Hagen. Auch in Hagen wurde am Donnerstag gestreikt: Beschäftigte von Kaufhof und Smyths Toys legten die Arbeit nieder. Sie fürchten um ihre Lohn.

Es war vor allem Frauen, die ins Streiklokal in der Hagener Hochstraße strömten: Zahlreiche Beschäftigte der Kaufhof-Filiale in der Fußgängerzone und des Spielwarenmarktes Smyths Toys aus Vorhalle legten am Donnerstag die Arbeit nieder, um für eine angemessene Bezahlung und die Rückkehr ihrer Arbeitgeber in den Tarifverbund zu kämpfen. Mit den Streiks wollte die Gewerkschaft Verdi in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Unternehmen erhöhen, um in den Gesprächen endlich zu einer Einigung zu kommen.

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Verdi und Galeria Karstadt Kaufhof verhandeln bereits seit einiger Zeit über einen gemeinsamen Sanierungstarifvertrag für den durch den Zusammenschluss entstandenen neuen Warenhausriesen. Das Warenhaus will die Gehälter möglichst angleichen, denn Karstadt-Mitarbeiter verdienen im Schnitt rund elf Prozent weniger als ihre Kollegen bei Kaufhof. Einen drastischen Eingriff in ihre Gehälter würden die Beschäftigten jedoch nicht hinnehmen, erklärte Simone Henselein, Betriebsratsvorsitzende bei Kaufhof in Hagen: „Einschnitte bei den monatlichen Entgelten lehnen wir entschieden ab.“

Kaufhof bleibt geöffnet

Die Filiale in der Fußgängerzone war am Donnerstag geöffnet, nach Informationen unserer Zeitung war der Betrieb durch den Ausstand auch nicht sonderlich eingeschränkt, da das streikende Personal durch Aushilfskräfte ersetzt werden konnte. Verkäuferinnen und Kassiererinnen bei Kaufhof verdienen ab dem sechsten Berufsjahr derzeit 2579 Euro im Monat.

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Laut Verdi würde eine Fusion ohne neuen Tarifvertrag für die Beschäftigten rund zehn Prozent weniger Lohn bedeuten. Das sei für die Kollegen nicht diskutabel, so Simone Henselein, die ihrerseits vorschlägt, das aktuelle Gehaltsgefüge beizubehalten und für einen bestimmten Zeitraum auf Lohnerhöhungen zu verzichten: „Damit würden wir ja auch einen Beitrag zur Konsolidierung leisten.“

Kaufhof ist seit einem Jahr Teil eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem früheren Erzrivalen Karstadt. Eigner ist die österreichische Signa-Gruppe des Immobilien-Investors Rene Benko.

Aufstockende Leistungen

Eine Forderung verbinde die streikenden Kaufhof-Beschäftigten mit den Angestellten von Smyths Toys, betonte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Monika Grothe: „Die Rückkehr der Arbeitgeber in den Flächentarifvertrag des Einzelhandels.“

Regina Tetzlaff (53) hat ihr Leben lang gearbeitet und als allein erziehende Mutter eine Tochter groß gezogen: „Meinem Kind wollte ich immer ein Vorbild sein.“ Angesichts eines Gehaltes von 7,50 Euro pro Stunde konnte sie sich jedoch nur mit aufstockenden Leistungen des Sozialamtes über Wasser halten. Erst seit einigen Jahren ist sie bei 13 Euro die Stunde angekommen: „Es war der schönste Tag meines Lebens, als ich nicht mehr zum Sozialamt rennen musste.“

Kein Urlaub möglich

Große Sprünge kann sich die Betriebsratsvorsitzende von Smyths Toys allerdings auch mit dem jetzigen Gehalt nicht leisten, eine Urlaubsreise etwa klingt in ihren Ohren wie ein Fremdwort. „Was ich mir wünsche, ist eine faire, eine gerechte Bezahlung. Wir Mitarbeiter bringen ja auch unsere Leistung.“

Von den Fortschritten in den Tarifgesprächen wird es abhängen, ob auch am Freitag in Hagen wieder Streiks stattfinden.

Das Unternehmen Karstadt-Kaufhof selbst ließ sämtliche Fragen unserer Zeitung zu dem Streit um die Einkommen, aber auch zur Zukunft des Standorts Hagen und der Entwicklung der Mitarbeiterzahlen vor Ort und möglichen Investitionen unbeantwortet.