Hohenlimburg. Ein seltener Dolch aus dem Mittelalter ist an der Raffenburg in Hagen gefunden worden. Er wird bald im Museum für Ur- und Frühgeschichte gezeigt.

Erst wollte der Baum das besondere Stück nicht hergeben. „Es hat mindestens eine halbe Stunde gedauert, bis ich den Fund aus der Baumwurzel befreit hatte“, erinnert sich Horst Klötzer zurück.

Was der Hobby-Archäologe da an der Raffenburg bei Holthausen gefunden hatte, liegt nun, zwei Jahre später, sicher verwahrt in einem Klima-Kasten in Münster – soll aber bald nach Hagen zurückkehren.

Der Fund

Ein Gegengewicht zur Hohenlimburg

Die Raffenburg war eine stark befestigte kurkölnische Landesburg und wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts als Gegengewicht zur Hohenlimburg angelegt.

Neben der Datierung gibt es kaum gesicherte Fakten zu Herkunft und Hintergrund des Dolches.

Möglicherweise zeugt die Klinge von der Schlacht bei Worringen 1288. In jenem Jahr wüteten die Erbfolgekriege um das Herzogtum Limburg, und Truppen des Grafen Eberhard von der Mark hatten die Raffenburg angegriffen. Nach der Schlacht wurde die Burg im Juni 1288 von den Märkern niedergebrannt.

Bei dem Fund handelt es sich um einen Dolch aus Eisen, in etwa so groß wie ein Stabmixer, aber erheblich älteren Datums: So ist die schwach zur Klinge gebogene Parierstange für Experten ein Indiz dafür, dass der Dolch noch aus dem 13. Jahrhundert stammen könnte.

„Als ich den Fund gemeldet hatte, kam direkt am nächsten Tag der Dolch zum Konservieren nach Münster, damit er erhalten bleibt“, so der Iserlohner weiter, der im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe an der Raffenburg unterwegs war – auf der Spur nach historischen Fundstücken. Er macht die Arbeit ehrenamtlich. „Finderlohn gab es in dem Fall nicht. Es geht um die Wissenschaft.“ Und diese Wissenschaft grub bereits zig Dolche an den zig Burgen aus, die es in Deutschland gibt. Aber dennoch ist der Fund an der Raffenburg besonderes.

Der Besitzer

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Denn meist seien es nur abgebrochene Teilstücke eines Dolches, die man findet, sagt Eva Cichy, Archäologin des LWL. „Dieser Dolch aber ist vollständig erhalten, das findet man nur sehr selten.“ Und wem gehört der Fund? Kurz gesagt: Dem Land NRW. So müssen Bodenfunde grundsätzlich den Behörden gemeldet werden, egal ob auf Privatgelände oder öffentlichem Grund.

„In der überwiegenden Zahl der Fälle gehen die Fundstücke jedoch an den Finder zurück“, betont Cichy. Denn von öffentlichem Interesse sind die Funde erst, wenn es sich um besondere Stücke handelt – wie eben im Falle des gefundenen Dolches. „Und diese Funde werden dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.“

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So ist eine Notiz mit Informationen zum Dolch in der in der Januar-Ausgabe der Fachzeitschrift „Archäologie in Deutschland“ erschienen. Geplant ist zudem, dass der Dolch ab kommendem Monat im Museum für Ur- und Frühgeschichte im Wasserschloss Werdringen einzieht – zur Freude von Stadthistoriker Ralf Blank. „Wir wollen das Stück gerne hier in einer Vitrine ausstellen“, so Blank. Gemeinsam mit Cichy arbeitet er zurzeit an einem Band über die Raffenburg, der im kommenden Sommer in der Reihe „Frühe Burgen in Westfalen“ erscheinen soll. „Die Raffenburg ist eine der interessantesten Burganlagen in der Region, auch weil sie nicht komplett zerstört ist.“

Die Raubgräber

Interessant ist der Ort aber nicht nur für Archäologen. „Es gibt immer wieder Probleme mit Raubgräbern“, so Blank. „Ich bin da sehr unnachgiebig und erstatte sofort Anzeige.“ Denn, so der Historiker, der Diebstahl zerstöre Erkenntnisse. „Die Funde werden aus dem Zusammenhang gerissen – wie bei einem Buch, aus dem eine Seite entfernt ist.“ Auch deshalb ist es ohne Genehmigung untersagt, auf eigene Faust nach Bodenfunden zu suchen. „Wenn die Suche nicht genehmigt und damit illegal ist, müssen alle Funde ohne Ausnahme abgegeben werden“, so Blank. Das gilt auch für Stücke, die von geringem Wert sind.