Hagen. Fünf Hagener Grundschulen arbeiten mit der Gesellschaft Wortschatz zusammen. Das Projekt wird von Bildungspaten, freiwillige Spender, gefördert.
Mark Matzke baut sein Projekt „MITsprache“ weiter aus. Mit der Schule im Funckepark hat er bereits die fünfte Grundschule in Hagen als Kooperationspartner gewinnen können. Oder man sollte vielleicht besser sagen: Die Schule hat Matzke und seine gemeinnützige Gesellschaft „Wortschatz“ zur Sprachbildung ins Boot geholt. „Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit“, sagt Rektorin Christine Proll: „Wir hätten gar nicht die Kapazitäten, um die Kinder in diesem Ausmaß zu fördern.“
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„MITsprache“ beinhaltet eine einzigartige Kombination aus Sprachförderung, Elternarbeit, Lehrerfortbildung und Unterrichtsmaterialien. „Kinder und Bildung sind unsere wichtigste Ressource, sie sollte immer Priorität haben“, sagt Matzke: „Gerade bei kleinen Kindern kann so viel kaputt gehen. Andererseits ist bei ihnen viel Positives zu bewegen.“
Unterricht in Kleingruppen
Unter den zahlreichen Möglichkeiten, die es gibt, um sich für andere Menschen einzusetzen, hat sich der bekennende Christ, der Mitglied in einer evangelischen Freikirche ist, für die Förderung von Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen entschieden: „Diese Kinder möchte ich dabei unterstützen, in der Schule schneller Zugang zu ihren Mitschülern und dem Unterrichtsgeschehen zu erlangen.“ Seitdem hat er seine Karriere als Steuerberater eingeschränkt und sitzt nur noch an vier Tagen pro Woche in der Kanzlei, am fünften kümmert er sich um „Wortschatz“.
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Die Kinder erhalten in Kleingruppen von maximal sieben Schülern zusätzlich zum Regelunterricht drei- bis viermal pro Woche jeweils eine Schulstunde Sprachunterricht – auf spielerisch Weise, etwa mit Domino- und Memory-Spielen. Neben den Stunden in der Schule werden bei „MITsprache“ auch die Eltern in die Sprachförderung einbezogen.
Einbindung der Eltern
Viola Schmidt-Werthmann, hauptberufliche Sozialpädagogin, unternimmt Hausbesuche, bietet Hausaufgabenbetreuung und Bibliotheksführungen an, damit die Eltern wissen, wo sie Bücher ausleihen können, und hat es geschafft, dass zu Informationsveranstaltungen in der Schule 90 Prozent der von ihr betreuten Eltern erscheinen.
Sprachförderung endet nach dem zweiten Schuljahr
Die Funckeparkschule ist die fünfte Schule in Hagen, die an „MITsprache“ teilnimmt. Weitere Kooperationspartner sind die Grundschulen Freiherr vom Stein (Vorhalle), Geweke (Haspe), Emil Schumacher (Wehringhausen) und Henry van de Velde (Mitte).
Bildungspatenschaften bei Wortschatz beginnen immer zum 1. August. Die Sprachförderung durch das Programm „Mitsprache“ endet mit Ablauf des zweiten Schuljahres.
Wer sich als Bildungspate engagieren möchte, kann das online direkt auf www.wortschatz.nrw/pate-werden tun oder sich informieren unter Tel. 0177-2891905.
An der Funckeparkschule wird das Konzept um sogenannte Bildungspaten erweitert. Dabei handelt es sich um Bürger, die ebenfalls den Wunsch verspüren, sich für Integration und Sprachförderung einzusetzen, bislang aber nicht so recht wussten, wie das am besten gelingt. Bei „MITsprache“ sind sie mit 30 Euro pro Monat dabei. Matzke hat ausrechnen lassen, dass die Förderung eines Kindes in etwa diesen Betrag kostet. „Ich denke, dass Sprache für Kinder, die in ein fremdes Land kommen, unfassbar wichtig ist“, begründet Isabelle Sierant, warum sie sich als Bildungspatin in dem Projekt engagiert: „Und es ist mir sympathisch, dass die Unterstützung, die ich leiste, in unmittelbarer Nähe ihren Niederschlag findet.“
Kollegium zieht mit
Auch die Mitarbeiter der Funckeparkschule haben ihre Zustimmung zu dem Projekt signalisiert, neben acht Lehrerinnen wollen die Schulsozialarbeiterin sowie eine OGS-Kraft an einer mehrtägigen Fortbildung teilnehmen. Die Schule scheint geradezu prädestiniert zu sein für das Konzept, haben doch 85 Prozent der 330 Schüler einen Migrationshintergrund, über die Hälfte von ihnen wurde nicht in Deutschland geboren. „Da ergibt es sich von allein, dass Sprachbildung ein Schwerpunkt an unserer Schule ist“, sagt Rektorin Proll, die vorher am Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Hagen gearbeitet hat und sich bei ihrem Wechsel ganz bewusst für die Schule im Funckepark entschieden hat.
Weil sie, wie Mark Matzke und all die anderen in das Projekt eingebundenen Menschen den Kindern „Mitsprache“ ermöglichen will.