Helfe. . Mädchen lesen lieber Romane, Jungen Sachbücher: Sabine Kolod aus Hagen weiß Bescheid, sie verleiht täglich Bücher an Kinder und Jugendliche.

Lesen gehört zu den Grundkompetenzen des Lebens. „Man muss doch lesen können, sonst verbaut man sich seine Zukunft“, sagt Sabine Kolod (47).

Die Bibliothekarin leitet die Schulbücherei Hagen-Nord und hat sich in dieser Funktion ganz der Aufgabe verschrieben, junge Menschen zum Lesen zu bewegen und ihnen eine solide Basis für den weiteren Lebensweg zu verschaffen. „Es gibt Kinder, die gut und viel lesen“, sagt Kolod: „Aber es gibt eben auch solche, die mit zehn Jahren noch große Probleme beim Lesen haben.“

Geistige Anstrengung

Lesen ist out unter Kindern und Jugendlichen. Es erfordert ja auch geistige Anstrengung – Fernsehen, Playstation oder Internet sind viel bequemer zu konsumieren. Um Schüler zum Buch zu bringen, setzt Sabine Kolod die Hürden deshalb bewusst niedrig an.

Die Lesetreppe in der Schulbücherei Hagen-Nord
Die Lesetreppe in der Schulbücherei Hagen-Nord © Heuel

Statt langer Romane hält sie in der Bücherei viele Comics bereit, die bekanntlich mit prägnanten Sprechblasen auskommen. Nicht jeder Schund kommt in die Regale, die Zeichnungen müssen künstlerisch einigermaßen ansprechend gestaltet sein.

Verändertes Leseverhalten

Angesagt ist derzeit das Zwischending von Roman und Comic, der sogenannte Comic-Roman, auch bekannt unter der englischen Bezeichnung graphic novel. Zu den bekanntesten Erscheinungen dieses Genres, das erzählerisch komplexer ist und längere Textpassagen enthalten kann als ein Comic, gehört „Gregs Tagebuch“.

Aber auch „Die drei Fragezeichen“ liegt inzwischen als Comic-Roman vor, die Buchindustrie hat längst auf das veränderte Leseverhalten der jungen Leute reagiert. „Für den Einstieg sind solche Formate gut geeignet, viele Kinder würden sonst überhaupt nicht lesen“, sagt Sabine Kolod. Der Wortschatz lasse sich mit Comic-Romanen durchaus verbessern, außerdem hätten wissenschaftliche Untersuchungen belegt, dass das Gehirn profitiere: „Vor allem, man liest. Egal, was man liest.“

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Auf der Galerie

Rund 40 Bücher leiht sie pro Tag aus. Die Bücherei befindet sich auf der Galerie, die die Eingangshalle der Gesamtschule Helfe umgibt. Gegründet wurde sie vor zehn Jahren, nachdem die Stadt die vorherige Stadtteilbücherei aus Kostengründen schloss.

Seinerzeit wurde mit Unterstützung der Gesamtschule, der Real- und der Hauptschule Boelerheide, der Grundschulen Goethe, Helfe und Vincke sowie des Kindergartens am Bügel ein Förderverein gegründet, der bis heute als Träger der Bücherei fungiert. Bibliothekarin Kolod ist studierte Bildungswissenschaftlerin und Angestellte des Landes NRW, außerdem engagieren sich Eltern ehrenamtlich in der Ausleihe und beim Sortieren der Bücher.

Etat von 5000 Euro

Was die Bücherei vor allem auszeichnet, ist ihre Wohlfühlatmosphäre. Es gibt eine Lesetreppe mit blauen und roten Kissen, auf denen es sich die Kinder gemütlich machen können. Im Eingangsbereich hat Sabine Kolod Thementische („Rettet die Bienen“ oder „Gesund ernähren“) arrangiert, auch die tägliche Ausgabe der Westfalenpost darf nicht fehlen.

20.000 Medien und 14 PC-Arbeitsplätze

Die Schulbücherei Hagen-Nord feiert am Mittwoch, 8. Mai, ihr zehnjähriges Bestehen mit einer Jubiläumsfeier.

Alle Bildungseinrichtungen im Hagener Norden sind Partner der Schulbücherei. Somit können ­alle Kinder und Jugendlichen aus dem Hagener Norden auf die ­Bücherei zurückgreifen.

Der Bestand umfasst 20.000 Medien aller Art. 14 internetfähige PC-Arbeitsplätze stehen den Besuchern zur Verfügung.

Ihr Einkaufsetat beläuft sich auf rund 5000 Euro pro Jahr, sie ist auf Spenden angewiesen. So steuert u.a. die Bezirksvertretung Nord regelmäßig eine Summe bei.

Am Puls der Zeit

Die Schulbücherei Hagen-Nord ist ebenso wenig verstaubt wie ihre Bibliothekarin. Im Gegenteil, Sabine Kolod sitzt am Puls der Zeit. Die „Biss“-Romane der Autorin Stephenie Meyer würden ebenso nicht mehr nachgefragt wie die Tribute-von-Panem-Reihe: „Stattdessen geht der Trend zur Natur.“ Und die Harry-Potter-Geschichten seien längst ein Evergreen.

Beim Leseverhalten erkennt sie eindeutige Tendenzen: „Mädchen lesen lieber Romane, Jungen Sachbücher. Ab dem 15. Lebensjahr lesen Jungen allerdings gar kein Buch mehr.“ Gegen die Passionen, die dann im Leben junger Menschen dominieren, kommt auch die Schulbücherei Hagen-Nord nicht an.