Hagen-Mitte. Vivi Vassileva ist eine außergewöhnliche Musikerin. Sie beherrscht viele Schlaginstrumente. Ihr Können ließ sie vor Schülern in Hagen aufblitzen.

Vivi Vassileva streicht mit ihren Fingerknöcheln sanft auf der Snare Drum, der kleinen Trommel am Schlagzeug. Dann nimmt sie ihre Schlägel in die Hand und bringt den Metallrand der Trommel zum Klingen, bevor sie rhythmisch mit den Fäusten auf das Instrument haut. Vassileva, das wird schnell deutlich, ist keine gewöhnliche Schlagzeugerin. Sie ist eine Virtuosin an dutzenden Schlaginstrumenten: „Ich spiele alles, worauf man schlagen kann.“

Heute Abend ist sie Solistin beim Sinfoniekonzert in der Stadthalle, gestern präsentierte sie sich und ihre Instrumente im Rahmen des Programms „Rhapsody in School“ vor 30 Sechstklässlern des Albrecht-Dürer-Gymnasiums. Die sonst so lebendigen Schüler wurden still, als Vassileva anfing zu spielen: ihre Hingabe, der Wechsel zwischen laut und leise, schnell und langsam und sogar zwischen Schlagfell und dem Metallrand der Trommel begeisterte die Schüler. Die Musikerin fasste ihre Vorstellung zusammen: „Mit einer einzigen Trommel kann man so viele verschiedene Geräusche machen wie mit einem ganzen Schlagzeug.“

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Für das junge Publikum blieb es nicht beim Zuhören: Die Schüler fragten Vassileva aus, über ihre Konzerte, ihren Werdegang und wie viel sie eigentlich übe. Ihre Ausführungen waren überraschend: Als Kind nahm Vassileva, Kind einer Musikerfamilie, lange Zeit Geigenunterricht.

Trommeln am Strand

Mit zehn Jahren entdeckte sie im Sommerurlaub am Strand in Bulgarien die Schlaginstrumente für sich, dort nahm eine Gruppe Trommler sie in ihren Kreis auf und brachte ihr erste Rhythmen bei. Von diesem Tag an entwickelte sich Vassilevas Leidenschaft für Marimbafon, Vibrafon, Schlagzeug und Co.: „Die Geige wurde mir langweilig, ich brauchte Abwechslung. Als Percussionistin spiele ich verschiedene Instrumente und lerne immer neue kennen.“

Disziplin und Geduld

Auch AD-Musiklehrer Ulrich Bornemann war beeindruckt: „Vassileva ist unheimlich kommunikativ und einnehmend: Wenn sie spielt, kleben die Schüler mit leuchtenden Augen an ihr.“ Schon als Kind übte Vassileva jeden Tag mindestens eine Stunde und schaffte es bis ins Bundesjugendorchester. Heute übe sie sieben bis acht Stunden am Tag und hat bereits zahlreiche Konzerte gespielt. „Das wichtigste ist Disziplin und Geduld“, sagt sie. Manchmal könne es Jahre dauern, bis sie eine bestimmte Stelle beherrsche.

Vassileva band die Schüler ein, ließ sie Takte im Kanon klatschen und einen Rhythmus auf Trommeln, Rasseln und Schellenkränzen einüben. Was zu Beginn chaotisch anmutete, wurde zum gelungenen Zusammenspiel: „Es ist wichtig, auf die anderen zu hören, aber nicht so, dass man selber aus dem Takt kommt.“

Innerer Motor

Im Rahmen der Initiative „Rhapsody in school“ besuchen Künstler Schüler in der Schule, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihnen Musik vorzuspielen.

Durch die direkte Begegnung erhalten die Schüler die Gelegenheit, den Menschen hinter der öffentlichen Person kennen zu lernen. Sie erfahren von seiner Leidenschaft für die Musik und seinem inneren Motor.

Ob vor 30 Schülern oder tausenden Besuchern in der Stadthalle – für Vassileva ist es das schönste, „meine Liebe zur Musik und den Instrumenten zu teilen“. Wer sich von ihrer Begeisterung anstecken lassen will, kann sie heute Abend im Sinfoniekonzert hören.