Hagen. Die neue Brandschutzbedarfs- und Entwicklungsplan sieht für Hagen ein Vier-Wachen-Modell vor – Investitionsvolumen: 30 Millionen Euro.

Noch schlummert der neue Brandschutzbedarfsplan für Hagen fest verschlossen in den Schubladen weniger ausgesuchter städtischer Verwaltungsmitarbeiter und Feuerwehrbeamter. Doch noch vor der Kommunalwahl soll der alte Rat über das Papier entscheiden, das bereits zum 1. Januar 2021 in Kraft treten muss und den Sicherheitsstandard der gesamten Hagener Bevölkerung für die nächsten fünf Jahre definiert.

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WP-Redakteur Martin Weiske
Von Martin Weiske

Dabei steckt nach Recherchen der Stadtredaktion vor allem finanzieller Sprengstoff in dem Gutachten, das von Professor Dr. Roland Goertz, Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Sicherheit und Abwehrenden Brandschutz an der Bergischen Universität Wuppertal, im vergangenen Jahr erstellt wurde. Der externe Experte schlägt für die Zukunft ein Vier-Wachen-Modell für die Hagener Berufsfeuerwehr vor und konterkariert damit die zuletzt erst umgesetzte Bündelung an den Standorten Mitte und Ost. Investitionsvolumen: etwa 30 Millionen Euro.

Die Stadt Hagen betrachtet das Konzeptpapier, das die Schutzziele für jede Kommune definiert und das Miteinander von Berufsfeuerwehr und freiwilligen Kräften regelt, trotz des zeitlichen Entscheidungsdrucks bislang als absolute Geheimsache und möchte auf Anfrage keinerlei Stellung nehmen. Allerdings wurde aus internen Rathauskreisen bereits bekannt, dass die altehrwürdige Wache Mitte an der Ecke Märkischer Ring/Lange Straße als Standort der Berufsfeuerwehr keine Zukunft mehr hat.

Investitionsstau in Millionenhöhe

Dort war zuletzt von einem Dortmunder Architekturbüro bereits ein Investitionsstau in Höhe von sieben Millionen Euro festgestellt worden. Einsatzfahrzeuge mussten vorsorglich auf dem Hof geparkt werden, weil die Gefährte ansonsten durch die instabile Kellerdecke in die Tiefe zu krachen drohten. Das Gebäude, dessen Wurzeln ins Spritzenhaus-Zeitalter des Jahres 1913 zurückreichen, war zuletzt lediglich noch durch den Bestandsschutz zu rechtfertigen. „Wenn man eine den modernen Anforderungen entsprechende Wache planen will, bietet das Grundstück nicht genügend Fläche“, machte Hagens Feuerwehrchef Veit Lenke bereits im Sommer vergangenen Jahres im WP-Gespräch deutlich. Gleichzeitig forderte er eine schlagkräftige Innenstadtwache, weil es sich schließlich um den Bereich mit der höchsten Bevölkerungsdichte handele.

Hilfsfristen nicht immer optimal

Der Brandschutzbedarfs- und Entwicklungsplan von Professor Goertz untersucht unter anderem die Hilfsfristen der Hagener Feuerwehr. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass diese mit Blick auf das Jahr 2018 nicht immer optimal waren.

In etwa der Hälfte der Fälle wurde der Einsatzort nicht innerhalb des landläufig geforderten Acht-Minuten-Limits erreicht. Vor allem die zunehmend schwierige Verkehrssituation in Hagen war dafür verantwortlich, dass die Hilfsfristen nicht immer eingehalten werden konnten.

Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass das Brandverhalten von Baustoffen sich deutlich verbessert hat, die Alarmierung im Zeitalter des Handys immer schneller erfolgt und Rauchwarnmelder in den Wohnungen dafür sorgen, das Brände frühzeitiger erkannt werden.

Diese soll nach Informationen der Stadtredaktion jetzt an der Eilper Straße errichtet werden. Gegenüber dem Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) befindet sich ein großer Parkplatz, der als Baugrundstück in den Mittelpunkt gerückt ist, da die ursprünglich angedachte und favorisierte Fläche der Firma Putsch, Frankfurter Straße, offenbar zeitnah nicht zur Verfügung steht.

Hasper Wache rund um die Uhr besetzt

Darüber hinaus ist angedacht, die neue Hasper Wache am Fuße der Tückingstraße wieder für die Berufsfeuerwehr zur Verfügung zu stellen. Bislang dient dieses moderne Feuerwehrgerätehaus den Löschgruppen Haspe, Tücking und Wehringhausen sowie der Jugendfeuerwehr als gemeinsamer Standort. Hier sollen künftig eine weitere Drehleiter und ein Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) stationiert und ein 24-Stunden-Dienst wieder eingeführt werden. Dazu muss die Löschgruppe Wehringhausen allerdings an diesem Standort Platz machen und könnte somit in die frei werdende Wache Mitte an der Lange Straße zurückkehren.

Darüber hinaus sieht das Vier-Wachen-Modell von Professor Goertz noch einen weiteren Standort im Hagener Norden vor, so dass die Berufsfeuerwehr Hagen künftig dezentral sowohl in Haspe, im Hagener Norden, in Hohenlimburg mit der Wache Ost sowie im Stadtbezirk Mitte an der Eilper Straße vertreten wäre.

Damit folgt der externe Sachverständige feuerwehrstrategisch einem Prinzip, das bereits in vielen anderen europäischen Ländern verfolgt wird: Es ist effektiver mit wenigen Leuten schneller am Einsatzort zu sein als mit vielen zu langsam.

Zu den entstehenden Kosten gibt es bislang erst grobe Schätzungen. Görtz geht davon aus, dass etwa 25 Millionen Euro in den Neubau der Wachen zu investieren sein. Hinzu kommen noch einmal etwa 3,9 Millionen an Investitionen in Feuerwehrtechnik sowie weitere 1,1 Millionen Euro für zusätzlich erforderliches Personal. Die Stadt Hagen hat zuletzt angekündigt, nach den Osterferien die Politik mit der Thematik befassen zu wollen.