Hagen. Im Waisenheim sind sie aufgewachsen, jetzt starten sie als junge Erwachsene in Südafrika durch: Unterstützung kommt seit Jahren aus Hagen.

Man kennt das ja, wenn die Großeltern mal wieder zu Besuch kommen. „Mensch, sind die aber groß geworden. . .“ Dorothee und Michael Boecker sind keine Großeltern. Und doch waren sie wieder zu Besuch. Bei den Kindern von Bamshela, mit denen das Ehepaar aus Dahl so viel verbindet. Bei den Mädchen und Jungen in jenem Ort in Südafrika, in dem sie gemeinsam mit anderen Pfadfindern vor 15 Jahren begonnen haben, ein Waisenheim aufzubauen.

„Ja“, sagt Dorothee Boecker, „sie sind wirklich groß geworden. Und ihnen stehen jetzt alle Möglichkeiten offen.“ Sie – das sind die jungen Erwachsenen, die einst als erste Kinder in das Waisenheim eingezogen sind, die dort aufgewachsen sind und jetzt in einer Außenwohngruppe auf das Erwachsenenleben vorbereitet werden. Sie studieren auf Lehramt, sie machen eine Ausbildung zur Erzieherin, sie werden Finanzkaufmann oder Polizist. Sie haben eine Perspektive.

Geschenk für die Waisenkinder von Bamshela

Diese Perspektive ist ein Geschenk für die Waisenkinder von Bamshela. Für Kinder, die nach dem Tod ihrer Eltern (häufig durch Aids) vor dem Nichts standen. Zu verdanken haben sie dieses Geschenk zu großen Teilen dem Entwicklungshilfe-Verein Don Bosco, den Dorothee und Michael Boecker gegründet haben und der von vielen Hagenern und Breckerfeldern über Jahre hinweg unterstützt wird.

Bezug zu den Idealen Don Boscos

Der Entwicklungshilfe Don Bosco e.V. bezieht sich auf die Ideale Don Boscos.

Er hat sich der Förderung benachteiligter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener verschrieben.

Schwerpunkt ist die Förderung, Entwicklung und Finanzierung des Waisenheimes „Don Bosco“ in Bamshela.

Spenden, so der Vorstand, werden ohne Abzug von Verwaltungsgebühren dem Projekt zugeführt. Die Mitglieder des Vereins arbeiten alle ehrenamtlich.

Wer den Entwicklungshilfe-Verein Don Bosco unterstützen möchte: IBAN: DE87 4506 0009 0032 7855 10, BIC: GENODEM 1HGN

Einmal im Jahr reist das Ehepaar aus Dahl mit seinen Kindern Gabriel und Manuela auf eigene Kosten nach Südafrika. Die Familie besucht das Waisenheim, sie besucht die Wohngruppe, sie besucht das Hospiz, das der Verein aufgebaut hat, und das Pfadfinder-Camp für Jugendliche, in dem Kinder und Jugendliche aus Südafrika Freizeiten verbringen können und in dem die Aids-Prävention eine große Rolle spielt.

Programme an der Lebenswirklichkeit vorbei

Hilfe für die Ärmsten der Armen in Südafrika: Die Pfadfinder Dorothee und Michael Boecker unterstützen ein Waisenheim und ein Hospiz.
Hilfe für die Ärmsten der Armen in Südafrika: Die Pfadfinder Dorothee und Michael Boecker unterstützen ein Waisenheim und ein Hospiz. © Boecker | Boecker

„Es gibt viele Programme in Südafrika, die sich mit dieser wichtigen Thematik beschäftigen“, sagt Michael Boecker, der als Professor für angewandte Sozialwissenschaften an der Fachhochschule in Dortmund lehrt und auch auf der wissenschaftlichen Ebene Kontakte nach und in Südafrika geknüpft hat, „aber viele dieser Programme gehen an der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen vorbei. Die Pfadfinder haben da schon immer einen anderen, eher pragmatischen Ansatz gewählt. Das ist die große Stärke. Und das wollen wir weiter unterstützen.“ Dass Aids in Südafrika immer noch so ein großes Thema ist, habe beispielsweise auch mit der Ungleichheit von Mann und Frau zu tun. Das sei einer der Aspekte, die häufig außen vor blieben.

„Das Camp in einem Naturschutzgebiet in Durban befindet sich in Teilen noch im Aufbau“, sagt Michael Boecker. Es sei geplant, eine nachhaltige Einrichtung entstehen zu lassen. So soll der Strom beispielsweise über eine Photovoltaik-Anlage gewonnen werden. „Bis Ende des Jahres“, so Michael Boecker, „brauchen wir noch einen höheren fünfstelligen Betrag für den weiteren Ausbau.“

38 Kinder haben ein Zuhause

38 Kinder haben inzwischen im Waisenheim ein Zuhause. Acht Jugendliche und junge Erwachse leben in der Außenwohngruppe. Das Projekt funktioniert. „Die Strukturen vor Ort sind gut und stabil“, sagt Dorothee Boecker, „uns als Personen braucht vor Ort niemand. Im Tagesgeschäft funktioniert alles.“ Dafür ist das Ehepaar in Deutschland unterwegs, berichtet über die Projekte am anderen Ende der Welt und wirbt immer wieder um Spenden und um Unterstützung. Damit auch jenen Kindern, die im Waisenheim leben, die Welt einmal offen steht.