Hohenlimburg. . Rita Meiwald (81) kann Hochhaus an der Mozartstraße seit Monaten nur unter großen Mühen verlassen: Jetzt soll Aufzug schnell repariert werden.
„Das ist wie in einem Gefängnis.“ Rita Meiwald (81) kämpft mit den Tränen, denn seit dem 30. November kann sie das Hochhaus an der Mozartstraße nur noch unter erschwerten Bedingungen verlassen. Denn seit dieser Zeit ist der Aufzug außer Betrieb, so dass die ehemalige Kranken- und Altenpflegerin auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen ist, die sie seit Monaten mit Lebensmitteln und Getränken versorgen müssen.
Denn Rita Meiwald wohnt in dem Häuser-Ensemble der „Altro Mondo“, die im Sommer 2016 die Betreuung übernommen hat. Das Unternehmen bedauert die Entwicklung: Die Reparatur sei schon lange in Auftrag gegeben. Unter anderem habe aber Vandalismus zu Verzögerungen geführt.
Die Vorgeschichte: In drei dieser vier Hochhäuser laufen die Aufzüge nicht; und zwar in den Häusern 17, 19 und 23. In Haus Nummer 19 funktioniert der Aufzug schon seit Juni nicht mehr. Zu dieser Zeit waren auch die Bewohner des Hauses Nummer 21 von Aufzug-Problemen betroffen. Doch die haben Glück, denn Mitte Dezember konnten die Mechaniker des in Herford angesiedelten Aufzugdienstes Zippel diesen wieder in Gang setzen. Anders in den drei anderen Mietskasernen. So auch in der „23“. Für Rita Meiwald eine Katastrophe. Bis November war sie mit ihrem Rollator fast täglich unterwegs. „Die Bushaltestelle ist nicht weit von meinem Haus entfernt. Aus diesem Grund habe ich im September eine Busfahrkarte erworben, so dass ich zum Niederfeld-Friedhof fahren und das Grab meines Mannes besuchen konnte.“
Das ist jetzt nur dann möglich, wenn ihre Tochter und ihr Sohn sie gemeinsam abholen und über die fast 140 Stufen durch das triste Treppenhaus nach unten bringen. Und zu einem späteren Zeitpunkt wieder nach oben. „Das geht nur mit vereinten Kräften.“
An Heiligabend nicht das Haus verlassen
Allerdings nicht am Heiligen Abend. Da wollten Tochter und Sohn ihre fast 82-jährige Mutter abholen. Doch an der Wohnungstür musste diese aufgeben. „Es ging einfach nicht. Mir ging es gesundheitlich an diesem Tag nicht gut. Ich konnte nicht die Treppe hinunter“, erzählt sie. Aus diesem Grund feierten die Familien getrennt, weil kurzfristig eine Umorganisation der Planungen nicht mehr möglich war. „Das war für mich das traurigste Weihnachtsfest“, obwohl es für sie an diesen Tagen auch eine erfreuliche Begegnung gab. „Die türkische Familie, die in der neunten Etage wohnt, hat angeschellt und sich um mich gekümmert.“
Höre die Glocken aus Berchum
Doch ausziehen möchte sie trotz der aktuellen Probleme nicht. Wie auch? „Wer soll denn die Möbel schleppen“, sagt sie beinahe scherzhaft, um dann aber auf die schönen Seiten des Hochhauses zu verweisen. Der unverbaubare Blick in Richtung Hohensyburg. „Der ist fantastisch. Im Sommer sitze ich sonntags auf dem Balkon und höre die Glocken der Berchumer Kirche.“
Aufgrund dieser außergewöhnlichen Fernsicht habe sie vor mehr als 40 Jahren, als sie mit ihrem Ehemann in die damalige Hoesch-Immobilie gezogen ist, gesagt. „Hier ziehe ich nicht mehr aus. Und so denke ich auch heute noch.“
Damit sie diesen Vorsatz nicht verwirft, dazu könnten die Zippel-Mechaniker beitragen. Auf Anfrage sagten diese gestern. „Uns ist es gelungen, die Steuerungsgeräte der Aufzüge der Häuser 19 und 23, die aus dem Jahr 1995 stammen, zu reparieren. Spätestens in der übernächsten Woche sind diese wieder eingebaut. Dann hängt es von den Dekra-Prüfern ab, wann die Aufzüge wieder in Betrieb genommen werden können.“
„Altro Mondo“ bedauert die Verzögerung
„Altro Mondo“ sieht die generelle Ursache für den Ausfall der Aufzugsanlage in einem gravierenden Sanierungsstau, mit dem man bei der Übernahme des Objektes konfrontiert worden sei. Eigentlich habe der Aufzug in der Mozartstraße 23 auch schon wieder in Betrieb sein sollen. Allerdings sei dies durch massive Vandalismusschäden an der Aufzugsanlage verhindert worden. So hätten Unbekannte Türen zu den Maschinenräumen ausgebaut und die Anlagensteuerung sowie die Elektrik beschädigt. Die Verzögerung bedaure Altro Mondo sehr, man habe jedoch keinen Einfluss auf die Dauer der Reparatur.
>> HINTERGRUND: Altro Mondo
Im August 2015 erwarb die „Degag neunte Wohnen“, eine Tochter der Deutschen Grundbesitz AG (Degag), die Häuser. Im Juli 2016 übernahm die Altro Mondo deren Verwaltung.