Hagen. . Der Borkenkäfer frisst sich auch in diesem Sommer durch den Hagener Forst. Die Fichtenbestände werden mittelfristig durch Mischwald abgelöst.

Das vergangene Jahr war schon ernüchternd und in diesem Sommer wird es absehbar noch deprimierender. „Angesichts des Borkenkäferbefalls in den Hagener Wälder steuert die Forstwirtschaft auf eine Katastrophe zu“, erwarten Förster Martin Holl und Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Hagener Wirtschaftsbetriebes (WBH), dass es in diesem Jahr mit dem Befall des Schädlings angesichts der trockenen Witterung erneut so schlimm wird wie 2018.

Revierleiter Martin Holl.
Revierleiter Martin Holl. © Michael Kleinrensing

„Ich befürchte das Ende der Fichte“, geht der 38-jährige Revierleiter davon aus, dass er noch vor seiner Pensionierung die letzten Fichtenreihenbestände im städtischen Forst erleben wird. „Nur ein sehr nasser Juni und Juli könnten in diesem Jahr noch dafür sorgen, dass die Population zusammenbricht“, möchte Holl die Hoffnung noch nicht aufgeben, „ansonsten wird es noch schlimmer als im vergangenen Jahr.“

1800 Festmeter Holz holten die Forstarbeiter im Auftrag des WBH im vergangenen Jahr nach dem Orkantief „Friederike“ aus den Wäldern, weitere 6000 Festmeter folgten aufgrund des Borkenkäferbefalls – deutlich mehr als das übliche Jahressoll. Vor allem an den trockenen Südhängen verfärbten sich die Nadelholzzweige braun, nachdem sich bis zu 25.000 Borkenkäfer pro Stamm unter der Rinde einnisteten.

Wald fehlen die Wasserreserven

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Der trockene Sommer 2018 bereitete dem Schädling ideale Lebensbedingungen. „Haben wir einen warmen, aber feuchten Sommer, verpilzen die Tiere und die Fichten können auf genügend Wasser zurückgreifen, um durch Ausharzung Widerstand zu leisten.“ Doch aktuell fehlen in den Hagener Wäldern die notwendigen Wasserreserven und die Borkenkäfer fliegen schon wieder.

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„Wir bekommen schon heute mehr Meldungen als wir bearbeiten können – und das wird schlimmer“, benutzt Bihs die Vokabel „Katastrophe“ ganz bewusst. Eigentlich müsste alles ganz schnell gehen, denn der Borkenkäfer braucht lediglich fünf Wochen, bis die nächste Brut schlüpft.

Allerdings kommen die Forstleute kaum noch nach, das befallene Holz aus dem Wald zu bringen. Während der Jahrhundertsturm Kyrill ein sicherlich dramatisches, aber regional begrenztes Ereignis war, zieht sich die Borkenkäferproblematik quer durch die Republik. Es gibt kaum noch Personal, keine Transport- und noch weniger Sägerwerkskapazitäten für die Verarbeitung. Der Fichtenpreis von gut 90 Euro/Festmeter ist auf die Hälfte zusammengebrochen – „der Gewinn ist weg“, so Bihs.

Hagener Holz geht nach China

Und einen Käufer zu finden, gestaltet sich angesichts der Übersättigung des Markes ohnehin schwierig. Daher wird auf Landesebene bereits überlegt, regionale Nasslager einzurichten, wo die befallenen Stämme über einen längeren Zeitraum deponiert werden können. Doch es fehlen aktuell sogar die Transportmöglichkeiten, um diese Aufgabe zu stemmen.

Borkenkäfer und Trockenheit schaden den Wäldern in NRW

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    Der WBH geht deshalb einen anderen Weg und verkauft einen Großteil seines Holzes aktuell nach China: Somit werden Hagener Fichten zu Holzschindeln für asiatische Pagodendächer weiterverarbeitet. Auf 11,80 Meter Länge zurecht gesägt passen die Stämme in die großen Überseecontainer. Diese müssen somit angesichts des chinesischen Exportüberschusses nicht mehr leer, sondern jeweils gefüllt mit 20 Festmetern Borkenkäferholz in Rotterdam verschifft werden.