Wehringhausen. Der Sanierungsbedarf der Feuer- und Rettungswache Mitte liegt bei sieben Millionen Euro. Aber der Standort ist ohnehin auf dem Prüfstand.

Jeweils eine halbe Million Euro wird in diesem und im nächsten Jahr in die Feuerwache Mitte investiert. Damit soll die Immobilie, deren Ursprünge ins Spritzenhaus-Zeitalter des Jahres 1913 zurückreichen, auf den absolut notwendigen Stand der Zeit gebracht werden. Erst im vergangenen Sommer war der Bau an der Ecke Bergischer Ring/Lange Straße in die Schlagzeilen geraten, weil ein Einsatzfahrzeug mitsamt der Ausrüstung der Beamten auf dem Hof in der prallen Sonne geparkt werden musste. Andernfalls drohte das Gefährt durch die instabile Kellerdecke der Fahrzeughalle in die Tiefe zu krachen.

7 Millionen Euro Sanierungsbedarf

„Das ist ein Zustand, der für die Feuerwehr und ihre Mitarbeiter sehr schlecht ist“, versuchte Dezernent Thomas Huyeng seinerzeit die Situation gar nicht erst schönzureden und kündigte Soforthilfe an. Während aus Gewerkschaftskreisen gar von einem „wirtschaftlichen Totalschaden“ die Rede war, sicherte Huyeng kurzfristig eine Analyse der Situation zu.

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Inzwischen hat das Dortmunder Architekten-Büro Winkler & Partner festgestellt, dass Investitionen in Höhe von gut sieben Millionen Euro notwendig wären, um das Objekt in allen Bereichen auf den Stand der Zeit zu bringen. „Hier haben sich viele bauliche Unzulänglichkeiten angesammelt“, räumt auch Volker Bald, Leiter des städtischen Fachbereichs Gebäudewirtschaft ein. Doch akut sollen jetzt zunächst einmal die Dinge erledigt werden, die für die Arbeitssicherheit absolut notwendig sind: „Es geht darum, den Arbeitsschutz zu gewährleisten und nicht etwa Wohlfühloasen zu errichten“, richtet auch Hagens Feuerwehrchef Veit Lenke seinen Fokus ausschließlich auf die Dienstfähigkeit seiner Kollegen.

Sanierung der Wände und neue Brandschutztüren

Die Feuerwache Mitte an der Lange Straße wurde 1913 erbaut und mit Feuerwehrmännern besetzt. Das Team bestand damals aus 14 Einsatzkräften. Diese versahen einen 48-stündigen Wachdienst mit einer anschließenden 24-stündigen Freizeit.

Alle Feuerwehrmänner mussten seinerzeit im näheren Umkreis der Wache wohnen. Ein Alarmsystem in den Wohnungen konnte die Kräfte jederzeit zum Einsatz rufen. Wollte ein Feuerwehrmitglied die Stadt verlassen, musste der Wachleiter informiert werden.

Im Zuge der akut durchzuführenden Arbeiten geht es vor allem um eine Sanierung der Kellerwände und die Statik, um das Brandschutzkonzept mit Brandschutztüren und Rettungswegen, die CO2-Anlage zum Absaugen der Abgase in der Fahrzeughalle sowie um Beleuchtungstechnik und diverse Gutachten.

Denn parallel zu dieser Entwicklung wird auch ein neuer Brandschutzbedarfsplan für Hagen erarbeitet, der unter anderem die Zukunftsfähigkeit der Feuer- und Rettungswache Mitte unter die Lupe nimmt. Dafür wurde bereits im November 2018 ein Forschungsauftrag an Prof. Dr. Roland Goertz, Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Sicherheit und Abwehrenden Brandschutz an der Bergischen Universität Wuppertal, vergeben. Der Wissenschaftler mit Hagener Wurzeln hat zugesagt, seine Risikoanalyse für das gesamte Stadtgebiet mitsamt einer Standortanalyse in diesem Sommer vorzulegen.

Vom Ergebnis dieses Gutachtens hängt ab, ob in den nächsten Jahren noch weitere Investitionen in den alten zentralen Standort am Innenstadtring fließen oder an anderer Stelle ein kompletter Neubau notwendig wird.

Nach heutigem Standard zu eng

Veit Lenke, Leiter der Hagener Feuerwehr.
Veit Lenke, Leiter der Hagener Feuerwehr. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

„Wir können nicht endlos in ein Objekt investieren, das keine Zukunft hat“, mahnt Baudezernent Henning Keune ebenfalls eine kluge Vorgehensweise an. Zumal die Dortmunder Architekten bereits festgestellt haben, dass eine DIN-gerechte Feuerwache auf dem bestehenden Gelände gar nicht möglich und lediglich noch durch den Bestandsschutz zu rechtfertigen sei. „Wenn man eine den modernen Anforderungen entsprechende Wache planen will, bietet das Grundstück nicht genügend Fläche“, konkretisiert Lenke. „Eine Stadt wie Hagen kann aufgrund ihrer Topographie nicht von einem Wachstandort aus adäquat bedient werden. Wir brauchen eine schlagkräftige Innenstadtwache, weil es sich um den Bereich mit der höchsten Bevölkerungsdichte handelt.“

Die Diskussion darüber, wo diese Wache aufgrund einsatztaktischer Notwendigkeiten in Zukunft stehen wird, wird ab Herbst in der Politik geführt. Lenke geht davon aus, dass das Zukunftskonzept auf Grundlage des Brandschutzbedarfsplanes zum Jahresende beschlussreif ist.