Hagen-Mitte. Die Kultkneipe „Käfig“ in der Hagener Innenstadt schließt Ende des Jahres nach 27 Jahren. Die Gründe für die Entscheidung.

„Irgendwann muss einfach Schluss sein. Und der Zeitpunkt ist genau jetzt.“ Leicht fällt es Despina Lionti nicht, wenn sie über den 31. Dezember spricht. An diesem Tag wird ihre Gaststätte „Käfig“ zum letzten Mal öffnen, werden die (Stamm-)Gäste dort zum letzten Mal Silvester feiern. „Wir schließen – nach 27 Jahren“, sagt die gebürtige Griechin, die die Kultkneipe am Märkischen Ring 124 (neben Schuhhaus Stief) gemeinsam mit ihrem Mann Georgios Lionti führt.

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„Wir sind ein echter Familienbetrieb“, erzählt Despina Lionti, die von allen Gästen nur Tina genannt wird, „von meinen drei Töchtern helfen zwei hier in der Kneipe mit.“ Ihr Mann habe nun aber das Alter, um sich zur Ruhe zu setzen, „wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge“.

Arbeitszeit klar aufgeteilt

Auf was sich die Liontis dennoch freuen? „Wir werden uns endlich mehr sehen“, lächelt Despina Lionti. In den vergangenen 27 Jahren sei die Arbeitszeit klar aufgeteilt gewesen: „Ich war von vormittags bis nachmittags hier, dann kam mein Mann und hat mich abgelöst. Er war immer bis nachts hier.“

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Als das Paar mit griechischen Wurzeln die Kneipe vor 27 Jahren übernahm, hieß der Betrieb noch „Papillon“. Aber nach einem Jahr wurde der Name in „Käfig“ umgewandelt. Den knallgrünen Schriftzug an dem Gebäude gegenüber der Johanniskirche kennen viele Hagener, besonders Nachtschwärmer, da die Kneipe bis in den frühen Morgen geöffnet hat. „Es kommen aber auch viele Dartsspieler zu uns“, unterstreicht Despina Lionti.

Großer Tresen bestimmt die Optik

Neben Dartscheiben gibt es Glücksspielautomaten im „Käfig“, die Optik der Kneipe bestimmt aber zweifelsohne der große Tresen. „Ja, wir sind eine echte Bierkneipe. Früher hatten wir auch eine kleine Speisekarte, aber mittlerweile geben wir nur noch Getränke aus“, sagt die Pächterin.

Apropos Getränke: „Unser Kultgetränk heißt Ampel, es wird in einem Pinnchen serviert, besteht aus verschiedenen Zutaten und ist dreifarbig “, sagt Despina Lionti. „ Zubereiten kann es aber nur mein Mann.“

Wenn die Pächterin an die vergangenen Jahre denkt, kommen ihr ganz viel Arbeit, aber auch schöne Stunden mit netten Gästen in den Sinn. „Betriebsferien haben wir kaum gemacht. Und selbst als ich einen gebrochenen Fuß hatte, stand ich hinter der Theke und hab’ Bier gezapft.“

Weitere Gaststätten-Schließungen

Auch „Bellinda’s Pub“ am Graf-von-Galen-Ring ist geschlossen; in der Spielhalle samt Kneipe wurde Mitte Dezember­ von Betreiberin Anne Marnik das letzte Bier gezapft.

Die Traditionskneipe „Feuervogel“ bei Elbers schließt ebenfalls Ende Dezember. Die Gaststätte wird komplett umgebaut, künftige Betreiber sind Mike Henning und Stephan Ley von der Disco Capitol, die daraus die „Neue Färberei“ machen.

Früher hatte der „Käfig“ sieben Tage die Woche geöffnet , „das war hart. Seit zwei Jahren lassen wir aber sonntags unsere Gaststätte zu.“

Nach der Silvesterfeier räumen die Liontis die Kneipe leer und rücken­ im Laufe des Januars ab. Wie es mit den Räumlichkeiten weiter geht, wissen sie nicht.

„Einigen Gästen kamen die Tränen­, als sie erfuhren, dass wir Ende­ des Jahres aufhören. Da musste ich mitweinen. Aber alles hat seine Zeit“, blickt Despina Lionti zuversichtlich in die Zukunft, die ihr mehr freie Zeit mit ihrem Mann bescheren soll.