Hohenlimburg. Eine Metallschale der ehemaligen Stoffdruckerei Göcke & Sohn ist „Objekt des Monats“ im Osthaus Museum. Was sie von früher erzählt

Ein solides Stück hiesiger Industriegeschichte ist als „Objekt des Monats“ im Jungen Museum des Osthaus Museums ausgestellt: Eine Metallschale der ehemaligen Hohenlimburger Stoffdruckerei Göcke & Sohn AG, die 1955 hergestellt wurde, anlässlich eines besonderen Jubiläums.

„150 Jahre Göcke Drucke 1805 - 1955“ steht auf der Rückseite der Schale, eingraviert in das Metall. Ein stabiles Stück Arbeit, beständig, und damit beinahe Sinnbild für die heimische Industrie jener Zeit. Denn Göcke & Sohn gehörte 1955 zu den drei größten Unternehmen in Hohenlimburg, gemeinsam mit den Stahlwerken Hoesch Hohenlimburg in Oege und der WURAG in der Obernahmer. Sie prägten maßgeblich den Wohlstand und das Selbstbewusstsein der damals eigenständigen Stadt. Mehrere tausend Mitarbeiter standen in den einzelnen Fabriken in Lohn und Brot, allein bei Göcke & Sohn waren es in den 1950er-Jahren rund 1200 Menschen.

Feste Arbeitsplätze

Und so beständig wie die Metallschale zum 150. Jubiläum, so wirkten damals auch die Arbeitsplätze der einzelnen Mitarbeiter. „Göcke war eine Bank. Wer dort arbeitete, der dachte, seine Arbeit sei sicher“, sagt Widbert Felka, Vorsitzender des Hohenlimburger Heimatvereins. Im vergangenen Jahr hat er eine längere Abhandlung über das Unternehmen geschrieben. „Firmentreue wurde groß geschrieben – man hielt zusammen.“ Der Beleg dafür waren etwa opulente Weihnachtsfeiern mit Musikern und Tanz und die Ehrung langjähriger Mitarbeiter der Stofffabrik.

Die Jubiläumsschale der ehemaligen Hohenlimburger Stoffdruckerei Göcke & Sohn AG ist als Objekt des Monats Februar im Jungen Museum des Osthaus Museums ausgestellt
Die Jubiläumsschale der ehemaligen Hohenlimburger Stoffdruckerei Göcke & Sohn AG ist als Objekt des Monats Februar im Jungen Museum des Osthaus Museums ausgestellt © Westfalenpost | Stadt Hagen

Diese war einst im 19. Jahrhundert als Blaufärberei gegründet worden, übernahm aber schnell alle Schritte vom Bleichen übers Färben und Bedrucken der Stoffe bis hin zum Vertrieb. Später dann, in den Jahren des Wirtschaftswunders, waren Dekorationsstoffe sehr gefragt. Nähen lag im Trend, viele Frauen gingen in die großen Kaufhäuser und kauften fleißig Stoffe ein. Aber das Geschäft von Göcke florierte auch weit über die Grenzen deutscher Kaufhäuser hinaus, wie Felka erläutert. „Göcke hat auch Stoffe etwa nach Afrika in den Kongo exportiert, damals noch belgische Kolonie.“ So gab es dort sogar einzelne Stämme, deren Häuptlinge bunte Stoffe von der Lenne trugen.

Doch Ende der 1960er-Jahre sank die Nachfrage und die Einnahmen des Betriebs gingen zurück. Am 17. Januar 1972 meldete Göcke & Sohn, einer der größten Arbeitgeber Hohenlimburgs, Konkurs an.

So schmerzlich dieser Schritt gewesen sein muss, lässt sich immerhin sagen, dass fast alle Mitarbeiter eine neue Anstellung gefunden haben. Und in den ehemaligen Fabrikhallen an der Färberstraße herrscht heute neue, wenn auch andere Betriebsamkeit: Das Injoy bietet Sport und Wellness, der Escape-Room „QuestFabrik“ ein verspieltes Erlebnis. Die Trends haben sich verändert, aber das Fabrikgebäude steht weiter. Beständig.