Hagen. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen ist gegen ein Nasslager für Holz, das durch Borkenkäfer angegriffen wurde. Das weckt den Zorn der Waldbesitzer.

Um die Einrichtung eines Nasslagers für schadhaftes Holz ist in Hagen ein Streit entbrannt. Dabei scheinen die Fronten zwischen Privatwaldbesitzern und dem Wirtschaftsbetrieb Hagen, auf dessen Flächen die anhaltende Hitze im Sommer und der Borkenkäfer ebenfalls große Schäden angerichtet haben, verhärtet.

Auf Vorstoß der CDU zeichnet sich in der Politik eine breite Mehrheit für ein Nasslager ab. Zuletzt hatte es eine solche Einrichtung nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 gegeben. „Die Situation ist dramatisch“, sagt Jörg Klepper, umweltpolitischer Sprecher der CDU. Im Blick hat er dabei die Lage zahlreicher Hagener Privatwaldbesitzer, denen der Borkenkäfer innerhalb weniger Monate die Arbeit von Jahrzehnten ruiniert hat. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, dann sei auch der finanzielle Schaden für die Privatwaldbesitzer kaum aufzufangen.

Lager eröffnet Waldbauern mehr Flexibilität

Auch im Hagener Süden leiden zahlreiche Fichten leiden unter der Hitze und unter dem Borkenkäfer. 
Auch im Hagener Süden leiden zahlreiche Fichten leiden unter der Hitze und unter dem Borkenkäfer.  © Michael Kleinrensing

Eine Lösung könnte aus Sicht der CDU ein Nassholzlager sein, wie es die Stadt vor zwölf Jahren am Hengsteysee eingerichtet hatte. Dirk Heimhard, Umweltpolitiker und selbst Waldbesitzer im Hagener Süden, kämpft für sich uns eine Berufskollegen: „Ein Nasslager wäre absolut sinnvoll. Weil aufgrund der Schadholzproblematik gerade viele Waldbesitzer versuchen, ihr Holz loszuwerden, sind die Preise in den Keller gefallen.“

Eine Lagermöglichkeit, so argumentiert Heimhard im Namen der Waldbesitzer, könne da für wesentlich mehr Flexibilität sorgen und den Druck vom Markt nehmen. „Noch stehen die meisten geschädigten Fichtenstämme im Wald. Wir müssen sie jetzt fällen und schnell einlagern. Das würde den Waldbesitzern ganz erheblich helfen. Sie könnten das Holz noch vermarkten und verwerten.“

Hagener Waldbauern bleibt keine Zeit

Dabei, so betont Dirk Heimhard, müssten die Flächen genau jetzt aufgearbeitet werden. „Wenn sie noch ein halbes Jahr lang im Wald stehen, ist das Holz nicht mehr zu retten. Und wenn wir geschädigte Stämme nicht vor dem Winter rausholen, wird das Käferproblem im nächsten Jahr noch größer.“ Dabei seien die Ausmaße der Schäden durch Trockenheit und Borkenkäfer bereits jetzt um ein vielfaches höher als durch Kyrill.

100.000 Festmeter nach Kyrill eingelagert

Im Januar 2007 fegte der Orkan Kyrill über Hagen hinweg. Sowohl im Stadtwald als auch bei den Privatwaldbesitzern waren die Schäden erheblich.

Horst Heicappell, damaliger Leiter des städtischen Forstamtes, hatte sich massiv für die Errichtung eines Nasslagers eingesetzt und mit der Bahn über die Verpachtung verhandelt.

Rund 100.000 Festmeter Holz, das aus den Hagener Privatwäldern stammte, wurde hier zunächst für drei Jahre eingelagert und später an den großen Papierhersteller Stora Enso (heute Pulp & Paper) verkauft. Die Waldbauern zahlten dafür rund 90.000 Euro.

Holz kann bei guten Bedingungen bis zu drei Jahre lang eingelagert werden.

Einen solchen Vergleich mit Kyrill hält der Wirtschaftsbetrieb Hagen für „nicht zielführend“. „Seinerzeit ging es ja um die Konservierung von schadhaftem Holz“, so Hans Joachim Bihs, Vorstand der Stadttochter, „heute handelt es sich um vom Borkenkäfer bereits deutlich befallenes und dadurch ausgestorbenes Holz.“ Bakterien und Pilze seien bereits in den Holzkörper eingetragen. Somit könne es auch in einem Nasslager nicht konserviert werden.

Wirtschaftsbetrieb Hagen spricht sich gegen Nasslager aus

Darüber hinaus hält der Wirtschaftsbetrieb ein Nasslager angesichts des derzeitigen Holzpreises für unwirtschaftlich. „Durch Transport, Lagerung sowie Bewässerungskosten würden erhebliche finanzielle Mehraufwendungen notwendig werden“, so Bihs weiter, „zusätzlich kommen die Kosten für Einrichtung sowie die spätere Auflösung hinzu.“

Argumente, die die Umweltpolitiker nicht nachvollziehen können. „Wir als Stadt müssen unserer Verantwortung gerecht werden“, so Jörg Meier (SPD), „wir haben gegenüber den Waldbauern eine Verantwortung.“ Und Jörg Klepper nimmt den Wirtschaftsbetrieb ins Visier: „Der WBH ist an einer nachhaltigen Waldwirtschaft offenbar nicht interessiert. Der Wirtschaftsbetrieb will das Holz verrotten lassen und nach China verhökern.“