Olpe/Hagen. Corona trifft die für das Sauerland so wichtige Tourismusbranche mit voller Härte. Schätzungen sehen immense Verluste. Die Lage sei prekär.

Die Zahlen sprechen Bände: Angesichts der Corona-Krise rechnet die Tourismusbranche im Sauerland allein für den Zeitraum Mitte März bis Ende Juni mit drei Millionen weniger Übernachtungen als im Vorjahr, 18 Millionen weniger Aufenthaltstagen und einem Einbruch der Nettowertschöpfung um 250 Millionen Euro.

Der damit verbundene Steuerausfall für die Kommunen beträgt 13 Millionen Euro. Damit verbindet sich das Schicksal von tausenden Arbeitsplätzen in der Branche. „Und das sind nur vorsichtige Schätzungen“, sagt Thomas Weber, Geschäftsführer von Sauerland-Tourismus. Sollte der Reise-Stopp verlängert werden, fürchten zahlreiche Unternehmen um ihre Existenz, zumal schon die Wintersaison ins Wasser gefallen ist.

Bürger sollen auf privat Reisen verzichten

Nach den Beschlüssen von Bund und Ländern sollen die Menschen vorerst weiter auf private Reisen verzichten. Das gilt auch für überregionale touristische Tagesausflüge. Übernachtungsangebote im Inland sollten nur für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt werden.

Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftsbranchen im Sauerland. Einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge erwirtschaftet er einen jährlichen Bruttoumsatz von etwa 1,7 Milliarden Euro.

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„Das gesamte Gastgewerbe der Region befindet sich in einer prekären Lage“, betont Theo Melcher, Vorstandsvorsitzender des Sauerland-Tourismus. Er hat einen Brandbrief mit drei zentralen Forderungen an die Landesregierung und die heimischen Landtagsabgeordneten formuliert.

  • Erstens: Die Branche benötige dringend ein Zuschussförderprogramm. „Kredite reichen nicht mehr aus“, sagt Melcher. Viele Betriebe hätten die Rücklagen bereits aufgebraucht.
  • Zweitens: Das Gewerbe fordert von der Politik eine Zukunftsperspektive, um sich auf alle Eventualitäten vorbereiten zu können. Die Betriebe wollen wissen: Wann können wir wieder öffnen?
  • Drittens: Nach dem Ende der Krise sei der Tourismus auf Unterstützung beim Marketing angewiesen. Melcher: „Wir brauchen Mittel für eine Naherholungsstrategie.“

Hoffnung auf Zeit nach der Krise

Auch Thomas Weber blickt schon nach vorn. „Wenn das alles überstanden ist, dann wird die Sehnsucht größer sein, die grünen Regionen zu besuchen“, sagt er. „Naherholungsgebiete vermitteln Sicherheit, Freiheit und Entspannung.“ Der Tourismus in der Region setze schon länger auf den Standortfaktor Gesundheitsförderung. Das könne sich nun auszahlen. „Wir erhalten nach der Krise eine ganz neue Legitimität“, sagt Weber.