Hagen. Die Beteiligung Hagens an der Internationalen Gartenausstellung 2027 steht auf der Kippe, weil die Bahn die Hand auf dem Schlüsselgrundstück hat.
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Platzt der Traum, mit dem angedachten Freizeitareal am Ufer des Hengsteysees prominenter Teil der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA 2027) zu werden und somit reichlich Fördergelder für die Entwicklung des Seeparks nach Hagen umleiten zu können, bevor die konkreten Planungen überhaupt begonnen haben?
Bis heute hat die Deutsche Bahn noch immer Zugriff auf das 20 Hektar große Schlüsselgrundstück des alten Rangierbahnhofes Hengstey (ehemaliges Nasslager). Dort – so lässt es die trotz des Ankaufs durch den RVR noch immer gültige Widmung zugunsten von Eisenbahnzwecken ausdrücklich zu – möchte der Schienenriese zusammen mit Amprion auf einer Fläche von etwa vier Hektar ein Umspann- sowie ein Umrichterwerk für die Energieversorgung seines Verkehrsnetzes bauen. Zwar hat die Stadt Hagen gemeinsam mit dem Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) bereits Alternativflächen an der Dortmunder Straße angeboten. Doch ob sich die Bahn-Tochter DB Energie GmbH sowie das Eisenbahnbundesamt auf diesen Deal einlassen, scheint mehr als ungewiss.
Ein Stück vom IGA-Kuchen
Wenn Oberbürgermeister Erik O. Schulz am 17. Februar mit den Bürgermeister-Kollegen aus Herdecke, Wetter, Witten und Hattingen die Kooperation „Flusslandschaft Mittleres Ruhrtal“ besiegelt, um sich gemeinschaftlich ein großes Stück vom IGA-2027-Kuchen abzuschneiden, kommt der womöglich mit leeren Händen zu den Nachbarn. Denn solange die prominente Fläche am Hengsteysee für Bahnbetriebszwecke gewidmet ist, kann sie von der Stadt weder baurechtlich überplant werden noch sind eine Altlastensanierung sowie das Anzapfen von Förderprogrammen möglich.
„Dieser Weg ist alternativlos“
„Das ist unsere einzige Chance, den Seepark noch rechtzeitig bis zur IGA zu entwickeln“, machte Stephan Ramrath (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, angesichts des in einem „Letter of Intent“ (Absichtserklärung) fixierten Grundstücksdeals mit DB Energie deutlich. Sein Parteifreund Gerhard Romberg unterstrich: „Wir müssen aus Zeitgründen diese Kröte schlucken.“
SPD-Sprecher Jörg Meier kritisierte, dass es bis heute keine Gesamtplanung mit Details zur Flächennutzung auf dem Areal des alten Rangierbahnhofes Hengstey gebe. Daher sei es auch schwierig abzuwägen, ob der erhebliche Eingriff in das Landschaftsbild mit der Vernichtung von 30.000 Quadratmetern Natur an der Dortmunder Straße überhaupt zu rechtfertigen sei.
„Dieser Weg ist alternativlos“, sprach Baudezernent Henning Keune von einer Schlüsselfrage für die IGA 2027. Zudem erklärte er, dass die Planungen deshalb nicht vertieft worden seien, weil die Stadt keinerlei Zugriff auf die Flächen habe. Sicher sei bloß, dass sich die Bahnanlagen in einen Seepark kaum landschaftlich einbinden ließen, zumal diese auch die Förderfähigkeit zerstörten.
Daher hat die Stadt in enger Abstimmung mit WBH und dem Ruhrverband eine Alternativfläche für ein Umspannwerk mit einem fast 20 Meter hohen, rechteckigen Funktionsbau ausgemacht, auf der sich zurzeit noch das Regenklärbecken Bathey befindet, das jedoch auf Kosten von Amprion und DB Energie GmbH verlegt werden könnte. „Das passt dann zum Bild eines Gewerbegebietes Böhfeld“, versuchte Baudezernent Henning Keune den gewaltigen Eingriff ins Landschaftsbild zu relativieren. Zudem steht unweit des Naturschutzgebietes Uhlenbruch noch eine weitere Grünfläche zur Verfügung, auf der das Umrichterwerk der Bahn errichtet werden könnte. Entsprechende notarielle Verträge werden bereits vorbereitet.
Bahn will sich bis März erklären
Bis zum 19. März möchte DB Energie endgültig erklären, ob sie sich auf dieses Grundstücksgeschäft und somit auf die angebotene einvernehmliche Lösung einlässt. Allerdings gibt es einen Haken: Dazu soll das Verkehrsunternehmen gegenüber dem Eisenbahnbundesamt erklären, dass es ab sofort auf eine Widmung des alten Hengsteyer Rangierbahnhofes für Bahnbetriebszwecke verzichtet, obwohl das Planfeststellungsverfahren für die Flächen an der Dortmunder Straße – mit völlig offenem Ausgang – noch nicht einmal begonnen wurde. Sollte es zu diesem Risiko-Deal zuungunsten der Bahn nicht kommen, würde es das Eisenbahnbundesamt bei der Widmung belassen.
Dagegen könnte die Stadt wiederum klagen, doch der juristische Weg würde allein bis zu einer erstinstanzlichen Entscheidung etwa drei Jahre dauern. Bis dahin ist der Zug in Richtung IGA 2027 für Hagen längst abgefahren.