Hagen-Wehringhausen. Alles außer Plastik: In Hagen-Wehringhausen wird in Kürze ein Unverpacktladen entstehen. Wer dahinter steckt und wann es losgeht.

Reis und Nudeln, unterschiedliche Hülsenfrüchte, Gewürze, Zucker, verschiedene Mehlarten, Müsli und Schokolade: All das wird es demnächst in der Lange Straße 29 zu kaufen geben. Nur eines wird die Kundschaft sicher nicht mit nach Hause nehmen können: Plastik. Der erste Unverpackt-Laden Hagens öffnet im kommenden Februar.

Das Besondere an diesen Lebensmittelgeschäften: Die Waren werden nicht wie üblich in Verpackungen verkauft, die meist aus Kunststoffen und Papier bestehen, sondern können in mitgebrachte Dosen, Einmachgläser und andere Behälter abgefüllt werden. Und das in beliebigen Mengen, je nach dem, was individuell benötigt wird. So soll weniger Müll entstehen und weniger Nahrung verschwendet werden – Nachhaltigkeit ist das Stichwort.

Gelber-Sack-Müll drastisch reduziert

Die Frau hinter dem Projekt ist Nicole­ Jas. Die Hagenerin, die zuletzt als kaufmännische Angestellte tätig war, glaubt fest an die Idee „und daran, dass viele begeistert sein werden“.

Auch Jas selbst kauft seit Jahren unverpackt ein und konnte so den Plastikmüll der Familie von drei gelben Säcken in der Woche auf einen halben reduzieren. Dabei seien sie und ihr Mann Jan, der im Laden hilft, wo er kann, „eigentlich sehr normale Leute“, 68er seien auch ihre Eltern nicht gewesen. Dass jeder ein bisschen beisteuere, um zusammen Großes zu bewegen, sei die Philosophie der Gründerin.

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Um umweltschonend einzukaufen, ohne weiteren Müll zu produzieren, würden die meisten aus Hagen in die nächste Stadt zum Unverpacktladen nach Witten fahren – „das ist doch absurd“, sagt Nadja Brose, Freundin und baldige Verkäuferin in Jas‘ Laden. Die Produkte selbst kommen vorerst von Bio-Großhändlern, etwa aus Hürth bei Köln. „Nach und nach sollen unsere Waren aber so regional wie möglich hergestellt sein“, sagt Nicole Jas. Auch sollen Bestellungen bestmöglich gebündelt werden, um Transportwege zu reduzieren.

Hohen Ansprüchen gerecht werden

Nicole Jas (Mitte) mit der baldigen Verkäuferin Nadja Brose und  Ehemann Jan Jas.
Nicole Jas (Mitte) mit der baldigen Verkäuferin Nadja Brose und  Ehemann Jan Jas. © Natalia Bronny

Angefangen hat alles 2017, als Nicole Jas in Kiel in einem der ersten Unverpacktläden Deutschlands gelernt hat, worauf es bei der Gründung eines solches Geschäftes ankommt. Wesentlich sei zum Beispiel, in den Räumlichkeiten den hohen Ansprüchen an Hygiene gerecht werden zu können – schließlich ist die Ware nun mal unverpackt.

Als Jas den Businessplan geschrieben hatte, habe die Suche nach einem passenden Lokal deshalb eine Weile gedauert, sagt sie. Das Quartiersmanagement Wehringhausen half, und schließlich hatte Gabriele Hassler, Vorsitzende der Händlergemeinschaft „Wir in Wehringhausen“, den entscheidenden Hinweis: Die ehemalige Galerie von Elvyra Gessner würde ab Oktober eine neue Identität erhalten können.

An Hagener Schulen über Müll aufklären

In Wehringhausen, dem Viertel mit Second-Hand-Geschäft, Bio-Laden, Repair-Café, Umsonstladen und einem Geschäft für fair und vegan produzierte Mode sowie der Möglichkeit, wiederverwertbare Becher nach dem Kaffeegenuss in mehreren Lokalen entlang der Lange Straße abgeben zu können, ist Gründerin Nicole Jas im vergangenen Jahr zum ersten Mal gewesen. „Ich fand es toll zu sehen, wie sich alle um ihr Viertel bemühen“, sagt Nicole Jas über Wehringhausen.

Über Plastikmüll und Möglichkeiten, so zu leben, dass der Planet keinen weiteren Schaden nimmt, möchte Nicole Jas auch an Hagener Schulen aufklären, die bereits Interesse vermeldeten. Im Lokal selbst sollen langfristig ebenfalls Kurse angeboten werden. Es sei einfach an der Zeit für eine Plattform „für alle, die Bock darauf haben, Müll zu vermeiden und nachhaltig zu leben“, sagt Nicole Jas – und dass umweltschonendes Einkaufen in Hagen möglich wird.

„Der Laden ist soweit fertig“, sagt Ehemann Jan Jas, der sich um die Renovierung kümmert. Die sogenannten Bulk Bins sind ebenfalls bestellt: Die Spender für die Lebensmittel werden aus Glas sein und „machen Kindern besonders viel Spaß“, sagt Nadja Brose. Als nächstes steht die Ladeneinrichtung an – und das Bekanntmachen des Unverpacktladens, der „natürlich unverpackt“ heißen wird. „In den kommenden Tagen werden wir auf Facebook loslegen“, sagt Nicole Jas.

Laden passt in das Viertel

In dem sozialen Netzwerk kursiert bereits ein Bild der Ladenfront, in dessen Schaufenster ein Hinweis auf den bald eröffneten Unverpacktladen hängt. Das Interesse ist groß, Fragen stellende Passanten kommen in den noch leeren Verkaufsraum. „Es passt in die Zeit, und es passt in den Kiez“, sagt Jan Jas über das Projekt seiner Frau.