Hagen. Nach der Aussperrung: Der Großteil der Belegschaft bei TWB in Hagen ist freigestellt. Warum einige weiter arbeiten und was die Autofirmen sagen.

Der Betriebsratsvorsitzende des Hagener Automobilzulieferers TWB bleibt auch nach den jüngsten Informationen der Geschäftsführung vom Montagmorgen mehr als skeptisch: „Angeblich sollen die Kollegen nach und ach wieder zurückgeholt werden“, sagt Ohan Aksu. „Aber daran glaubt hier eigentlich keiner. Ich habe keine Hoffnung mehr.“ Seit Donnerstag war die Belegschaft von der Geschäftsführung quasi ausgesperrt worden.

Bezahlung soll vorerst weiter laufen

Aksu war auch am mit dabei, als sich der größte Teil der verbliebenen 140-köpfigen Belegschaft des Automobilzulieferers TWB am Montagmorgen um 6 Uhr vor dem Werkstor in der Sedanstraße versammelt hatte. Personalchef Admir Smajlovic, der lange Betriebsratsvorsitzender war, bevor er auf die Arbeitgeberseite gewechselt war, sprach zu den Mitarbeitern.

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Nach aktuellem Stand wird der größte Teil der Belegschaft freigestellt. Die Bezahlung soll wohl weiter laufen. Man werde auf die Mitarbeiter zukommen, wie es weitergehe. Sie müssten nicht jeden Morgen zum Betrieb kommen. Eine Anlage wird vorerst weitergeführt, ebenso Teile des Versands. Und auch einige Angestellte werden vorerst weiter arbeiten. Wie lange, ist allerdings unklar. Zwischen 20 und 30 Mitarbeiter der verbliebenen 140-köpfigen Rest-Belegschaft, so eine erste Schätzung der Mitarbeiter, arbeiten damit vorerst weiter.

Produktion für Ford läuft derzeit weiter

Das Unternehmen selbst schweigt weiter. „Wir kommentieren die aktuelle Situation nicht“, so ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der WESTFALENPOST. Betriebsratschef Aksu bestätigt aber, dass nur noch die Anlage in zwei Schichten in Betrieb gehalten werde, mit der die Rücksitzlehnen für den Autobauer Ford hergestellt werden. Der Kölner Autobauer ist der größte Kunde von TWB und hatte jüngst gegenüber der WP erklärt, dass man nach Lösungen suche, wie die TWB-Produktion möglichst weiterlaufen könne. „Wir haben einen Vorrat, so dass unsere Produktion derzeit nicht betroffen ist. Gleichzeitig arbeiten wir mit dem Management von TWB an einer Lösung, so dass deren Produktion möglichst weiterlaufen kann“, erklärte Ford-Sprecherin Ute Mundolf. Zur generellen Lage bei TWB werde man sich nicht äußern.

Was BMW und Toyota zu den Produktionsausfällen sagen

Autobauer Toyota meldete sich am Montagmorgen in der WP-Redaktion zurück. Von den Entwicklungen bei TWB sei Toyota-Tochter „Toyota Bushoku“ betroffen, nicht aber der große Autobauer selbst. „Für uns ist das einer von mehreren Anbietern“, so Toyota-Sprecher Thomas Heidbrink. Zum Hintergrund: Toyota Bushoku fertigt komplette Sitze, in denen bislang TWB-Elemente verbaut wurden, auch für andere Fahrzeuge.

BMW hatte bereits Ende vergangener Woche gegenüber der WESTFALENPOST erklärt: „Wir können bestätigen, dass das Werk von TBW in Hagen Bestandteil unserer Lieferkette ist. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns – darüber hinaus – generell nicht zur Geschäftstätigkeit unserer Zulieferer äußern. Grundsätzlich verfügen wir für unsere Lieferketten über ein umfassendes Risikomanagement. Die Teileversorgung ist sichergestellt.“

Ein Projektbegleiter von BMW, der bislang die Produktion für den Münchener Automobilherstellers bei TWB begleitet habe, sei nicht mehr auf das Gelände gelassen worden, so Aksu. „Die Kollegen, die jetzt an der Ford-Anlage weiter produzieren sollen, stehen unter Beobachtung der Personalleitung, dass jetzt nicht die Stückzahlen fallen. Wir als Betriebsrat stehen deshalb den Kollegen an den Maschinen bei.“ Er selbst, so Aksu, wisse aber auch nicht, was er seinen freigestellten Kollegen („Es ist ja diesmal eine widerrufliche Freistellung, sie könne also wieder zur Arbeit gerufen werden“) raten solle.

TWB-Mitarbeiter vor verschlossenen Türen

Wie berichtet, hatten die Mitarbeiter von TWB am vergangenen Donnerstag vor verschlossenen Toren gestanden, ihnen war der Zutritt zum Betriebsgelände verwehrt worden. Weitere Informationen gab es nicht, es wurde auf den heutigen Montag verwiesen.

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Schon Anfang des Jahres hatten rund 200 Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten, nachdem das Unternehmen TWB, das seit 2010 zur Prevent-Gruppe gehört, einen Machtkampf um Preise mit der Volkswagen-Gruppe verloren hatte. Sämtliche Aufträge der Wolfsburger Automobilzulieferers waren danach gekündigt worden.

Personalchef Admir Smajlovic hatte am Morgen vor den Mitarbeitern erklärt, dass er selbst nicht wisse, wie genau es weitergehe. Nach Angaben aus der Mitarbeiterschaft habe er aber betont, dass TWB weder insolvent sei noch verkauft werden solle. Aus der Belegschaft waren am Morgen Stimmen zu hören, dass man weiterhin mit einem kompletten Aus der Produktion in Hagen rechne. „Die Hoffnung stirbt aber zuletzt“, so ein Mitarbeiter.