Hagen. Es hätte ein Festival-Sommer in der Region werden sollen. Doch jetzt fällt wegen Corona alles aus. Ein Überblick für Sauerland und Ruhrgebiet.

Es hätte der große Festivalsommer werden können: Stars wie Mark Forster, Sarah Connor, Tom Jones oder Nico Santos sollten nach Südwestfalen kommen. Mit dem Biggesee-Open-Air hätte sogar eine verheißungsvolle Festival-Premiere ins Haus gestanden. Doch aus all dem wird nichts: Das Coronavirus sorgt für Stille. Alle Hoffnung der Veranstalter ist spätestens dahin, seit ein Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August beschlossen wurde. Eine Übersicht für das Sauerland, Hagen, Siegen-Wittgenstein und das Ruhrgebiet:

Seinen 30. Geburtstag hätte „Kultur pur“ in diesem Jahr feiern sollen. Doch das traditionsreiche Festival mitten in der Natur in Hilchenbach-Lützel an Pfingsten ist abgesagt. Immerhin: Die Veranstalter können schon einen neuen Termin präsentieren. Mit fast dem gleichen Programm (unter anderem Mark Forster) hofft man vom 18. bis 24. Mai 2021 an den Start gehen zu können.

Silbermond, Wincent Weiss und Mark Forster hätten bei der Premiere des Biggesee-Open-Airs an zwei Wochenenden im Juni unter anderem spielen sollen. Auch hier hoffen die Veranstalter das Ganze ein Jahr später wiederholen zu können. Ob mit dem gleichen Programm ist noch offen. Abgesagt worden ist auch das Bautz-Festival in Lüdenscheid am 28. und 29. August. Hier hätte unter anderem Nico Santos auftreten sollen.

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„Wir werden Sie in diesem Sommer nicht in Winnetous Welt entführen können“, muss Philipp Aßhoff, der Geschäftsführer des Elspe-Festivals in Lennestadt den Fans der Freilichtbühne erklären. Mehr als 200.000 Besucher kommen sonst jährlich, die wirtschaftlichen Folgen seien daher noch gar nicht absehbar. Von einer „möglicherweise existenzbedrohenden Lage“ spricht der Geschäftsführer. Aber immerhin schaut er auch schon konkret in das kommende Jahr: Am 26. Juni 2021 soll die Premiere für die Karl-May-Inszenierung von „Der Ölprinz“ stattfinden. Und alle für 2020 erworbenen Tickets behalten ihre Gültigkeit.

Ein fester Bestandteil der Kulturlandschaft in der Region ist auch die Balver Höhle. Doch auch hier musste der Festspielverein die Reißleine ziehen und alles absagen: Die Familien-Inszenierung „Jim Kopf und Lukas, der Lokomotivführer“ sollte am 2. Mai Premiere feiern. Die letzte Aufführung war für den 7. Juni geplant. Auch die Beziehungsfarce „Gott des Gemetzels“ wird nicht inszeniert. Die Höhlen-Konzerte „We rock Queen“ und „Simon & Garfunkel Tribute“, beide für Juni vorgesehen, werden verschoben.

Die Freilichtbühne in Hallenberg tagt am Freitagabend, um endgültig zu entscheiden, ob die Passionsspiele abgesagt werden müssen. Die finden nur alle zehn Jahre statt. Im Juni hätte Premiere sein sollen.

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Hoffen und Warten auch im Freilichtmuseum Hagen. 60 Jahre wird es in diesem Jahr alt – für etliche Schulklassen und Familien gehört es eigentlich zum Pflichtprogramm. Doch ob und wann das Technik-Museum in diesem Jahr öffnen kann, ist noch unklar.

Doch all die Absagen treffen nicht nur Südwestfalen: Festival-Giganten wie Rock am Ring, Wacken, Hurricane und Parookaville wurde bereits wenige Stunden nach der Bundes-Verfügung über ein Verbot von Massenveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt. Und auch im Ruhrgebiet hagelt es Absagen.

Absagen im Ruhrgebiet

Definitiv abgesagt wurde gestern die Extraschicht, die Nacht der Industriekultur fürs gesamte Ruhrgebiet, die am 27. Juni an 50 Schauplätzen hätte stattfinden sollen und zu der 300.000 Besucher erwartet wurden. Abgesagt ist auch das beliebte Umsonst-und-draußen-Festival Bochum Total. 1:1 in das Jahr 2021 verschoben wurde das Zeltfestival Ruhr am Kemnader Stausee im Bochumer Süden bzw. Hattinger Norden, das vom 20. August bis zum 5. September geplant war; den genauen Terminplan für die 2021er-Ausgabe soll es Ende Mai, Anfang Juni geben – die Eintrittskarten bleiben praktischerweise gültig.

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In Dortmund hat die Stadt bereits die für den 24./25. Juli geplante Elektrodance-Sause Juicy Beats abgesagt; die traditionell für den 30. April anstehende Mayday soll eventuell im Herbst dieses Jahres stattfinden.

Der für den 11. bis 13 . Juni in Dortmund geplante Ruhr Reggae Summer im Revierpark Wischlingen ist bereits komplett abgesagt; das gleichnamige Festival in Mülheim, das vom 7. bis 9. August über die Bühnen gehen sollte, steht noch in den Sternen.

In Duisburg stehen die Chancen für das Traumzeit-Festival im Landschaftspark Nord bei Null, auch wenn die Stadt noch auf Verordnungen des Landes wartet. Auch in Gefahr ist das dortige, kaum minder beliebte Open-Air-Sommerkino.

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Dass Markus Söder von Volks- und Armin Laschet von Schützenfesten als typische Großveranstaltung sprechen, lässt Franz Xaver Ohnesorg als Intendant des Klavierfestivals noch hoffen. Schließlich stehen nach Pfingsten noch alle Konzerte des weltgrößten Pianistentreffen bislang normal auf dem Programm. Wie heikel die Lage ist, deutet der erfahrene Festivalmacher an: „In unsere Aufführungsorte fallen 20 verschiedene Gesundheitsämter.“ Nun warte man auf klare Vorgaben vom Land, bereite sich aber vorausschauend auf alle Szenarien vor.

Auch die Ruhrtriennale, um deren bislang für den 14. August geplanten Auftakt es ja bereits Diskussionen gibt (siehe Meldung rechts) weiß noch nicht, ob und inwieweit sie zu den Großveranstaltungen gezählt werden wird; man warte nun auf Vorgaben vom Land: „Wir reagieren flexibel“, so eine Sprecherin gestern, „und werden alles an Abstands- und sonstigen Regeln einhalten, was gefordert wird.“