringen und damit gleichzeitig einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten. Zum Beispiel durch Abgabe von einfachen Arbeiten, die Fachkräfte im Unternehmen entlasten oder die Heranführung an erhöhte Anforderungen über einen langen Förderzeitraum ermöglichen.
Gute Bedingungen für Arbeitslose
Und das nicht bloß bei kommunalen Unternehmen und Trägern, sondern auch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. „Allerdings bietet eine spezialisierte Einrichtung wie der Werkhof hier in puncto Anleitung sicherlich die besseren Rahmenbedingungen für Menschen, die seit Jahren aus dem klassischen Rhythmus eines Arbeitslebens raus sind“, betont CDU-Ratsherr Willi Strüwer, der auch im Aufsichtsrat der Gesellschaft sitzt. „Außerdem ergibt sich für städtische Unternehmen der Vorteil, über den sozialen Arbeitsmarkt zusätzliche kommunale Dienstleistungen erbringen und die berufliche Perspektive für Langzeitarbeitslose erheblich verbessern zu können.“
Für Kommunale Töchter wie den WBH (Entkernung von Immobilien in Wehringhausen oder Grünschnittarbeiten), Gebäudewirtschaft (Sanierungsarbeiten in Schulen) oder auch den HEB (Stadtsauberkeit) gebe es sicherlich reichlich Aufgabenfelder, so die Haltung der Politik, für die es auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt kaum Betriebe gibt, die diese Jobs angesichts der guten Auftragslage noch übernehmen. Geschäftsführer Ralph Osthoff steht aktuell nicht für ein Interview zu Verfügung.