Lennetal. Angehende Mechatroniker fertigen zum Schutz gegen Corona an 3-D-Druckern luftdurchlässige Visiere, die in der Intensivmedizin eingesetzt werden.
Die beiden 3-D-Drucker arbeiten derzeit rund um die Uhr. Und auch die vier Azubis sind momentan an kaum einem anderen Arbeitsgerät zu finden. Die Rede ist vom Briefzentrum der Deutschen Post an der Buschmühlenstraße 18, in dem vier angehende Mechatroniker Schutzvisiere für die Intensivmedizin fertigen - auf herkömmlichen 3-D-Druckern.
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80 dieser durchsichtigen, luftdurchlässigen Visiere haben die jungen Männer in den vergangenen Tagen bereits hergestellt, 520 werden noch folgen.
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Wie es dazu kam, dass sich die Azubis, die sich normalerweise in ihrer dreieinhalb jährigen Ausbildung mehr mit der Wartung, Reparatur und Inspektion der Briefsortiermaschinen und der Fertigung entsprechender Ersatzteile beschäftigen, nun für Ärzte und Pflegepersonal in Krankenhäusern in der Region Gesichtsschutzvisiere fertigen?
Ausbilder Philipp Otto hatte die Idee
Niederlassungsleiter Karl-Heinz Behrens lächelt mit ein wenig stolz im Gesicht: „Die in der Corona-Zeit geborene wirklich gute Idee hatte unser Ausbilder Philipp Otto in seinem Urlaub.“
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Durch den Corona-Virus war Philipp Otto wie so viele Ende März zum „Zwangsurlaub zu Hause“ verdonnert. „Ich hörte, dass diese Visiere in Ergänzung zur weiteren Schutzausrüstung, sprich, Sichtschutz und Maske, in Kliniken dringend benötigt werden. Ein Freund brachte mich auf den Gedanken, diese Visiere auf dem 3D-Drucker zu fertigen“, erläutert der Betriebstechniker.
Philipp Otto hat sich das Okay vom Niederlassungsleiter geholt und mit seinen Azubis gesprochen, „sie waren von der Idee, zu helfen, gleich angetan. Außerdem findet derzeit ja auch kein Berufsschulunterricht statt.“ Der Startschuss für die Fertigung fiel und die (natürlich Post-gelben) Halterungen für die Schutzvisiere wurden geprintet.
Zwei Visiere in vier Stunden
„In vier Stunden schaffen die beiden 3-D-Drucker zwei Bügel mit Haltevorrichtungen und Noppen, an denen dann ein Gummiband und das durchsichtige Visier angebracht werden“, erläutert Julian Dworaczek. Der 21-Jährige absolviert momentan das dritte Ausbildungsjahr zum Mechatroniker und gehört zum „engagierten Visier-Fertigungs-Kleeblatt“.
Ein Vorteil der nicht kommerziell ausgerichteten Hilfsaktion: Ein 3-D-Drucker war bei der Deutschen Post bereits vorhanden, bevor die Corona-Krise ausbrach. „An einem solchen Gerät können alle Ausbildungsinhalte – Mechanik, Elektrik und Steuerungstechnik - vermittelt werden“, erläutert Philipp Otto und ergänzt: „Einen weiteren 3-D-Drucker haben wir dann schnell angeschafft.“ Ein Bauteil, mit dem besagte Visiere gefertigt werden können, gab es als Vorlage im Internet, dann wurde ein Programm zum Schichtendrucken geladen. „Vereinfacht gesagt, arbeiten wir nach dem Prinzip Heißklebepistole. 80 gerade einmal 0,28 Millimeter starke Schichten werden übereinander gelegt.“
Die Materialkosten (den Arbeits- und Maschinenaufwand nicht mit gerechnet) liegen für ein Visier bei unter 2 Euro, verkauft wird der professionelle Gesichtsschutz, der von Ärzten und Pflegern auf Intensivstationen getragen wird, meist für über 50 Euro pro Stück.
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Nachfrage nach Gesichtsschutz groß
Die ersten Visiere gingen als Spende bereits an das Johanneskrankenhaus in Hagen und an das Knappschaftskrankenhaus in Bochum, weitere werden an Einrichtungen in der Region gegeben. „Zunächst hatten wir geplant, insgesamt 300 Visiere für den Intensivmedizinbereich zu spenden“, sagt Niederlassungsleiter Karl-Heinz Behrens. Er unterstützt die Aktion der jungen Mitarbeiter ausdrücklich und stellt die notwendigen Mittel zur Verfügung. „Aufgrund der Dringlichkeit, der großen Nachfrage und etlicher eingehender Anfragen von Krankenhäusern aus der Nähe werden wir die Produktion jedoch noch eine Zeit lang weiterführen, so dass wir 12 Krankenhäuser mit insgesamt 600 Masken unterstützen können“, verspricht Behrens.