Hagen. Beim diesjährigen Weihnachtsmärchen des Hagener Theaters wird der Besucherrekord gebrochen. Der Ansturm auf den „Räuber Hotzenplotz“ ist riesig.

Das Hagener Theater gehört vom 9. November bis zum 25. Dezember den Kindern dieser Stadt. Wenn sich der bisherige Kartenverkauf so fortsetzt, wird dabei der Rekord für den Besuch des seit Jahrzehnten beliebten Märchens zur Weihnachtszeit gebrochen. 30.000 Kinder werden erwartet. Und sie sehen eine Geschichte, die eine der schönsten „Räuberpistolen“ ist, die die deutsche Kinderliteratur bereit hält: der Räuber Hotzenplotz aus der Feder von Otfried Preußler. Die Hagener Inszenierung hat an ganz vielen Stellen mit dieser Stadt und dem aktuellen Zeitgeist zu tun.

Viele erwachsene Hagener werden es vielleicht wissen, weil sie selbst als Kinder im Weihnachtsmärchen saßen. Anfang der 90er-Jahre war der „Hotzenplotz“ mal das Weihnachtsmärchen. Seither 25 Jahre nicht mehr. „Es wird noch mal Zeit“, sagt Regisseurin Anja Schöne. Sie, der musikalische Leiter Andres Reukauf, der Choreograph Jozsef Hajzer, Kostüm- und Bühnenbildnerin Sabine Kreiter und Dramaturgin Anne Schröder haben sich größte Mühe gegeben, den Räuber Hotzenplotz zu einer Kasperlgeschichte zu machen, die ein Spiegel der aktuellen Zeit ist.

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Die großen Helden sind Kasperl und Seppl

Da sind Kasperl und Seppl, die Helden des Stücks. Für Anja Schöne ein Symbol der heutigen Jugend, die freitags auf die Straße und für das Klima kämpft. Kasperl und Seppl – im Hagener Stück ein Mädchen, gespielt von Charlotte Welling – stehen auf, handeln auf eigene Faust, widersetzen sich ihrer Angst und allen Kinder-Hürden: Sie wollen die Kaffeemühle zurückhaben, die der Räuber Hotzenplotz ihrer Großmutter gestohlen hat.

Anja Schöne führt Regie in „Der Räuber Hotzenplotz“
Anja Schöne führt Regie in „Der Räuber Hotzenplotz“ © Michael Kleinrensing

Und weil wir hier in Hagen sind, heißt die Großmutter „Omma“. Sie wird gespielt von einem Mann, nämlich Michael Mayer. Und deshalb liegt der dunkle Räuberwald auch auf der Bühne in der Stadt, so wie der Wald in Hagen in der Stadt liegt. Die Musik, die der verstorbene Autor Preußler ja gar nicht vorgesehen hatte, hat Andres Reukauf an eine aktuell dominierende Hörgewohnheit angelehnt: Volksmusik mit Balkan-Rock-Elementen. Mit Kontrabass und Akkordeon, tanzbar und eingängig. Das Theater wird ein Räuberwald, der irgendwo in Österreich liegen könnte. Den Räuber brummt der Bass-Bariton Christian Kaltenhäußer.

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Zutaten eines spannenden Buches

Gäbe es ein Rezeptbuch für eine spannende Kindergeschichte, der Hotzenplotz wäre wohl die beste Vorlage. Es gibt den trotteligen Wachtmeister Dimpflmoser, den Räuber, den Zauberer Petrosilius Zwackelmann, die alte Unke, die Fee, die aus der Geschichte bekannte Zauberkraft des Mondlichts und das große Helden-Ende, bei dem Hotzenplotz im Spritzenhaus gefangen wird. „Wir haben versucht, viele Elemente des Kasperltheaters und des fahrenden Theaters einzubringen. Alle Bühnenbilder stehen beispielsweise auf Rollen“, sagt Bühnenbildnerin Sabine Kreiter.

39-mal wird der Hotzenplotz in Hagen hintereinander gezeigt. Teilweise dreimal am Tag. Die Schulvorstellungen sind allesamt ausverkauft. Resttickets gibt es noch für die Premiere und für die Familienvorstellungen. Kein Event, keine Kultur-Veranstaltung und kein Konzert zieht in Hagen so viele Besucher an wie das Märchen zur Weihnachtszeit.