Altenhagen. Jahrzehntelang litt Saskia Elteste unter ihrem eingeschränkten Hörsinn. Starke Schmerzen quälten sie. Dann kam sie ans St.-Josefs-Hospital Hagen.

Fast zwei Jahrzehnte lang hat Saskia Elteste gelitten unter dem zunehmenden Verlust des Gehörs, zurückgezogen hat sie sich von den Menschen, eine Schmerztherapie musste sie beginnen, weil die durch die Entzündung hervorgerufenen Qualen kaum auszuhalten waren. „Ich habe ganz schön was durchgemacht“, sagt sie.

Jetzt lebt sie ein neues Leben. Vorbei ist die Zeit des kontinuierlichen Hörverlusts, in dem sie eine OP nach der anderen über sich ergehen lassen musste, vorbei ist die Zeit der Depression, die Zeit der Schmerzen. Vielleicht für immer; was das angeht, ist der Chefarzt optimistisch. Als sie aus der letzten Operation erwachte: „Da war das wir eine Wiedergeburt für mich“, sagt Saskia Elteste.

Vor 19 Jahren alberte die heute 37-jährige Frau in der Mittagspause mit einer Kollegin herum. Als diese ihr auf die Schulter klopfen wollte und sie sich plötzlich umdrehte, traf die Hand auf ihr rechtes Ohr. Sechs Monate lang wurde sie wegen einer Mittelohrentzündung behandelt, erst als ein zweiter Arzt das Ohr untersucht und sie in einem Computertomographen untersuchen ließ, kam heraus, dass das Trommelfell geplatzt war und sich eine eitrige Entzündung, die die für die Übertragung der Schallwellen so wichtigen Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel) angriff, gebildet hatte.

Eine Operation folgte der anderen

Um den Knochenfraß zu stoppen und das Ohr zu reinigen, musste Saskia Elteste operiert werden. Danach ging es ihr besser, dann kehrte die Entzündung zurück, sie musste erneut operiert werden, die Ärzte setzten ein Titanimplantat ein, dann ging es ihr wieder eine Zeit lang besser, dann schlechter, dann verrutschte das Implantat, und sie musste wieder operiert werden – insgesamt fünfmal, bis sie rechts schließlich gar nichts mehr hörte. Sie war verzweifelt. Erst als ihr ein Arzt während der Reha sagte, ein Cochlea-Implantat, eingepflanzt in die Hörschnecke, würde ihr den Hörsinn zurückgeben, schöpfte sie wieder Hoffnung.

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So kam sie zu Dr. Jonas J.-H. Park ins Altenhagener St.-Josefs-Hospital. Der 43-jährige Professor und Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie Kopf- und Halschirurgie kam über Hamburg, New York, Aachen, Düsseldorf und Bochum nach Hagen und ist tatsächlich Spezialist für Cochlea-Implantate. Dennoch entschied er sich nach einer Untersuchung von Saskia Elteste gegen den Eingriff, denn: „Das Innenohr der Patientin war noch bis zu einem gewissen Grad funktionstüchtig. Bei einer Öffnung des Ohrs hätte sie auch diesen Rest an Hörfähigkeit verloren.“

Implantat im Felsenbein

Für ein Cochlea-Implantat war das Hörvermögen der leidgeprüften Frau also noch zu gut. Für ein Mittelohr-Implantat war die Hörzellenfunktion dagegen zu schlecht. Doch Park, der den Lehrstuhl für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde an der Uni Witten/Herdecke innehat und bei seinem Amtsantritt in Hagen Einfühlungsvermögen für jeden Patienten versprach, überzeugte Saskia Elteste von einer dritten Behandlungsmöglichkeit. Während eines einstündigen Eingriffs in Altenhagen bohrte er ein kleines Loch in den Schädel unmittelbar hinter dem betroffenen Ohr und setzte ihr ein Knochenleitungshörimplantat ins Felsenbein. „Dieses leitet den Schall direkt an das Innenohr“, so Park: „Außen- und Mittelohr werden auf diese Weise umgangen.“ Ein Prozessor nehme den Schall aus der Luft auf, wandele die Schwingungen um und leite sie über einen Magneten an das unter der Haut liegende Implantat weiter, das sie wiederum durch den Knochen zum Innenohr übertrage.

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„Selbst wenn wir uns noch so fest die Ohren zuhalten, können wir uns nicht vertäuben“, sagt Andrea Breinhild-Olsen, Hörtherapeutin am Cochlear-Implant-Zentrum des St.-Josefs-Hospitals: „Weil wir auch über unsere Knochen hören.“ Im Innenohr werden die Schwingungen in Nervenimpulse, die Sprache des Gehirns, übersetzt.

Welttag des Hörens im Josefs-Hospital

Die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde lädt ein zum Welttag des Hörens am Dienstag, 3. März, von 14 bis 16 Uhr ins Verwaltungsgebäudes des Josefs-Hospitals, Dreieckstraße 6.

Die Besucher erwarten Vorträge zum Thema sowie kostenlose Hörtests, Informationen rund um das Gehör und vieles mehr. Mit dabei ist die Selbsthilfegruppe „Die Hörschnecken“.

Für Saskia Elteste, die auch mit dem linken Ohr nicht gut hört, hat sich durch die Behandlung eine verschlossene Dimension von neuem geöffnet. Bei Kundengesprächen im Beruf braucht sie nun nicht mehr zigmal nachzufragen, bis sie ihr Gegenüber endlich verstanden hat, und sie geht wieder gern auf Geburtstagsfeiern und Veranstaltungen. „Ich kann wieder normal leben“, sagt sie.