Hagen. Schimmelbefall, ein defekter Aufzug und Ratten rund um die Häuser – das sind Ergebnisse der Kontrollaktion von Altro-Mondo-Immobilien in Hagen.
Stundenlang war das Team unterwegs: Zehn städtische Mitarbeiter haben am Dienstag in Vorhalle (Johann-Gottlieb-Fichte-Straße), Brockhausen (Freiherr-vom-Stein-Straße) und Elsey (Mozartstraße) insgesamt 13 Immobilien der Wohnungsbauunternehmen Deutschen Grundbesitz AG (DGAG) bzw. Altro Mondo genau kontrolliert. Das Ganze war Teil einer vom NRW-Bauministerium initiierten Aktion in zehn Städten in und um das Ruhrgebiet. Man reagiert damit auf Mieterbeschwerden, über die auch die WESTFALENPOST in der Vergangenheit immer wieder berichte hatte.
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Am Ende der Kontrollen in Hagen lautet das Fazit von Birgit Overkott von der Koordinierungsstelle Problemimmobilien der Stadt Hagen: „Die Zustände in den Hagener DEGAG-Immobilien sind nicht katastrophal, aber auch nicht gut.“ Konkret bedeutet dies: Es wurden laut Stadt Schimmelbefall, defekte Klingel- und Sprechanlagen sowie fehlende Haus- und Flurbeleuchtung registriert. In einem Objekt sei der Aufzug nicht nutzbar, in einzelnen Wohnungen funktioniere die Heizung nicht.
Spuren von Ratten auf Außengeländen
Und: Auf den Außengeländen seien Spuren von Ratten unverkennbar. In fast allen Objekten gebe es zudem Brandschutzmängel. Daher würden an einigen Stellen noch eine Brandschau folgen. „Zudem wird die Stadt dem Verdacht auf Nutzungsänderung ohne Baugenehmigung nachgehen“, so Stadtsprecher Michael Kaub. „Auffallend ist der zunehmende Leerstand in den Häusern.“ Insgesamt hat die DEGAG nach Angaben der Stadt 387 Wohnungen in Hagen.
Wie in Hagen, so waren auf Initiative des NRW-Bauministeriums auch die städtischen Behörden in Castrop-Rauxel, Dorsten, Dortmund, Duisburg, Herne, Kamen, Lemgo, Oerlinghausen und Wuppertal am Dienstag aktiv. Ein Gesamtfazit konnte ein Ministeriumssprecher am Dienstag noch nicht ziehen: „Wir sammeln noch die Ergebnisse aus den zehn Kommunen und werten sie dann aus.“
Mieterverein Hagen: Haben oft mit Altro Mondo zu tun
In Hagen waren Mitarbeiter der Wohnungsaufsicht, der Bauordnung, des Umweltamtes und der Feuerwehr beteiligt. Kontrolliert wurden die Außenanlagen, Müllcontainer-Standorte, Keller, Zugänge, Zufahrten, Rettungswege, Aufzüge, Flure und einzelne Wohnungen. Im Dezember hatte das NRW-Bauministerium Vertreter von betroffenen Städten wie Hagen in eine Arbeitsgemeinschaft eingeladen. Die dort ausgetauschten Erfahrungen haben schließlich zu der Aktion geführt.
Stefan Wintersohl, Anwalt beim Mieterverein Hagen, verfolgt die landesweite Aktion mit Interesse: „Wir haben in unserer Sprechstunde ständig mit Altro Mondo bzw. der DEGAG zu tun.“ Und zwar in einem weitaus größeren Maße als bei anderen Wohnungsbauunternehmen. „Da geht es dann oft um Fehler bei Nebenkostenabrechnungen, aber wenn es um wirkliche Mängel im Bestand geht, da liegt das Unternehmen weit vorn.“
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Tobias Scholz, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Mietervereine im Ruhrgebiet, hofft, dass sich nun langfristig etwas bessert: „Die Aktion ist sehr wichtig und sinnvoll. Aber entscheidend wird sein, was langfristig wird. Das Geschäftsmodell von DEGAG / Altro Mondo, sich nicht ausreichend um die Immobilien zu kümmern, geht zu Lasten der Mieterinnen und Mieter. Auch andere Wohnungsunternehmen grenzen sich ja von deren Geschäftsgebaren ab.“
Altro Mondo sieht „rein politisch motivierte Aktion“
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Ganz anders dagegen die Sicht von Altro Mondo. Rechtsanwalt Dr. Ruben Engel, der für das Unternehmen spricht, sagt: „Aktionen wie die heutigen Kontrollen sind aus Sicht von Altro Mondo nicht nur überflüssig, sondern offenkundig rein politisch motiviert. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Landesregierung niemals den Kontakt zu Altro Mondo oder den Eigentümern der Objekte gesucht hat.“ Dabei seien diese jederzeit für einen Dialog bereit.
Zumal Altro Mondo an den betroffenen Standorten in den vergangenen fünf Jahren mehr als 60 Millionen Euro in die Objekte investiert habe. „Trotzdem lassen sich Mängel nie ganz ausschließen“, So Engel. „Erfährt Altro Mondo von Missständen in den von ihr verwalteten Objekten, werden umgehend Abhilfemaßnahmen eingeleitet.“
Bei den Kontrollen entdeckte Mängel werde man natürlich beseitigen. „Erste Rückmeldungen zu den Kontrollen haben allerdings ergeben , dass gravierende Mängel nicht aufgedeckt werden konnten.“ Da die Zufriedenheit der Mieter oberste Priorität habe, baut Altro Mondo derzeit bereits einen weiteren Standort in Nordrhein-Westfalen mit etwa 30 Mitarbeitern auf. Um, so Ruben Engel, „näher an den Bedürfnissen der Mieter zu sein“.
Zu den konkreten von der Stadt Hagen festgestellten Mängel könne er noch nicht Stellung beziehen, da dem Unternehmen diese noch gar nicht mitgeteilt worden seien: Dass die Öffentlichkeit aber schon informiert worden sei, zeige, „dass die Kontrollaktion rein auf politischem Aktionismus basiert, nicht aber die Sorgen und Nöte der Mieter im Blick hat“.