Hagen. In der Frauenarztpraxis von Dr. Thomas Göpfrich werden derzeit Routinetermine gecancelt und Personen, die Patientinnen begleiten, weggeschickt.

In der Frauenarztpraxis von Dr. Thomas Göpfrich werden derzeit Routinetermine gecancelt und Personen, die Patientinnen begleiten, weggeschickt. Im Interview erzählt der Mediziner, wie sein Notteam sich selbst und die Patientinnen schützt.

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Herr Dr. Göpfrich, empfehlen Sie Patientinnen derzeit einen Arztbesuch – sei es bei Ihnen oder bei einem anderen Arzt?

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass jeder, der eine Arztpraxis betritt, ein etwas erhöhtes Risiko hat, zu erkranken, da man sich zwangsläufig näher kommt. Daher versuchen wir mit allen Mitteln, Distanz zu halten – Distanz ist das A und O – beziehungsweise reduzieren die Kontakte. Das bedeutet im Klartext, dass so wenige Patientinnen wie möglich überhaupt erst in die Praxis kommen.

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Sie halten also bewusst Patientinnen aus Ihrer Praxis fern?

Ja, aber nur in bestimmten Fällen. Unsere Praxis ist ja weiterhin zu den üblichen Praxiszeiten geöffnet. Aber zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz unseres Teams streichen wir alle verschiebbaren Termine. Wir rufen die Frauen zu Hause an und canceln ihre Routinetermine. Schwangere hingegen können ihre regulären Termine wahrnehmen und werden natürlich auch im Notfall behandelt. Und wir kümmern uns auch weiterhin um Tumorpatientinnen, Frauen mit akuten Schmerzen, starken Blutungen oder akuten Infektionen wie Pilzerkrankungen. Für dringende Verhütungsfragen stehen wir parat, und wir stellen auch momentan Rezepte aus.

Ärzte und Helferinnen bilden Notteam

Wie sieht Ihr Krisenmanagement in puncto Personal aus?

Wir sechs Ärzte und unsere 16 Arzthelferinnen bilden ein Notteam. Heißt: Die eine Hälfte bleibt zu Hause in Reserve. Das führt natürlich dazu, dass eine Patientin vielleicht nicht von der ihr vertrauten Ärztin behandelt wird, aber das muss sie in diesen Krisenzeiten akzeptieren.

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Kontakte vermeiden und Distanz halten – wie setzen Sie das konkret um?

Wegen des Sicherheitsabstandes dürfen nur wenige Patientinnen gleichzeitig in der Praxis sein. Wenn drei Frauen im Wartezimmer sind, schicken wir die vierte, die ankommt, weg. Wir notieren ihre Rufnummer und melden uns etwa eine halbe Stunde später, wenn sie zur Behandlung dran ist, bei ihr. Den Großteil unserer Stühle im Wartezimmer haben wir mit Klebeband als „gesperrt“ markiert. Begleitpersonen müssen derzeit rigoros draußen bleiben, wir machen nur in ganz wenigen Fällen eine Ausnahme. Wir sind in diesen Tagen extrem pingelig – und das ist auch richtig so.

Dankbarkeit für Vorkehrungen

Wie reagieren ihre Patientinnen oder deren Begleitung auf diese Maßnahmen?

Fast alle halten mittlerweile von sich aus Abstand und sind dankbar für die Sicherheitsvorkehrungen. Wer jedoch gegen uns schießt, der bekommt eine deutliche Ansage. Wir sind schließlich kein Servicebetrieb, sondern eine Arztpraxis.

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Wie schützen Sie sich und Ihr Team?

Wir halten untereinander und zu den Patientinnen mehr Abstand. Auch bei den Untersuchungen – das geht. Handschuhe tragen wir bei den Untersuchungen sowieso, nun wird aber ein Mundschutz hinzukommen. Ich erwarte täglich eine Lieferung von 3000 Schutzmasken, aber auch wir spüren den Lieferengpass. Wenn die Masken da sind, werden wir sie alle kontinuierlich tragen und auch Masken an unsere Patientinnen ausgeben. Hygiene im medizinischen Bereich muss in diesen Tagen zwangsläufig noch größer geschrieben werden.

Türen mit Ellenbogen öffnen

Was machen Sie konkret?

Wir haben nicht nur an verschiedenen Stellen Desinfektionsmittelspender platziert, sondern desinfizieren auch regelmäßig die Türklinken. Es ist erfreulich zu sehen, dass etliche Patientinnen aber mittlerweile sensibilisiert sind und die Türen mit ihrem Ellenbogen öffnen. Im Labor ist zweifelsohne der engste Mitarbeiterkontakt. Dort haben wir eine kontrollierte Belüftung, damit eventuelle Keime nicht im Raum bleiben. Auch für unsere Besprechungszimmer gilt: Die Luft darin darf nicht stehen, daher lüften wir häufig.

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Welcher Art von Patientin müssen Sie sich derzeit in ganz besonderem Maße widmen?

Schwangere Frauen haben die größten Sorgen, dass das Coronavirus auf ihr ungeborenes Kind übergreifen könnte, doch dem ist nicht so. Schwangere stellen sich auch die Frage, ob sie im Falle einer Lungenentzündung überhaupt Antibiotika nehmen dürfen.

Selbstdisziplin gefragt

Beim Husten oder Niesen kann das Corona-Virus durch Tröpfchen übertragen werden.

Dr. Thomas Göpfrich empfiehlt jedem, die eigenen Augen, die Nase und den Mund zu schützen. Außerdem warnt er vor häufigem „Sich-selbst-ins-Gesicht-Fassen“. Göpfrich: „Jeder sollte versuchen, sich selbst zu disziplinieren und so das Risiko einer Infektion zu verringern.“

Dr. Thomas Göpfrich leitet mit Dr. Yvonne Wolny die Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Elberfelder Straße 49.

Auch da kann ich Entwarnung geben: Schwangere dürfen fast alle Arten von Antibiotika einnehmen. Viele Schwangere denken in apokalyptischen Szenarien – sie denken alles zu Ende.