Hagen/Hongkong. Die Sorge vor dem Coronavirus bestimmt den Alltag von Niclas Höppner. Der 23-Jährige aus Hagen lebt derzeit in Hongkong.

Er ist für ein paar Tage autark, hat sich eingedeckt mit all dem, was man so gebrauchen kann. Konservendosen vor allem, Getränke und auch Obst. Es kann nämlich sein, dass Niclas Höppner in den nächsten Tagen in seiner Wohnung festsitzt, nicht mehr vor die Tür kommt. Nicht, weil der gebürtige Hagener, der in Haspe eine Tennisschule betreibt, selbst erkrankt ist. Der Corona-Virus, an dem mehr als ein Dutzend Menschen in Hongkong leiden, hat die Stadt in China im Griff. Hunderte müssen in Quarantäne leben.

Mehr als 1000 Kilometer trennen die Metropole von der Stadt Wuhan, die mittlerweile weitestgehend isoliert ist. Was in Deutschland eine riesige Distanz scheint, ist für die Chinesen so nah wie Bochum und Essen. Zumal es eine Verbindung gibt, die sowohl bei Einheimischen als auch bei Ausländern beliebt ist.

Direktverbindung in China erhöht das Risiko

Auch interessant

„Zwischen den Städten gibt es eine Direktverbindung per Speedtrain“, sagt Niclas Höppner, „der fährt mit 400 Stundenkilometern. Das ist praktischer und schneller als in ein Flugzeug zu steigen. Bei vielen, die vor Tagen oder sogar Wochen aus Wuhan eingereist sind, weiß man gar nicht, ob sie infiziert sind. Es dauert lange, bis die Krankheit tatsächlich ausbricht.“

Hinzu kommt das chinesische Neujahrsfest: „Viele Menschen aus Hongkong reisen gerade wieder ein“, sagt Niclas Höppner, „das erhöht das Risiko zusätzlich.“

Mediziner drohen mit Streik

Die Folge: Das Hochhaus, in dem Höppner als Praktikant im Bereich Management-Beratung bei BASF arbeitet, ist geschlossen. „Ich arbeite momentan wie viele meiner Kollegen von zu Hause aus“, sagt der Hagener, der in Düsseldorf studiert und mit einem Bachelor abgeschlossen hat. „Und weil ich in einem Viertel mit vielen Einkaufsmöglichkeiten wohne, in dem wiederum viele Menschen auf den Straßen unterwegs sind, gehe ich momentan bewusst nur raus, wenn es sich nicht vermeiden lässt.“

Dabei gehen die Verhaltensvorschläge unter Umständen noch viel weiter: „Wer selbst Symptome verspürt oder Angehörige hat, die sich infiziert haben könnten, wird aufgefordert, 14 Zage lang zu Hause zu bleiben“, erzählt Niclas Höppner. Daneben gebe es Drohungen des medizinischen Personal in einen Streik zu treten, sollten die Grenzen zwischen Hongkong und China nicht dichtgemacht werden. „Aber die Lage hier ist ja ohnehin kompliziert. Manches erfährt man gar nicht.“

Verschärfte Situation in Wuhan

Die Eltern einer Arbeitskollegin, so erzählt Höppner weiter, lebten in Wuhan selbst. „Was da vor sich geht, da macht man sich gar kein Bild“, weiß Höppner von den Erzählungen aus erster Hand. „Die Straßen und Bahnverbindungen sind komplett gekappt. Da kommt derzeit niemand raus.“

Niclas Höppner selbst sieht sich nicht in so großer Gefahr. „Natürlich blickt man mit Sorge auf die steigende Zahl der Infizierten“, sagt der 23-Jährige, „aber der Krankheitsverlauf ist ja durchaus sehr unterschiedlich. Ich bin sportlich, jung, gesund und habe ein gutes Immunsystem.“

Bis Ende April soll Hagener in China bleiben

Bis Ende April – so zumindest der ursprüngliche Plan – soll Niclas Höppner in Hongkong bleiben. „Aber ich werde die Lage genau beobachten“, sagt er, „sollte beispielsweise ein generelles Ausreiseverbot drohen, so ist die Situation für mich natürlich eine andere.“

Dann will er raus. Nicht nur aus der eigenen Wohnung. Sondern aus dem Land.