Breckerfeld. Landwirt Udo Baumeister aus Breckerfeld hat fast eine Millionen Euro in die Sanierung eines Hühnerstalls gesteckt. Und er hat weitere Ideen.
Der Chef zieht den Hebel heute selbst. Die Tore öffnen sich einen Spalt. Und tausende Zweibeiner – immerhin ist der Chef der Chef von 120.080 Angestellten – strömen nach und nach hinaus. Sie picken auf dem Vorplatz. Sie scharren unter dem breiten Buschstreifen („Ein Paradies für Hühner“). Und einige wenige betreten die Wiese, die sich von Brenscheid bis hinunter nach Finkenberg erstreckt.
120.000 der Angestellten haben Federn. Und rund 39.000 dieser Hühner haben ein neues Zuhause. Weil Landwirt Udo Baumeister fast eine Millionen Euro investiert hat. Ein Stall, der im Jahr 2002 gebaut wurde, ist komplett entkernt worden. Ein neuer Fußboden wurde eingebracht, eine neue Einrichtung eingebaut, ein Teil der Außenhülle erneuert.
Boden des Hühnerstalls komplett abgedichtet
235 Eier im Schnitt pro Jahr
Bei der Freilandhaltung ist für jedes Huhn theoretisch eine Fläche von vier Quadratmetern vorgesehen.
Bei 12.000 Freilandhühnern hat der Betrieb Baumeister zwischen Brenscheid und Finkenberg ein Areal von 48.000 Quadratmetern umzäunt.
Der Verbrauch liegt in Deutschland im Schnitt bei 235 Eiern pro Jahr über dem europäischen Durchschnitt.
Rund 64 Prozent der in Deutschland verkauften Eier stammt von Hühnern aus Bodenhaltung, rund 20 Prozent aus Freilandhaltung, 10 Prozent sind Bio-Eier und sechs Prozent stammen von Eiern, die in Kleingruppen gehalten werden.
„Der neue Boden ist jetzt komplett abgedichtet“, sagt Baumeister. „So können wir den Stall immer wieder mit Hochdruck reinigen, ohne dass Wasser durch den Beton in den Eierkoch- und Schälbetrieb darunter sickert.“ Hinzu kommt: „Der alte Stall war nach 17 Jahren einfach durch. Der Stall erfüllt jetzt modernste Standards. Das gilt besonders für das Tierwohl. Aber auch für unsere Angestellten ist es jetzt deutlich angenehmer, im Stall zu arbeiten.“
Einher geht die Sanierung mit einer deutlichen Verringerung des Tierbestandes. „46.000 Hühner haben hier einmal gelebt“, sagt Udo Baumeisterm, „jetzt sind es noch 12.000 Tiere in Freiland- und 27.000 Tiere in Bodenhaltung.“ Die haben nun deutlich mehr Platz. Und zwar sowohl in der Fläche als auch in der Höhe. „Die Hühner zieht es besonders in den Abendstunden nach oben“, sagt Baumeister, „besonders in der Nacht.“
Alle Ställe in Brenscheid auf neuestem Stand
Für den Unternehmer bildet die Sanierung einen Abschluss und schafft zugleich Raum für neue Ideen. „Hier in Brenscheid haben wir jetzt alle Ställe auf neuestem Stand“, sagt Udo Baumeister, der einen speziellen Bereich eingerichtet hat, von dem aus Besucher hinter einer Glasscheibe das Treiben in und vor dem Hühnerstall beobachten können. Gleichzeitig weiß er: „Es fehlt uns an Freiland- und Bio-Eiern, die auf dem Mark immer mehr nachgefragt werden.“
„In Brenscheid haben wir dafür allerdings keine Flächen mehr“, sagt Baumeister. Denn: Obwohl die Freilandhühner das weiträumige Areal bei weitem nicht ausnutzen und nur gut ein Drittel der Hühnerschar den Stall überhaupt verlässt, müsste Baumeister weitere Wiesen umzäunen. Jedem Huhn müssen nach einer EU-Verordnung vier Quadratmeter Wiesenauslauf zur Verfügung gestellt werden. „Diesen Wiesen müssten aber direkt an unseren Stall grenzen. Solche Flächen haben wir in Brenscheid nicht mehr.“
Neue Konzepte für Flächen in Schöpplenberg
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Ideen hat er deshalb für den Standort Schöpplenberg zwischen Zurstraße und Haspe entwickelt. „Da haben wir noch große zusammenhängende landwirtschaftliche Flächen“, so Baumeister, „wir überlegen, ob wir dort einen weiteren Stall für Freilandhaltung oder für Bio-Hühner errichten.“ Letztere bekommen noch mehr Platz eingeräumt und erhalten spezielles Bio-Futter.
Wahre Nachhaltigkeit sieht in den Augen des Landwirts aber noch ganz anders aus. „Im Grunde müsste man rund um die Ställe eine Fläche überdachen und einzäunen und den Tieren als Freilauf anbieten“, so Baumeister. „Sie wären vor Witterungseinflüssen ebenso geschützt wie vor Füchsen und Greifvögeln. Die Vogelgrippe könnte nicht von außen auf die Hühner übertragen werden. Und die Flächen könnten nachhaltig bewirtschaftet werden.“ Allerdings: Dieser Ansatz ist durch keine Verordnung gedeckt.