Hagen. Anne Marnik und ihr „Bellinda’s Pub“ in der Nähe des Bahnhofs sind nun Geschichte. Spielhalle und Bar haben am 14. Dezember geschlossen.
„Bellinda’s Pub“ scheint beinahe jeder Hagener zu kennen. Wenn nicht persönlich, dann zumindest vom Hörensagen. Doch die Ära der Unterhaltungsgastronomie in der Nähe des Hauptbahnhofs ist zu Ende.
Am Samstag (beziehungsweise Sonntagmorgen, 14./ 15. Dezember) wurde das letzte Bier in der Bar gezapft und die Türen wurden geschlossen. Für immer.
Nie Nachtbar oder Stundenhotel
Anne Marnik hat „Bellinda’s Pub“ knapp neun Jahre geschmissen – anfangs als Angestellte, seit Februar 2014 als Eigentümerin. Die 51-Jährige weiß, welcher Ruf „Bellinda’s Pub“ vorauseilte, „dabei waren wir nie eine Nachtbar oder ein Stundenhotel“, unterstreicht Anne Marnik. Über den Gastro-Räumlichkeiten befänden sich auch keine Hotelzimmer für ein schnelles Abenteuer, sondern schlichtweg Büros.
„Außerdem ist ,Bellinda’s Pub’ auch häufig mit der früheren ,Kokett-Bar’ am Bahnhof verwechselt worden“, fügt Anne Marnik an.
Wie die berufliche Zukunft der 51-Jährigen aussieht? „Ich werde im Hotel, das demnächst hier im Gebäudekomplex entsteht, arbeiten.“
Innenstadt-Hotel geplant
Zum Hintergrund: Der Hagener Immobilien-Kaufmann Udo Krollmann hat das Haus, in dem sich „Bellinda’s Pub“ befindet (Graf-von-Galen-Ring 39/ Ecke Hugo-Preuß-Straße) sowie angrenzende Objekte einschließlich der Diskothek gekauft und möchte dort ein Innenstadt-Hotel realisieren. „Die Bauvoranfrage ist positiv beschieden, der Bauantrag für das ,Saxx-Hotel’ mit 110 Zimmern eingereicht“, bestätigt Investor Udo Krollmann.
Er plane, das Hotel Anfang 2021 zu eröffnen.
Boarding-House in der Bahnhofstraße 7
Bis es soweit ist, wird Anne Marnik übergangsweise im ebenfalls von Udo Krollmann geplanten Boarding-House in der Bahnhofstraße 7 (früher Kneipe Feuervogel) beschäftigt werden. Der besagte moderne, innerstädtische Beherbergungsbetrieb mit 39 Appartements richtet sich an Langzeitgäste, die hotelähnliche Leistungen dazu buchen können und soll im März/April 2020 an den Start gehen.
„Das wird schon passen, schließlich bin ich ja eine gelernte Hotelfachfrau, ich hab’ damals in einem Hotel im Sauerland meine Ausbildung gemacht“, blickt Anne Marnik optimistisch in die Zukunft.
Aber zurück zu „Bellinda’s Pub“: Die Frage aller Fragen muss gestellt werden: „Wer ist oder wer war Bellinda?“
Anne Marnik lacht: „Die langjährige frühere Besitzerin Lydia Duijmic hatte eine Tochter. Und die hieß Bellinda.“
Anfangs sei „Bellinda’s Pub“ eine reine Spielhalle gewesen (Anne Marnik: „Ich hab’ hier mit meinem Bruder und meiner halben Klasse nachmittags und abends oft Billard gespielt“), Mitte der 1980er-Jahre sei die Spielhalle von Frau Duijmic verkleinert worden und auf der so gewonnenen Fläche sei ein Pub eingerichtet worden.
Keine Schlägerei erlebt
Wie sie, Anne Marnik, mit dem Publikum aus dem Bahnhofsviertel zurecht gekommen sei? „Anfangs war ich zurückhaltend, im Laufe der Zeit wurde ich aber mutiger. Und ich hab’ mir ein dickes Fell angeschafft.“ Anne Marnik überlegt kurz: „Nein, in den Jahren, in denen ich Spielhalle und Pub geschmissen hab’, musste ich nicht einmal die Polizei rufen. Und ich hab’ in meinem Laden auch keine Schlägerei erlebt.“
Wochentags seien zu 90 Prozent Männer gekommen, an Wochenenden hätten einige wenige Frauen ihre Männer zum Billardspielen begleitet.
Spielhalle wurde 1976 eröffnet
„Bellinda’s Pub“ am Graf-von-Galen-Ring 39 wurde 1976 von Lydia Duijmic als reine Spielhalle eröffnet. Seit knapp neun Jahren schmeißt Anne Marnik die Unterhaltungsgastronomie – von 2011 bis 2014 als Angestellte, seit 2014 als Eigentümerin.
Die Spielhalle war bis zuletzt mit drei Billardtischen und sieben Glücksspielautomaten bestückt.
Spielhalle und Gaststätte öffneten täglich um 9.30 Uhr. Der Spielhallen-Betrieb lief bis 1 Uhr nachts, die Bar hatte bis in die Morgenstunden geöffnet.
Anne Marnik wurde hinter der Theke von ihrem Sohn unterstützt.
Wie sie den letzten Tag beziehungsweise die letzte Nacht in ihrem „Bellinda’s Pub ‘ empfunden habe? „Viele Stammgäste sind zum Tschüss-Sagen vorbeigekommen. Das war schön. Es war rappelvoll und feucht-fröhlich.“