Hagen/Dortmund. Die „Kooperative K“ aus Hagen hat mit einem Aktions-Projekt den Staatsschutz der Polizei Dortmund auf den Plan gerufen.

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Wie das so ist mit der Kunst. Manchmal ist es für den Betrachter auch eine Kunst, sie zu begreifen. Und das hat bei einem (nicht ganz legalen) Projekt der Kooperative K um Dietmar Schneider in Dortmund den Staatsschutz auf den Plan gerufen.

Denn das, was die Hasper Vereinigung dort an der Mallinckrodtstraße – an der Stelle, an der einst ein türkische Kioskbesitzer von Rechtsradikalen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ermordet wurde – geschaffen hat, wurde völlig falsch interpretiert. Passanten äußerten den Verdacht, dass eine Stele aus Pflastersteinen, die als Mahnmal gedacht war, von Rechtsradikalen aufgestellt worden sein könnte.

Verdacht der Volksverhetzung nicht erhärtet

Der Staatsschutz ermittelte gar. Allerdings teilte die Polizei schließlich mit: „Der Verdacht der Volksverhetzung und der Verdacht der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener erhärteten sich nicht.“

„Das Ganze beruht auf einem völligen Missverständnis“, erklärt Dietmar Schneider, Mitglied der Hagener Künstlergruppe Kooperative K: „Die Stele war mit Flyern versehen, auf denen wir die Aktion auch erklärt haben. Die waren in Dortmund nur leider vergriffen.“

Kunstwerke auch in Köln

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Die aus 48 Pflastersteinen zusammengesetzten Türme haben Schneider und weitere Künstler nämlich nicht nur in Dortmund, sondern auch in Hagen und Köln aufgestellt. „An Orten, an denen zur Zeit des Nationalsozialismus Juden ermordet wurden und an denen Rechtsradikale auch danach Menschen umgebracht haben“, erklärt Dietmar Schneider. „Die Stelen sollen eine Art Mahnmal sein und zeigen, dass dieser düstere Teil der deutschen Geschichte bis heute weiter fortlebt.“

So sehen die Stelen aus, die in Hagen, Köln und Dortmund aufgestellt wurden.
So sehen die Stelen aus, die in Hagen, Köln und Dortmund aufgestellt wurden. © Dietmar Schneider

Aufgestellt worden sind zwölf Stele, die wiederum für die zwölf Stämme Israels stehen sollen, alle am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Versehen waren sie mit den Worten „Sechs Millionen“ und „Jedem das Seine“, einem Schriftzug, der am Lagertor des Konzentrationslagers Buchenwald angebracht war. Insbesondere diese Worte hatten ohne weitere Erläuterungen in Dortmund für Irritationen gesorgt.

Zwölf Städte an einem Tag

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„Wir haben die Aktion in zwölf Städten an einem Tag durchgezogen und vorher nicht angemeldet“, sagt Schneider. Begleitet worden sei das Aufstellen jeweils durch jüdische Musik und eine Tanz-Darbietung.

„Wir haben uns in orangefarbene, auffällige Anzüge gehüllt, dann mit vier Kameras Videos erstellt, die wir jetzt Schülern über das Internet zugänglich machen wollen. Mit dieser Art des Gedenkens glauben wir, auch junge Menschen erreichen zu können.“

Aufführung in Polen und der Schweiz

Dazu solle es ein Klavierkonzert mit Ballettdarbietung geben – eine Aufführung, die nach den Vorstellungen Schneiders, der selbst gerade in Warschau weilt, in der polnischen Hauptstadt, in Krakau sowie in Bern auf Tournee gehen könne. „Das ist wandernde Geschichte, die wir in mehrere Städte transportieren wollen“, sagt Dietmar Schneider.

Bekannt geworden ist die Stelen-Aktion auch dem Staatsschutz bei der Polizei Hagen. Weil aber in Hagen niemand Anstoß genommen hat und die Kooperative nach Aussage von Dietmar Schneider frühzeitig Kontakt sogar zur jüdischen Gemeinde aufgenommen und eine Stele auf deren Grundstück platziert hat, haben die Ermittler keinen Anlass gesehen, tätig zu werden. „Die jüdische Gemeinde Hagen hat unsere Aktion sogar sehr positiv aufgenommen“, sagt Dietmar Schneider, „im Übrigen hat es – anders als in Dortmund – auch keine Missverständnisse in Hagen gegeben.“