Breckerfeld. George Hanna (33) ist 2003 mit seiner Familie aus Syrien nach Breckerfeld gekommen. Jetzt ist er Deutscher.
Den Personalausweis hält er in der Hand. Dieser aber ist besonders. Er zeigt den Bundesadler. Und damit dokumentiert er: George Hanna, 33 Jahre als, ist Deutscher. „Im Herzen schon lange“, wie er sagt, „jetzt aber auch auf dem Papier.“
George Hanna ist Deutscher, und George Hanna ist Syrer. Einer, der als Jugendlicher im Sommer 2003 mit seinen Eltern hierher gekommen ist. Es war ein Aufbruch fast über Nacht. „Das ging damals alles ziemlich schnell“, sagt George Hanna, „ich war 16 Jahre alt, habe mein bisheriges Leben komplett zurücklassen müssen. Das war schon sehr eigenartig.“
Drei harte erste Jahre in Deutschland
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Ein neues Land, eine andere Kultur – George Hanna besucht sofort eine Schule, er sitzt im Unterricht und versteht nicht ein einziges Wort. „Die Sprache, die Mentalität der Menschen“, sagt er, „die ersten drei Jahre waren schon hart. Ich habe mir oft mit Englisch beholfen.“
Seine Eltern aber versuchen, ihm vorzuleben, wie man in der neuen, in der so anderen Welt zurechtkommen kann. „Mein Vater ist jeden Morgen früh aufgestanden, hat sich einen Kaffee gemacht, die Zeitung aufgeschlagen und versucht, die Artikel zu lesen und zu verstehen“, sagt George Hanna, „jedes Wort, das er nicht kannte, hat er im Wörterbuch nachgeschlagen. Eigentlich hatten wir kein Geld – aber das war das erste, was er für uns gekauft hat.“
Nur deutsche Sender im TV
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Auch im Fernseher der Familie laufen nur deutsche Sender. „Das hat unser Gehör trainiert“, sagt George Hanna, „ich habe immer den Kontakt zu Menschen gesucht. Und ich habe sie aufgefordert, mich zu korrigieren, sobald ich etwas Falsches sage. Sonst hätte ich die Sprache ja nie richtig lernen können.“
Obwohl er eigentlich die elfte Klasse besuchen müsste, sitzt George Hanna in Klasse neun der Hauptschule Breckerfeld. Er kniet sich rein, er kämpft. „Sprachkurse für Flüchtlinge, spezielles Unterrichtsmaterial, ein Handy als Hilfe – das gab es zu der Zeit ja alles noch gar nicht“, sagt George Hanna. „Wenn ich heute manchmal mitbekomme, dass Menschen seit vielen Jahren in Deutschland leben und nicht mal ansatzweise Deutsch sprechen – die könnte ich in den Hintern treten.“
Abschluss schon nach zwei Jahren
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nd so klingt es umso unglaublicher: Nach zwei Jahren hält er damals einen Abschluss in den Händen. Er hat die mittlere Reife. Er darf die gymnasiale Oberstufe besuchen. „Ich hatte keine Aufenthaltsgenehmigung, keine Arbeitserlaubnis – also bin ich weiter zur Schule gegangen.“
Ein halbes Jahr später eröffnet sich ihm trotzdem die Chance auf dem Arbeitsmarkt. „Weil kein Deutscher die Stelle haben wollte, durfte ich als Auszubildender bei einem Optiker beginnen“, erzählt er. Das Fachabi folgt, dann das Maschinenbaustudium. Hanna ist heute Ingenieur.
Fußball-Schiedsrichter und leidenschaftlicher Reiter
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George Hanna ist ein Breckerfelder Paradebeispiel für Integration: Er ist Fußball-Schiedsrichter für den SC Zurstraße, er reitet, er fährt gern Motorrad. Er spielt in der Formation „Voices to help“, die Konzerte für den guten Zweck gibt. Und er hält einen deutschen Pass in der Hand. „Das macht vieles noch einmal einfacher“, sagt er, „ich muss nicht mehr alle zwei Jahre in der Botschaft vorstellig werden, um meinen Pass verlängern zu lassen.“
Und er darf wählen, mitentscheiden über das, was sich in dem Land, das jetzt seine Heimat ist, tut. Schon am 13. September bei der Kommunalwahl.