Hagen. Was für ein Zeichen, was für eine Solidarität. Die Eversbusch-Brennerei schenkt der Rathaus-Apotheke reinen Alkohol. Tausende profitieren davon.

Was für ein starkes Zeichen des Zusammenhaltes und der Solidarität in der Corona-Krise in Hagen. Peter und Christoph Eversbusch, Chefs der gleichnamigen und traditionsreichen Brennerei in Haspe, haben der Rathaus-Apotheke in der Innenstadt am Freitag kostenlos 80 Liter Ethanol, also reinen Alkohol, geschenkt und ausgeliefert. Damit kann die Apotheke rund einen Hektoliter Desinfektionsmittel herstellen, das in Hagens Pflegeeinrichtungen aktuell dringend benötigt wird. „Ich habe Gänsehaut“, sagt ein gerührter Christian Fehske, Chef der Apotheke, „wir werden die Desinfektionsmittel weiterverschenken.“

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„Für uns gibt es da gar keine Diskussion. Wir haben den nötigen reinen Alkohol in unserem Branntweinlager vorrätig. Und weil genau der gerade in Hagen gebraucht wird, geben wir den selbstverständlich raus“, sagt Christoph Eversbusch. Dazu muss man wissen: Zum Destillieren des begehrten Eversbuschs muss das Unternehmen pro aus dem Lager verwendeten Liter eigentlich 13,30 Euro Branntweinsteuer zahlen. Christoph Eversbusch: „Ich war völlig erstaunt, als ich beim Zoll anrief, gesagt habe, was wir vorhaben, und die Sache dann in zwei Minuten erledigt war.“ Die Brennerei darf das Ethanol nämlich steuerfrei an Apotheken rausgeben.

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Gespräch mit dem Zoll und sofort 80 Liter in die Apotheke gebracht

Also setzte sich Peter Eversbusch ins Auto und brachte 80 Liter in die Rathaus-Apotheke. Eversbusch: „Wir haben noch genug davon vorrätig und warten aktuell auf eine neue Lieferung. Wenn weiterer Bedarf besteht, können wir den Apotheken nachliefern. Wir hoffen aber auch, dass das ein Zeichen an andere Brennereien ist, den reinen Alkohol für diesen Zweck rauszugeben. Wir müssen jetzt zusammenhalten und tun, was wir können.“

 Peter Eversbusch mit einer Flasche Doppel-Wachholder mit 66-prozentigem Alkoholgehalt.
Peter Eversbusch mit einer Flasche Doppel-Wachholder mit 66-prozentigem Alkoholgehalt. © Michael Kleinrensing

Christian Fehkse, Chef der Rathaus-Apotheke war direkt begeistert: „Aktuell sind für uns die wichtigsten Alkohole zur Desinfektionsmittelherstellung entweder gar nicht mehr zu bekommen oder werden uns nur noch zum Sieben- bis Achtfachen des normalen Preises angeboten. Freitag früh ruft uns die Hasper Eversbusch-Brennerei an, sie hätten davon gehört, dass Apotheken Hände-Desinfektionsmittel selbst herstellen dürfen, ob ich Interesse an Ethanol habe. Da mich derzeit fast täglich Händler anrufen, die uns Schutzmasken für 20 Euro das Stück oder überteuerten Ethanol anbieten, reagierte ich erstmal skeptisch.“

Rathaus-Apotheke wird das Desinfektionsmittel ebenfalls weiterverschenken

Außerdem habe seine Apotheke für das von ihr versorgte medizinische Fachpersonal und die Pflegeeinrichtungen Vorräte für insgesamt sechs bis acht Wochen angelegt. Ein Verkauf an Privatpersonen komme in der momentanen Lage nicht infrage, oder nur in medizinisch begründeten Ausnahmefällen wie bei der Pflege von Krebspatienten oder Immunschwachen. Fehske: „Wir stellen inzwischen den von uns versorgten Ärzten und Pflegeheimen für das Desinfektionsmittel zwar wegen der Preissteigerung bei den Rohstoffen nur noch die Materialkosten in Rechnung, aber auch das ist wirtschaftlich immer schwerer zu stemmen. Um so größer war die Überraschung, dass die Eversbusch-Brennerei uns den kostbaren 96-prozentigen Ethanol schenken wollte. Wir mögen daraus bitte Desinfektionsmittel für diejenigen herstellen, die es aktuell so dringend brauchen. Und genau das werden wir tun, und es gleichermaßen weiter verschenken, und zwar unter anderem an die Wohlbehagen-Pflegeheime, die es dringend benötigen, um die gefährdetsten Teile unserer Gesellschaft zu schützen.“

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Pflegeheime zeigen sich extrem dankbar

„Es profitieren unsere Kunden, alle Mitarbeiter und jeder Angehörige von dieser Aktion. Das ist so sinnvoll, was das Unternehmen Eversbusch da getan hat“, sagt Jann Scheibe, Geschäftsführer des Pflegeunternehmens Wohlbehagen, das noch für knapp eine Woche Desinfektionsmittel vorrätig gehabt hätte und es in den Pflegeheimen, im ambulanten Dienst und in der Tagespflege einsetzt. Weiterhin mangelt es aber stark an Mundschutz und sogenannten FFP3-Masken (besonders dichte Varianten). Aus den 80 Litern Ethanol der Eversbusch-Brennerei kann Apotheker Fehske nun etwa einen Hektoliter Desinfektionsmittel unter der Hinzugabe von Wasserstoffperoxid und Glycerin herstellen. 72 Stunden muss das Gemisch allerdings zunächst ruhen, damit Keime und Sporen aus der Produktion abgetötet werden.

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