Altenhagen. Die meisten Kindergärten in Hagen sind in der Krise geöffnet, bieten aber nur eine Notbetreuung an. Distanz zu Kindern – das geht gar nicht.

Normalerweise werden in der Rappelkiste 75 Jungen und Mädchen betreut. Aber was ist schon normal in Zeiten von Corona? Gerade einmal zwei Kinder werden derzeit täglich in der Tagesstätte an der Boeler Straße abgegeben. Antoni (3) und Amber (4) gehört die ganze Aufmerksamkeit der beiden Erzieherinnen, die ihren Dienst auch in Krisenzeiten vor Ort versehen.

„Es ist für uns alle eine außergewöhnliche Situation“, berichtet Katarzyna Cierson, die Leiterin des Kindergartens: „Aber das Team zieht mit. Und die meisten Eltern haben Verständnis dafür, dass wir ihre Kinder zurzeit nicht betreuen dürfen.“

Notbetreuung in 98 Hagener Kindergärten

So wie in der Rappelkiste stellt sich die Lage in fast allen der 105 Hagener Kindergärten dar. Nur sieben sind komplett geschlossen, die anderen bieten eine Notbetreuung für Kinder an, deren Eltern in systemrelevanten Berufen tätig sind.

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    „Der Vater oder die Mutter muss eine Unabkömmlichkeitsbescheinigung des Arbeitgebers vorlegen, dann darf das Kind weiterhin den Kindergarten besuchen“, berichtet Dirk Hannusch, Abteilungsleiter im Fachbereich Jugend und Soziales. Ärzte und Pflegepersonal gehören zu diesen Schlüsselpersonen, die für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur notwendig sind, aber auch Feuerwehrleute, Lebensmittelhändler oder die Erzieherinnen selbst.

    Mütter arbeiten als Altenpflegerinnen

    Antoni und Amber dürfen in die Rappelkiste kommen, weil ihre Mütter jeweils alleinerziehend sind und beide als Altenpflegerinnen arbeiten. Morgens gegen halb acht Uhr bringen sie ihren Nachwuchs zur Tagesstätte, kurz vor 15 Uhr holen sie die Kinder wieder ab.

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    In den Stunden dazwischen spielen der Junge und das Mädchen im Sandkasten, mit Bauklötzen oder schauen sich Bilderbücher an – immer begleitet von zwei Erzieherinnen. Die Mitglieder des 15-köpfigen Teams wechseln sich ab, wer zu Hause bleiben muss oder darf, macht Konzeptionsarbeit: „Wir sind sehr glücklich, dazu beitragen zu können, dass die Mamas von Antoni und Amber ihrem Beruf nachgehen können“, sagt Katarzyna Cierson: „In der Altenpflege muss es ja unbedingt weitergehen.“

    Mitarbeiterinnen halten sich an die Hygienevorschriften

    Nur Antoni und Amber werden derzeit in der Rappelkiste betreut.
    Nur Antoni und Amber werden derzeit in der Rappelkiste betreut. © WP | Michael Kleinrensing

    Natürlich halten sich die Mitarbeiterinnen der Kita an die gängigen Hygienevorschriften, und auch für die beiden Kinder gehören Händewaschen und Desinfizieren dank des Berufs ihrer Mütter zum Alltag. Desinfektionsmittel ist noch ausreichend vorhanden, und beim Windelwechseln mussten Kindergärtnerinnen auch schon vor Corona Handschuhe tragen.

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    Doch eines tun die Erzieherinnen nicht: auf Distanz zu den Kindern gehen. „Weil wir das nicht wollen und weil es auch nicht umzusetzen wäre“, erläutert Cierson. Man könne ein Kind nicht aus der Entfernung trösten und man könne es auch nicht wegschieben, wenn es körperliche Nähe suche, etwa auf dem Schoß sitzen wolle.

    Kinder hocken auf engstem Raum zusammen

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    nd bisweilen denkt die Kita-Leiterin auch an die zahlreichen Familien, deren Kinder jetzt zu Hause bleiben müssen und teils auf engstem Raum aufeinander hocken. Immer wieder rufen Eltern an und fragen, wann die Kita denn wieder ihre Pforten öffne. „Eine Frage, auf die wir leider keine Antwort geben können“, sagt Nicole Taplik, Erzieherin in der Rappelkiste, deren Mann in der Industrie tätig ist und derzeit Kurzarbeit macht: „Wir werden das schon irgendwie hinkriegen“, gibt sie einem derzeit wohl weit verbreiteten Gefühl Ausdruck.

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    Eine Oma hat einen Kuchen für die Erzieherinnen gebacken, eine Mutter Pfannkuchenmehl abgegeben. Es sind die kleinen Gesten, die die Kita-Gemeinschaft in der Krise näher zusammenrücken lassen.