Wehringhausen. Der Abrissbagger schafft seit Montag am „Block 1“ in Hagen-Wehringhausen Fakten. Der von Bürgern eingeforderte Dialog hat sich somit erledigt.
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Allen Bemühungen aus der Wehringhauser Bürgerschaft, in die Gestaltung des „Block-1“-Karrees enger eingebunden zu werden, zum Trotz: An der Ewaldstraße hat am Montag der Abriss des stattlichen Wohnblocks mit etwa 130 Einheiten begonnen. Damit schafft die Gemeinnützige Wohnstätten-Genossenschaft (GWG) Fakten, ohne noch einmal den Dialog mit der Anwohnern gesucht zu haben. Zum konkreten Ablauf der Abbrucharbeiten, so teilt Vorstand Christoph Rehrmann schriftlich mit, lehnt das Unternehmen weiterhin jegliche Stellungnahme ab.
Geheimnisvolles Schweigen, das sich bei der mit dem Abriss federführend betrauten Wimmelbücker Abbruch GmbH (Bielefeld) fortsetzt. Nach Angaben von Andrea Eickhoff, Assistentin der Bauleitung, sei ihr Unternehmen ausdrücklich von der GWG zum Stillschweigen angehalten worden, da die Öffentlichkeitsarbeit einzig und allein in den Händen der Hasper liege.
Bild im Quartier verändert sich
Aber auch seitens der Stadt Hagen gibt es nur spärliche Informationen zu dem gewaltigen Abrissprojekt, das nicht bloß das Bild in dem Quartier erheblich verändern wird, sondern zudem die Verkehrswege sowie die Parksituation gravierend beeinträchtigt. So ist bereits seit Tagen die Ewaldstraße zwischen der Minerva- und der Lange Straße komplett gesperrt, ohne dass es einen vorzeitigen Hinweis für die Öffentlichkeit gegeben hat. Zudem sind die Bürgersteige rund um den „Block 1“ durch Absperrgitter-Zäune für die Fußgängernutzung blockiert. Diese Maßnahme wurde erforderlich, weil die Anschluss- und Versorgungsleitungen der 23 im Karree aneinandergereihten Immobilien abgetrennt werden mussten, bevor jetzt der erste Abrissbagger die Regie übernehmen konnte.
Die Stadtverwaltung verweist lediglich darauf, dass die Abrissgenehmigung ordnungsgemäß erteilt und die Sperrung der Ewaldstraße maximal bis zum 19. November genehmigt worden sei, aber voraussichtlich schon früher beendet werde. Gleichzeitig sei abgesprochen, dass es rund um den „Block 1“ in den nächsten Wochen – je nach Fortgang der Arbeiten – immer wieder zu Sperrungen der Bürgersteige und zu Halteverbotsszenarien komme. Allerdings werde man auf die GWG einwirken, zumindest im direkten Umfeld rechtzeitig über die einzelnen Schritte zu informieren.
Initiativkreis fühlt sich ignoriert
„Unsere inhaltlichen Vorstöße sind alle bewusst ignoriert worden“, zeigt sich Johann Dieckmann, Ex-Stadtbaurat und einer der Sprecher des Initiativkreises Wehringhausen, derweil enttäuscht, dass jetzt am „Block 1“ ohne Dialog gehandelt werde und das Thema es in dieser Woche auch nicht auf die Tagesordnung des Beschwerdeausschusses geschafft habe. Während die Stadt Hagen weiterhin auf dem Standpunkt beharrt, dass der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Denkmalschutzfragen abschließend geklärt habe, kritisieren die Bürgervertreter, dass die städtebaulichen Aspekte vom LWL bei der Erteilung der Abrissgenehmigung keineswegs abschließend geprüft worden seien.
Kindertagesstätte mit Schulgebäude und Turnhalle
Nachdem die Bezirksregierung in Arnsberg die ursprüngliche Idee, an der Minervastraße einen Discounter entstehen zu lassen, durchkreuzt hatte, setzen GWG und Stadt Hagen inzwischen Seite an Seite auf die Entwicklung eines neuen Bildungsblocks in Wehringhausen.
Dazu sollen eine sechszügige Kindertagesstätte sowie eine Außenstelle der Emil-Schumacher-Grundschule zählen. Gedacht ist an ein zweizügiges Schulgebäude mit Turnhalle, das zurzeit im Detail geplant wird. Ziel ist es, noch in diesem Jahr einen Bauantrag zu stellen.
Die GWG geht von einer zweijährigen Bauzeit aus, so dass frühestens zum Schuljahr 2022/23 dort erstmals unterrichtet werden kann. Die Kita könnte früher fertig werden.
„Am Ende muss man politisch bewerten, wie sich hier eine Verwaltung gegenüber ihren Bürgern verhält und engagierte Leute ausgebremst werden“, sieht Dieckmann angesichts dieses Gebarens die Glaubwürdigkeit des gesamten ISEK-Prozesses (Integrierte Stadtentwicklung mit breiter Bürgerbeteiligung) in Frage gestellt. Indem er die Abbruchgenehmigung für eine Prüfung des weiteren Vorgehens nicht wenigstens für einen begrenzten Zeitraum ausgesetzt habe, mache sich Oberbürgermeister Erik O. Schulz an den Interessen der Bürger vorbei zum Handlanger der Allianz-Ratsfraktionen. Dieckmann setzt jetzt darauf, dass der Petitionsausschuss des NRW-Landtages, der nach der politischen Sommerpause sich des Falls annehmen möchte, das weitere Miteinander von GWG, Stadt und Initiativkreis Wehringhausen politisch bewertet und Verfahren des Miteinanders empfiehlt.