Emst. Ein bisschen ist es eine Anti-Halloween-Aktion: Kinder und Eltern aus Hagen-Emst sind um die Häuser gezogen – aber nicht, um Süßes zu fordern.

Halloween ist nicht nur der Tag, an dem die Gespenster unterwegs sind, es ist auch das Fest, an dem sich die Geister scheiden. Bis heute ist die aus Irland über Amerika importierte Unruhenacht in den Herzen vieler Menschen nicht so recht angekommen. Kinder allerdings lieben den Grusel rund um Kürbisse, Hexen und Maskeraden.

Vielleicht haben ein paar Familien aus Emst den goldenen Mittelweg gefunden, um den fröhlich-schaurigen Charakter der Halloweenbräuche mit einer Sinn stiftenden Aktion zu verbinden. 50 Kinder und ebenso viele Erwachsene zogen am Donnerstag, die Kinder verkleidet als „Suppenküchengespenster“, durch die Straßen des Stadtteils, um Lebensmittel für die Hagener Suppenküche, die bedürftige Mitbürger mit Nahrung versorgt, zu sammeln und zugleich Süßigkeiten für den Eigenbedarf zu erbitten.

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„Wir möchten einfach an die Menschen denken, denen es nicht so gut geht wie uns“, erläutert Jan Henschel, einer der Initiatoren, die Motivation, die alle teilnehmenden Familien verbindet.

Den richtigen Nerv getroffen

Die Aktion trifft offenbar den richtigen Nerv und hat innerhalb kürzester Zeit ganz Emst zusammengeschweißt. Jahr für Jahr ist die erst 2013 von Familie Jetter ins Leben gerufene Sammlung gewachsen, 2018 wurden dank anschwellender Teilnehmerzahlen bereits drei Tonnen Lebensmittel im Warenwert von mehr als 10.000 Euro eingesammelt.

Matti Schneider, Jarne Oberhag, Jannis Reddermann und Anna Lea Henschel (von links) beim Umzug für den guten Zweck.
Matti Schneider, Jarne Oberhag, Jannis Reddermann und Anna Lea Henschel (von links) beim Umzug für den guten Zweck. © WP | Michael Kleinrensing

Er glaube, dass Halloween eigentlich nicht so sehr zu unserer Kultur passe, sagt Henschel: „Einfach Süßes zu fordern, finden wir eher doof.“ Das Sammeln für bedürftige Menschen komme bei den Bürgern dagegen bestens an. Viele Emster riefen schon im Vorfeld an, um Sorge dafür zu tragen, dass die Kinder nur ja bei ihnen klingelten. „Und dann öffnen sie die Haustür und übergeben uns vollgepackte Einkaufstüten.“

Spaß am Verkleiden

Die Kinder haben Spaß an der Verkleidung, lernen aber zugleich, dass es wirkliche Not gibt und man Lebensmittel wertschätzen muss. „Manche Menschen haben kein Geld, sie haben kein Haus und nicht genug zu essen“, sagt Jannis Reddermann (7), und Matti Schneider (8) fügt hinzu: „Wir haben ja Glück, dass wir in die Schule gehen und lernen können. Es gibt aber auch Kinder, die das nicht können.“ Anna Lea Henschel argumentiert in ähnlicher Weise: „Süßigkeiten brauchen wir eigentlich nicht. Aber andere Menschen brauchen etwas zu essen.“

Die Grundschule Emst und der evangelische Kindergarten unterstützten die Aktion, beim abendlichen Ausklang im Schützenheim Bissingheim am Staplack gab es Suppe und ein Gratiskonzert vom Chor „Living Voices“ obendrauf. Bis dahin hatten zahlreiche Emster, die ihre Tür bei einem gewöhnlichen Halloween-Ablauf vielleicht verschlossen gehalten hätten, Lebensmittel oder Geld gespendet. Es sei für sie selbstverständlich, für eine solch gute Sachen zu spenden, sagte beispielsweise Monika Meckert: „Wir haben ja alles. Aber es gibt Menschen, die hungrig sind.“