Hagen. In der Coronakrise eine Zeitung zu machen und eine Internetseite zu befüllen ist anders. Das erlebt gerade die WP-Stadtredaktion Hagen.
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Manchmal ist es in diesen Tagen auch für uns ein kleines Wunder. Wir gehen wie an jedem anderen Morgen zum Briefkasten, öffnen und ziehen die Zeitung heraus. Eine Zeitung, die äußerlich all jenen so sehr ähnelt, die wir in den letzten Jahren erstellt haben. Die aber auf eine ganz andere Art entstanden ist. Wir schreiben, wir konferieren, wir stellen Texte ins Internet – all das passiert, ohne dass wir, die wir jeden Tag gemeinsam an der Lokalausgabe Hagen arbeiten, an einem Ort zusammenkommen. Das hier ist die Geschichte über einen außergewöhnlichen Redaktionsalltag, den so vor zwei Wochen wohl niemand für möglich gehalten hätte.
Wir machen die WP in Zeiten von Corona
9.22 Uhr: Laptop aufklappen, hochfahren. Noch mal kurz einen Blick ins Kinderzimmer. Sind da tatsächlich alle an den Schulaufgaben, die sie erledigen sollen...? Jens Stubbe wählt sich über einen speziellen Server ins Redaktionssystem ein. Theoretisch kann man von jedem beliebigen Ort auf die Zeitungsseiten zugreifen. Verrückte Welt.
9.45 Uhr: Erste Absprache mit Martin Weiske, der mit Assistentin Bianca Montesanto die Stellung in der Stadtredaktion an der Schürmannstraße hält. Beide in unterschiedlichen Räumen, weit entfernt voneinander. Wie viele Zeitungsseiten haben wir für Dienstag? Gibt es Anzeigen? Wie ist die Nachrichtenlage?
Redaktionsnummern auf Handys umgeleitet
Das WP-Digitalangebot und der WP-Service im großen Überblick
Als Redaktion und Verlag sind wir in mehrfacher Hinsicht von der aktuellen Corona-Krise betroffen. Zum einen befinden wir uns in einer journalistisch spannenden Zeit, unsere Nachrichten – das sehen wir an den Zugriffen – werden intensiv genutzt. Deshalb haben wir unser inhaltliches Angebot auch noch ausgebaut. Zum anderen nehmen wir den Gesundheitsschutz unserer Kollegen sehr ernst. Aus diesem Grund arbeiten die Journalisten und Verlags-Mitarbeiter zum allergrößten Teil aus dem Homeoffice. Den Leserladen haben wir geschlossen. Trotzdem sind wir für Leser, Nutzer und Kunden selbstverständlich erreichbar. Hier ein Überblick über unser digitales Angebot sowie die telefonischen Kontaktmöglichkeiten:
Unser Nachrichtenangebot, das wir selbstverständlich permanent aktualisieren, finden Sie unter wp.de. Um auch die WP-Plus-Artikel unbegrenzt und kostenlos lesen zu können, melden Sie sich bitte für dieses Angebot unter wp.de/freischalten an.
Der interaktive Corona-Monitor für NRW, Deutschland und die Welt finden Sie unter wp.de/corona-karte. Zudem haben wir einen Newsblog eingerichtet unter wp.de/corona-blog
Wenn Sie darüber hinaus keine wichtigen Nachrichten verpassen möchten, können Sie sich auch für unsere lokalen Newslettern registrieren. Und zwar auf der Seite wp.de/newsletter. Dort finden Sie auch den Corona-Newsletter, der zweimal am Tag die wesentlichen Inhalte zur aktuellen Krise zusammenfasst.
Natürlich sind wir mit unseren Lokalredaktionen auch bei Facebook. Eine Übersicht über unsere Accounts sowie die entsprechenden Links finden Sie unter www.wp.de/wp-facebook
F ragen rund um Ihr Abo oder die Zeitungs-Zustellung beantworten wir gern unter Tel. 0800 / 60 60 740 oder per E-Mail unter leserservice@funkemedien.de
Private Kleinanzeigen nehmen wir auf unter Tel. 0201/804 2441 oder per Mail unter anzeigenannahme@funkemedien.de
Unseren Ticket-Shop erreichen Sie unter www.wir-lieben-tickets.de oder per Mail unter ticketing@funkemedien.de
10.11 Uhr: Die Redaktionsnummern sind umgeleitet. Das Handy bimmelt: „Stubbe, Westfalenpost.“ Eigenartig: Stubbe, Westfalenpost, sitzt im eigenen Wohnzimmer. Dem Rest der Familie gehen Konferenzen, Dauertelefonate und die Blockade des Esstisches auf den Senkel. Der Familienrat hat getagt. Ergebnis: Stubbe muss in den Keller. Ab morgen.
10.55 Uhr: Eigentlich wäre Marcel Krombusch auf dem Weg Richtung Donnerkuhle. Bericht über das Naturprojekt einer Hohenlimburger Schulklasse. Verschoben auf den Sommer. Alternativ muss er mit dem Blick aus dem heimischen Fenster vorlieb nehmen, um die Natur zu genießen.
11 Uhr: Erste Konferenz. Eigentlich treffen wir uns an einem Stehtisch, blicken auf die aktuelle Zeitungsausgabe, darauf, wie viele Menschen welchen Artikel im Netz gelesen haben, gucken auf die Planung für den nächsten Tag. Eigentlich: Jetzt gehen wir via Smartphone in eine Telefonkonferenz, deren Kapazität die Technik begrenzt. Drei müssen draußen bleiben.
Digitale Nachrichten an den Blattmacher
11.37 Uhr: Nachricht an Blattmacher Manfred Böckmann – per digitaler Nachricht. Was kommt auf welche Seite, wohin soll eigentlich diese Geschichte hier. Welche Themen gibt es in Hagen die überregional interessieren könnten.
11.47 Uhr: Unter dem Motto #Hagenliefert haben sich Einzelhändler zusammengeschlossen. Gute Nachricht. Der Artikel geht online, wird kurze Zeit später bei Facebook gepostet und führt nach wenigen Minuten die Rangliste der bestgelesenen Artikel an.
12 Uhr: Jens Stubbe steckt in der nächsten Konferenz. Videoschaltung der Redaktionsleiter mit der Chefredaktion. Wie ist die Lage bei den anderen? Gibt es Probleme? Kurzer Austausch. 24 Minuten rum.
Fototermin vor der eigenen Haustür
12.28 Uhr: Mit zwei Smartphones zu hantieren, ist für Redakteurin Yvonne Hinz nervig. Vor allem, wenn beide Handys zeitgleich den „Stromsparmodus“ einschalten. Aber die meisten Telefonnummern ihrer Gesprächspartner sind nun mal im Privatgerät gespeichert.
12.37 Uhr: Es klingelt in Breckerfeld. Fotoredakteur Michael Kleinrensing steht vor der Haustür. Ein Teil seines Tagwerks: alle Kollegen für diese Seite ablichten. Schnell passiert.
12.51 Uhr: Es herrscht gespenstische Ruhe in den Räumen der Stadtredaktion, wo nur Martin Weiske sitzt. Er vermisst die Kollegen...
Nur ein Termin an diesem Tag: Neuer Lebensmittelladen
13.00 Uhr: Der Kalender ist leer. Einziger Termin: Eröffnung des Lebensmittelladens an der Frankfurter Straße. Volontärin Sophie Beckmann ist vor Ort. Im Eko-Markt sind alle fleißig. Die Regale sind schon prall gefüllt. Neueröffnung am Donnerstag.
13.38 Uhr: Kurze Absprache mit Grafikerin Manuela Nossutta – ebenfalls digital. Die Grafik für die Lokalseite muss angepasst werden.
15.01 Uhr: Zeit für Recherche. Was empfehlen Hagens Spieleerfinder gegen die Langeweile...
Kommentar zur Schnellbuslinie
15.35 Uhr: Wer schreibt eigentlich diesen Text. Stubbe macht’s. Und irgendwie alle ein kleines Stück.
16.03 Uhr: Der Kommentar auf Seite 1 ist noch offen. Schnellbus zur Uni in Dortmund – Mike Fiebig, der von Außenstandort Hohenlimburg Zugriff auf das komplette System hat, hat eine Meinung.
16.30 Uhr: Nächste Telefonkonferenz. Wie weit ist welche Seite? Wer kann gegenlesen? Wer setzt welchen Text wann ins Internet? Die Restarbeit konzentriert sich auf drei Redakteure. Würde jeder gleichzeitig von Zuhause direkt auf den Zeitungsseiten arbeiten und Artikel im Netz veröffentlichen, würde das die Leitungskapazitäten sprengen.
17.03 Uhr: Eine Zeitungsseite ist endlich. Text und Bilder passen nicht auf Seite 3. Manfred Böckmann – bitte übernehmen.
Gegenlesen am Ende des Redaktionstags
17.35 Uhr: Die Texte werden noch einmal gegengelesen. Trotzdem ärgern wir uns immer wieder morgens über Fehler.
18.03 Uhr: Dieser Text ist fertig. Bitte noch mal jemand drübergucken. Dann geht er noch am Abend online. Und morgen, was ja dann heute ist, steht er in der Zeitung, die wir ein bisschen ungläubig aus dem Briefkasten ziehen.