Hagen. Im Josefs-Hospital in Hagen ist ein Mädchen aus Afghanistan mit schweren Verbrennungen operiert worden. Die Kosten übernimmt der Klinikträger.
Basira puzzelt gern. Basira malt. Und Basira hört so gerne jene Kinderlieder, die ihr Monika Meckert extra aus dem Netz heruntergeladen hat. „Basira, meine kleine Prinzessin“, sagt die Krankenschwester aus dem Josefs-Hospital und streicht ihr durch das Haar, „wie schön, dass du strahlst.“
Basira, das kleine Mädchen mit den dunklen Kulleraugen, gerade sechs Jahre alt, strahlt in einer fremden Welt. Sie strahlt, weil sie merkt, wie besonders dieser Tag doch ist. Der Mann im weißen Kittel ist da, Dr. Ingo Kuhfuß, Leiter der Klinik für plastische und ästhetische Chirurgie am St.-Josefs-Hospital, dann dieser Mann mit einer Kamera, der sie fotografieren möchte. Und Nathalie Broll und Thorsten Niedballa sind gekommen, die sie mit der Organisation Friedensdorf International aus Kabul nach Deutschland geflogen haben, damit die Narben, die sie nach einer schwere Brandverletzung davon getragen hat, behandelt werden können.
Mit den Eltern durch Taliban-Gerät gereist
228 Kinder werden in Deutschland behandelt
Die Organisation Friedensdorf International leistet seit 52 Jahren humanitäre Hilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten.
Immer wieder holt die Organisation Kinder aus Asien und Afrika nach Deutschland, die hier medizinisch behandelt werden.
Basira kam gemeinsam mit 95 weiteren schwer verletzten und kranken Kindern aus Afghanistan, Tadschikistan und Usbekistan nach Deutschland. Aktuell kümmert sich die Organisation um 228 Kinder in Deutschland.
Vor Ort kooperiert die Organisation mit verlässlichen Partnern – in Afghanistan mit dem Roten Halbmond.
Damit sie sich auf ihre Heilung konzentrieren können, haben die kleinen Patienten während des Aufenthalts in Deutschland keinen Kontakt zu ihren Eltern. Diese werden nur bei Komplikationen und in Notfällen informiert.
Basira, dieser kleine Sonnenschein, lässt sich gerne in ihrem Stuhl ins Schwesternzimmer schieben. „Manchmal sitzen wir zusammen und machen einfach nur Quatsch“, sagt Monika Meckert, „es ist schön zu sehen, dass sie sich bei uns wohlfühlt.“
Basira hat eine lange Reise hinter sich. Eine Reise, die im kleinen Dörfchen Fajab irgendwo im afghanischen Nirgendwo an der Grenze zu Turkmenistan begonnen hat, und von der niemand so genau weiß, was sie erlebt hat. Basira, eines von neun Kinder, ist mit ihren Eltern durch Taliban-Gebiet gereist. Sie haben ihr Kind in die afghanische Hauptstadt gebracht, um es den Mitarbeitern von Friedensdorf International vorzustellen.
Narben haben kleines Mädchen schwer beeinträchtigt
Basira hat sich an einem Ofen schwerste Verbrennungen zugezogen. „Das liegt jetzt ungefähr zwei Jahre zurück“, sagt Nathalie Broll. „Genaueres wissen wir nicht. Eine medizinische Behandlung, wie wir sie uns hier vorstellen, hat es nicht gegeben.“ Vor diesem Hintergrund mag es ein kleines Wunder sein, dass Basira überlebt hat.
Die Narben aber haben das kleine Mädchen schwer beeinträchtigt. Basira konnte die Hand nicht mehr nutzen. Sie konnte kaum gehen, weil sie ihr linkes Bein nicht mehr strecken konnte. Und auch ein Narbe am rechten Vorfuß hat ihr die Bewegungsfreiheit genommen.
OP in Hagen erspart Basira Behinderung
Feitag, der 13. September, war ein Glückstag für die kleine Basira. Es war jener Tag, an dem Dr. Ingo Kuhfuß und sein Team das Mädchen aus Afghanistan operiert haben. „Die ersten Tage danach war nicht einfach für Basira“, sagt Dr. Ingo Kuhfuß, „aber sie hat sich prächtig entwickelt. Sie wird ihre Hand und ihr Bein wieder ganz normal belasten und nutzen können.“ Ohne diesen Eingriff wäre sie ein Leben lang behindert geblieben.
Es ist ein Eingriff, der Kosten verursacht. Die aber trägt die Katholische Krankenhaus GmbH. „Ich habe Basira im Friedensdorf kennengelernt und ihren Fall dann unserer Geschäftsführung vorgestellt“, sagt Ingo Kuhfuß, „die haben sofort die Kostenübernahme zugesagt.“ Beteiligt hat sich auch das Hagener Sanitätshaus Ortec, das ein Schiene zur Verfügung gestellt hat, damit Basiras Bein gerade gestreckt bleibt.
Ein ganz normales Leben für die kleine Basira
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Am Freitag soll Basira die Klinik verlassen. Noch so ein Glückstag. Bis Februar wird sie im Friedensdorf leben. Sie wird sich erholen, sie wird ihr Bein und ihre Hand trainieren. Dann geht ihr Flugzeug zurück nach Kabul, wo sie von ihren Eltern abgeholt wird. Von dort geht es zurück nach Fajab, wo sie leben kann, wo sie lernen kann, wo sie draußen spielen und toben kann. Basira, die kleine Prinzessin, wird leben – so wie jedes andere Kind auch.