Hagen. Die Suppenküche musste wegen des Coronavirus schließen. Doch einige warmherzige Hagener haben kurzerhand einen Gabenzaun geschaffen.

Klopapier-Schlachten. Schlägereien an Supermarkt-Kassen. Hamster-Käufe von Mehl oder Hefe, obwohl die Lebensmittelversorgung mehr als sichergestellt ist. So läuft das gerade in Hagen mitten in der Corona-Krise. Doch in der Stadt gibt es zum Glück zahlreiche Zeichen, Aktionen und Initiativen, die Solidarität ausdrücken. Mitgefühl. Und Hilfsbereitschaft. Der Gabenzaun, den warmherzige Hagener am Fluss-Geländer auf der Springe eingerichtet haben, ist ein solches Zeichen. Es gibt ihn unter anderem, weil die Suppenküche geschlossen werden musste.

Hinweis am Hagener Gabenzaun.
Hinweis am Hagener Gabenzaun. © Mike Fiebig

Matthias, Anfang 40, freundlicher Mann, hat die Nacht im kalten Parkhaus verbracht. Seit fünf Jahren ist er obdachlos und lebt auf der Straße. Eine warme Mahlzeit erhält er nur, weil es die Suppenküche am Märkischen Ring gibt. Wegen der Corona-Krise ist sie geschlossen. Man schmiedet an einem Notfall-Plan, um in der kommenden Woche zumindest wieder an zwei Vormittagen zu öffnen.

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Das haben bislang unbekannte Hagener unter anderem zum Anlass genommen, den Bedürftigen dieser Stadt trotzdem zu helfen. Sie haben ein weißes Laken mit der Aufschrift „Gabenzaun“ ans Springe-Geländer vor dem Cinestar gehängt. Mit einem Zettel, auf dem wegen der Corona-Krise um die Hilfe für Bedürftige gebeten wird und dem Hinweis „Mach du doch auch mit.“ Wer möchte, kann Lebensmittel regensicher verpackt in kleineren Portionen in To-go-Größe hier an den Zaun hängen.

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„Ich bin dankbar, ich hätte sonst nichts zu essen“, sagt der obdachlose Matthias

Suppen in Dosen, kleine Fischgerichte in Dosen, Brötchentüten, Hundefutter. Schnelle Speisen für Mensch und Tier haben manche Bürger bereits aufgehängt. „Das finde ich toll“, sagt Matthias knapp, „ich hätte sonst nichts zu essen. Ich bin für so eine Aktion dankbar.“ Er ist mit seinem ebenfalls obdachlosen Kumpel Thorsten unterwegs, der auch zugreift.

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Angst vor einer Corona-Infektion haben die beiden nicht. Sie seien ohnehin allein oder höchstens zu zweit unterwegs. Ansonsten schlage sich jeder alleine durch und suche sich jeden Tag neue Schlafplätze. Ins Männerasyl in der Tuchmacherstraße wollen sie nicht. Sie haben dort ihre Erfahrungen gemacht, seien unter anderem beklaut worden.

Matthias wird den Zaun in den nächsten Tagen weiter aufsuchen. Er freue sich über jeden Hagener, der hier etwas hinstelle oder etwas übrig habe. Möglicherweise ist der Besuch des Zaunes ja auch die Gelegenheit, sein eigenes Konsumverhalten in dieser Krise zu reflektieren.

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