Hagen. Die Kleingärten am Goldberg in Hagen wurden früher regelmäßig verwüstet. Doch jetzt werden die Wildschweine von ihren Plünderungen abgehalten.

Noch vor eineinhalb Jahren schwankte die Stimmung der Kleingärtner am Goldberg zwischen Wut und Verzweiflung. Grund waren die umherziehenden Wildschweinrotten, die die 227 Schrebergärten regelmäßig heimsuchten und in Stätten der Verheerung verwandelten. „Unfassbar, was Tag und Nacht vor sich ging“, erinnert sich Stevo Juresic, Vorsitzender des Kleingartenvereins Goldberg.

Mittlerweile ist eine gewisse Ruhe in das Schrebergartenidyll zurückgekehrt, die von den Schweineschnauzen umgepflügten Rasenflächen und zerstörten Blumenbeete gehören der Vergangenheit an. Der Verein hat rund 15.000 Euro aufgebracht und die gesamte Anlage mit einem massiven, tief im Erdreich verankerten Zaun umgeben. Zusätzlich wurden zahlreiche Einzelparzellen eingezäunt. „Ein Kraftakt“, sagt Juresic über die Arbeiten: „Aber es hat sich gelohnt.“ Zwar versuchen die Schweine immer noch, in die Anlagen einzudringen, sie schaffen es jedoch nicht mehr. „Sie scheitern an den Zäunen“, freut sich Juresic.

Maschendraht kein Hindernis

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Das Grundstück von Frank Schadwill liegt am Rande des großen Vereinsgebietes und war für die Wildschweine, wenn sie aus dem nahen Wald kamen, sozusagen die erste Adresse bei der Futtersuche. „Ich hatte keinen Rasen mehr und nicht eine Blumenzwiebel im Boden“, berichtet der Familienvater, der die 500 Quadratmeter große Parzelle seit 27 Jahren bewirtschaftet.

Der Maschendraht, mit dem er das Areal umgeben hatte, stellte für die ungebetenen Gäste kein Hindernis dar, im Gegenteil. Es bereitete den Schweinen wohl wenig Mühe, die Umzäunung hochzudrücken und darunter herzuschlüpfen. Doch die Baustahlmatten, mit denen Schadwill seine Fläche nun auf einer Länge von 80 Metern gesichert hat, bildet einen wirksamen Schutz: „Da kommt kein Schwein mehr rein.“

Schweine dringen in Stadt vor

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Des einen Freud ist möglicherweise des andern Leid. Denn dass die Schweine in den weitläufigen Kleingartenanlagen nichts mehr zu fressen finden, könnte der Grund dafür sein, dass sie immer weiter in Richtung Hagener Innenstadt vordringen. Dort plündern sie die Gärten der Hausbesitzer und Bewohner in der Böhmer- und der Zur-Nieden-Straße. André Matthies hatte vor drei Wochen eine unheimliche Begegnung, als er sich nach dem Öffnen seiner Garage einem Wildschwein gegenübersah. „Uns geht es inzwischen nicht mehr um unsere Gärten, um unser Gemüse und die Blumen. Jetzt steht unsere Sicherheit, unsere Gesundheit auf dem Spiel“, fordert Matthies Maßnahmen gegen die immer aufdringlicher werdenden Rotten.

Doch es scheint so, als müssten die Menschen mit dem mulmigen Gefühl, dass plötzliches ein wildes Schwein vor ihnen stehen könnte, zu leben lernen. Denn der Goldberg ist befriedetes Gebiet, in dem aus Sicherheitsgründen nicht gejagt werden darf. Wildschweine seien intelligente Tiere, die das instinktiv wüssten und sich gerade deshalb gern zwischen den vielen schwer zugänglichen, steilen Grundstücken am Goldberg aufhielten, so Hans-Jörg Braun, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Hagen: „Für wilde Tiere ist der Goldberg wahrlich ein Refugium.“

Kleingärtner haben sogar geweint

Den Kleingärtnern aber hat die groß angelegte Umfriedung ihres Geländes Ruhe vor den Schweinen verschafft, sie können wieder säen und pflanzen ohne Angst haben zu müssen, dass am nächsten Tag alles ruiniert ist. „Es war schlimm“, sagt Juresic: „Die Leute haben geweint, einige haben ihren Garten sogar aufgegeben wegen der Schweine.“

Jäger erlegen zuletzt deutlich weniger Wildschweine


Die Jäger in Hagen haben im Winter 2018/19 laut offizieller Jagdstrecke der Stadt 191 Wildschweine erlegt.
Das sind deutlich weniger Tiere als noch im Winter 2017/18, in dem 567 Schweine geschossen wurden.

2016/17 waren es 325, 2015/16 waren es 245, 2014/15 waren es 219 und 2013/14 waren es 312.
Der Goldberg ist befriedeter Bezirk, in dem keine Jagd durchgeführt werden darf.

Hans-Jörg Braun, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Hagen, hat angekündigt, sich noch einmal mit der Stadt zusammenzusetzen und zu überlegen, ob zusätzliche Jagden außerhalb des befriedeten Bezirks stattfinden können.

Und obwohl es schon seit über einem Jahr kein Schwein mehr geschafft hat, in die Anlage vorzudringen, trauen einige Gärtner dem Frieden nicht so recht und haben ihre Parzelle mit einem Elektrozaun umgeben – man weiß ja nie, ob die schlauen Tiere nicht doch eines Tages wieder vor dem Grundstück stehen. . .