Breckerfeld. 100 Kilometer in 24 Stunden legen Teilnehmer beim Mammutmarsch zurück. In der Corona-Krise wird im Wohnzimmer gewandert.

Er lächelt. Ein bisschen spitzbübisch, ein bisschen schelmisch, aber irgendwie auch entspannt. Er lächelt auch in der Corona-Krise, die ihm und seinem Team mal einen richtigen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Denn Bastian Kröhnert-Ferron organisiert das Event Mammutmarsch. Gestrichen...

Er organisiert es nicht einmal, sondern gleich mehrmals pro Jahr in diversen Städten. Eine Massenveranstaltung, bei der Menschen innerhalb von 24 Stunden ohne Schlaf 100 Kilometer wandern – eigentlich über Straßen und Wege, was ja schon eine verrückte Idee ist. Jetzt aber marschieren die Teilnehmer zum Teil um den eigenen Wohnzimmertisch.

Wanderung von Witten zum Biggesee

Ein Sonderlob zur Halbzeit: Diese Teilnehmerin hat 50 Kilometer im eigenen Garten geschafft.
Ein Sonderlob zur Halbzeit: Diese Teilnehmerin hat 50 Kilometer im eigenen Garten geschafft. © Mammutmarsch | Mammutmarsch

Bastian Kröhnert-Ferron lächelt ein bisschen spitzbübisch, weil es doch völlig absurd klingt, was aus jener Veranstaltung geworden ist, die er vor 13 Jahren mit einer ersten Wanderung von Witten bis zum Biggesee quasi erfunden hat. „2013“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron, „haben wir dann in Berlin den ersten Mammutmarsch auf die Beine gestellt. 17 Menschen haben damals mitgemacht.“

Aus der Idee aber ist längst eine Bewegung geworden. Mammutmärsche, die Kröhnert-Ferron und sein Team organisieren, gibt es quer durchs Ruhegebiet, in Hamburg, Berlin, Wien, Kopenhagen... „In der Regel suchen wir nach Orten, in denen viele Menschen leben“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron.

Gemeinschaft wird geschaffen

Angekommen: Diese Teilnehmerin hat das Ziel auf ihrem Balkon erreicht.
Angekommen: Diese Teilnehmerin hat das Ziel auf ihrem Balkon erreicht. © Mammutmarsch | Mammutmarsch

Und weil sich im Laufe der Jahre eine regelrechte Gemeinschaft rund um die Extremwanderungen gebildet hat, sind Mammutmärsche Großveranstaltungen. Und damit in der Corona-Krise bis mindestens zum 31. August verboten. Im letzten Jahr haben rund 25.000 Leute bei zehn Events mitgemacht“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron. „Das ist schon Wahnsinn.“

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Fühlen sich die Mitglieder der Wander-Community zumindest auf diesem offiziellen Weg ausgebremst – abgesagt wurde unter anderem ein Marsch, der am 11. April im Landschaftspark Duisburg starten sollte, so stoppt das auf keinen Fall ihren Ideenreichtum und die Lust, etwas völlig Verrücktes auf die Beine zu stellen. „Wir haben im Team überlegt, was wir trotz und gegen Corona tun können“, sagt Kröhnert-Ferron. Ergebnis: die Extremwanderung daheim.

Bis zu 100 Kilometer durch das eigene Wohnzimmer

Das Konzept geht auf. „Die Teilnehmer wollen trotz der Absage diverser Events wandern“, sagt Basti Kröhnert-Ferron, „also haben wir den Mammutmarsch zu den Menschen nach Hause verlegt – sie wandern jetzt bis zu 100 Kilometer durch die eigene Wohnung, durch das Treppenhaus oder im eigenen Garten – unglaublich.“

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„#hikeathome“ heißt ein Hashtag, auf dem die Teilnehmer im sozialen Netzwerk Instagram mit Bildern und ein paar Worten ihre Geschichten rund um den Mammutmarsch in oder rund um die eigenen vier Wände erzählen. „Wir wollten eben auch daraus ein richtiges Event machen“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron, „eines, das man trotz offiziellen Veranstaltungsverbots durchführen kann. In aller Regel gehen die Teilnehmer in ihrem eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung an den Start. Den Garten kann das durchaus mit einschließen.“

Mammutmärsche unter #hikeathome

Gar nicht so leicht, den Überblick darüber zu behalten, wie viele Runden man in den eigenen vier Wänden schon gedreht hat.
Gar nicht so leicht, den Überblick darüber zu behalten, wie viele Runden man in den eigenen vier Wänden schon gedreht hat. © Mammutmarsch | Mammutmarsch

Zum Start der Aktion am 11. April gab es einen Livestream auf Youtube. Parallel gibt es einen Fotowettbewerb auf der Seite www.mammutmarsch.de/foto-wettbewerb. Hier laden die Teilnehmer Bilder ihres persönlichen Marschs hoch. „Das ist schon abgefahren“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron, „manche haben sich von unserer Homepage Wegweiser und Schilder heruntergeladen und die in ihrer Wohnung aufgehängt. Einige haben ihren Kühlschrank zu ,Verpflegungsstation’ erklärt.“

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Ein zweiter Marsch ist am 18. April über die Bühne gegangen. Es gibt Videos von Zieleinläufen, Urkunden zum Download für alle, die mitgemacht haben.

Die Höhe des Stargelds haben die Teilnehmer selbst festlegen dürfen. „Wir werden es komplett für den Kampf gegen Corona spenden“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron.