Holthausen. Sie halten zusammen, sie sehen sich über den Gartenzaun und sie stimmen „Der Mond ist aufgegangen an“. Holthausen setzt ein Zeichen.
Morgens den Nachbarn über den Gartenzaun Bescheid gegeben, Mittags die Liedtexte in die Briefkästen geworfen und seitdem jeden Abend gemeinsam musiziert – durch eine Anregung der Evangelischen Kirche Deutschland rief das Hohenlimburger Ehepaar Angelika und Jochen Sabulowski in Holthausen in der Nachbarschaft zum gemeinsamen abendlichen Singen und Musizieren auf. Bereits seit über zwei Wochen stehen die Menschen dort jeden Abend um 19 Uhr in ihrem Vorgarten, auf dem Balkon oder der Terrasse und singen gemeinsam das Lied „Der Mond ist aufgegangen“, um den Zusammenhalt und die Zuversicht in der Pandemie zu zeigen.
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Eigentlich wären Jochen und Angelika Sabulowski bis zum vergangenen Sonntag auf Gran Canaria gewesen, doch wegen des Coronavirus entschied sich das Ehepaar die spanische Insel bereits am 19. März zu verlassen. Als sie daheim ankamen, erreichte die beiden eine Nachricht über das Handy: „Eine gute Bekannte hatte uns per WhatsApp die Mitteilung geschickt, dass die evangelischen Kirchen zum gemeinsamen Singen des Abendliedes aufgerufen hätten. Da wir in vielen anderen Zusammenhängen und auch im kirchlichen Rahmen als Gesangsduo auftreten, waren wir von dieser Idee sofort begeistert und haben sie noch am selben Abend umgesetzt“, sagt Angelika Sabulowski.
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Nachbarschaft benachrichtigt
So begannen die beiden, ihre Nachbarschaft telefonisch oder über den Gartenzaun über das Singen zu benachrichtigen, schrieben die Liedtexte auf und vervielfältigten sie und verteilten diese in den Briefkästen .
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Am gleichen Abend spielten sie zunächst eine Strophe des Abendliedes „Der Mond ist aufgegangen“ instrumental mit Flöte und Gitarre vor und sangen im Anschluss gemeinsam die Strophen. Von Tag zu Tag begannen sich die Vorgärten zu füllen: „Am ersten Abend waren nur die unmittelbaren Nachbarn unserer Reihenhäuser dabei. Aber es wurden täglich mehr. Am dritten Tag bekamen wir dann auch Unterstützung von einer Nachbarin mit ihrem Akkordeon“, sagte Sabulowski.
So wurde nicht nur von Abend zu Abend die Anzahl der Sänger größer, sondern auch das Liedrepertoire: „Inzwischen haben wir bei schönem Wetter das Repertoire erweitert und singen dann gemeinsam auch den irischen Reisesegen ‚Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein…‘ und auf besonderen Wunsch auch das Lied von Reinhard Mey „Über den Wolken“ mit dem so passenden Refrain ‚muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann, würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“
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Heilsame Wirkung
Dass das Ehepaar selbst große Freude an der Musik hat, ist für das „Balkonsingen“ von großem Vorteil. Sie erkennen im gemeinsamen Singen viele positive Aspekte, die angesichts der Pandemie helfen können: „In unserem Leben hat die Musik immer eine große Rolle gespielt, sowohl im privaten Bereich als auch im Beruf. Als Lehrer haben wir beide unsere Gitarren und Stimmen mit den Kindern eingesetzt. Da haben wir spüren können, welch heilsame Wirkung besonders das gemeinsame Singen hat.“
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Durch das Kontaktverbot ist der Termin des Musizierens neben der gemeinschaftlichen Bedeutung auch von struktureller Wichtigkeit: „Das Singen verstärkt unseren Zusammenhalt trotz räumlicher Distanz. Wir sehen jeden Abend, ob es allen gut geht; wünschen uns eine gute Nacht und verbleiben bis zum nächsten Abend“, sagen die Sabulowskis. Mittlerweile hat sich durch Angelika und Jochen Sabulowski auch in Haspe ein gemeinsames Musizieren etabliert. Nachdem die beiden Freunden per E-Mail und Whatsapp von der Aktion der berichteten, erweiterte sich die Aktion über Hohenlimburg hinaus.