Vorhalle. . Tage der offenen Tür: Die Wohnungsgesellschaft „Altro Mondo“ hat in Mietshäusern verschiedener Städte die gleichen Schlösser eingebaut.
- Mieter aus Vorhalle macht den Test und hat keine Probleme, mit seinem Schlüssel in Haus in Werl zu gelangen.
- Allein in Vorhalle sind neun unterschiedliche Häuser und hunderte Mieter betroffen.
- Mieterbund kritisiert das Vorgehen der Wohnungsbaugesellschaft „Altro Mondo“ scharf
Während große Wohnungsgesellschaften wie Vonovia ihren Mietern zusätzliche Sicherheitspakete anbieten, die unter anderem extra gesicherte Türen umfassen (unsere Zeitung berichtete), herrschen an den Altro-Mondo-Immobilien in Vorhalle und in anderen Städten offenbar die Tage der offenen Tür.
Denn seit Altro Mondo an den Mehrfamilienhäusern die Schlösser ausgetauscht und neue Schlüssel ausgegeben hat, kommen die Mieter in sämtliche Häuser in der Nachbarschaft. Und – wie Jan Klose herausgefunden hat – auch in Immobilien in anderen Städten.
Auch Kellertüren stellen kein Problem dar
Klose, der an der Freiherr-vom-Stein-Straße 50 wohnt, hatte zunächst die Schlösser an sämtlichen Altro-Mondo-Häusern in der Nachbarschaft aufgeschlossen. Als weder die Haus- noch die Kellertüren ein Problem darstellten, staunte er nicht schlecht.
Und weil er von weiteren getauschten Schlössern der Immobiliengesellschaft in anderen Städten wusste, fuhr er in die Droste-Hülshoff-Straße nach Werl. Und auch dort gelangte der Vorhaller mit seinem Schlüssel in alle Alto-Mondo-Gebäude sowie in die Keller.
Hunderte Mieter allein in Vorhalle betroffen
Neun Immobilien besitzt Altro Mondo in Vorhalle-Brockhausen, dem Ortsteil jenseits des Rangierbahnhofs. Fünf Häuser befinden sich an der Freiherr-vom-Stein-Straße, vier an der Johann-Gottlieb-Fichte-Straße. Hunderte Menschen wohnen in den bis zu zwölf Etagen hohen Mehrfamilienhäusern.
„Meine Mutter lebt im Haus Freiherr-vom-Stein-Straße 44“, sagt Klose, „da habe ich einfach mal versucht, ob mein Schlüssel auch dort passt.“ Was im Haus 44 funktioniert, klappt auch an allen anderen Immobilien. Was für die Haustüren gilt, ist auch an den Kellertüren kein Problem.
Mieter haben sich auf Facebook vernetzt
„Auf Facebook haben sich die Mieter vernetzt“, sagt er, „offenbar hat Altro Mondo an zahlreichen Häusern in ganz Nordrhein-Westfalen die Schlösser getauscht.“ Mieter aus Mönchengladbach und Dortmund posten Fotos ihrer neuen Schlüssel. Alle sähen gleich aus.
„Ich habe mich beschwert. Da hat der Vermieter argumentiert, dass viele Mieter zuletzt ausgezogen seien, ohne ihre Schlüssel abzugeben“, berichtet Jan Klose, „aus meiner Sicht wird hier aber nun ein erhebliches Sicherheitsrisiko geschaffen. Es ist kaum mehr zu kontrollieren, wer sich in den Häusern und in den Kellern aufhält. Da wird das Eigentum von tausenden Mietern erheblich gefährdet. Vor den Kellern befinden sich in der Regel nur Vorhängeschlösser. Die sind schnell zu knacken.“
Vorhaller fürchtet um seinen Besitz
Weil er um seinen Besitz und auch um den seiner Nachbarn fürchtet, wendet sich Jan Klose direkt an den Vermieter. „Die Dame an der Hotline hat mir erklärt, ich solle in der Angelegenheit den Hausmeister ansprechen“, sagt Jan Klose. „Als ich ihr erklärt habe, dass es den in Brockhausen schon seit einiger Zeit nicht mehr gibt, hat sie einfach aufgelegt.“
Dass sich die Mieter in Brockhausen und anderswo über die vom Vermieter geschaffenen Tatsachen ärgern, kann man beim Mieterbund nur zu gut verstehen. „Das geht gar nicht“, sagt Franz Michalek, „ein solches Vorgehen ist rechtlich aus unserer Sicht nicht zulässig. Wenn der Vermieter beschließt, an jeder Immobilie die Schlösser separat auszuwechseln, ist dagegen nichts einzuwenden. Aber es ist nicht nachvollziehbar, warum man Bewohnern anderer Häuser Zugang bis in den Keller gewährt. In diesen Räumen haben nur die Bewohner des jeweiligen Hauses etwas verloren.“
Keine Stellungnahme von Altro Mondo
Die Immobiliengesellschaft Altro Mondo hat noch keine Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung abgegeben. Der Vermieter, der auch mehrere Immobilien an der Mozartstraße in Hohenlimburg betreut und auch dort die Schlösser getauscht hat, war Ende letzten Jahres und auch in diesem Jahr immer wieder in die Schlagzeilen geraten.
Mehrfach hatte unsere Zeitung über defekte und stillgelegte Aufzugsanlagen berichtet, die ältere Mieter über Wochen an die eigene Wohnung fesselten. Anfang 2017 hatte die Deutsche Grundstückservice GmbH, die für Arbeiten an den Objekten zuständig war, sämtlichen Mitarbeitern zum 1. Februar gekündigt.
HINTERGRUND: MIETERVEREINE KOOPERIEREN
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