Breckerfeld. . Heiner Born, Milchbauer und Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins, spricht über die neue Gülleverordnung.

Um das Grundwasser zu schützen soll in einigen Gebieten künftig deutlich weniger Gülle ausgefahren werden. Die Diskussion um eine entsprechende Verordnung die die Europäische Union in ihren Mitgliedsstaaten durchsetzen will, macht den Breckerfelder Landwirten erheblich Sorgen. Darüber sprach unsere Zeitung mit Heiner Born, selbst Milchbauer und Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins Breckerfeld.

Die Bauern setzten sich doch selbst für Umweltschutz ein. Was stört Sie da an einer neuen Gülleverordnung?

Heiner Born: Uns ärgert, dass immer alle Landwirte über einen Kamm geschoren werden. Es gibt Gegenden wie das Münsterland, da ist die Nitratbelastung des Grundwassers ein riesiges Problem. Da sind auch Fehler von unseren Kollegen gemacht worden. Das kann man auch nicht schönreden. Aber in unserer Region spielt das Thema überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil: Wir kooperieren ja sogar mit dem Versorger AVU. Das Wasser der Ennepetalsperre hat eine ganz hervorragende Qualität.

Vergleich zum Münsterland

Was läuft denn hier anders als im Münsterland?

Pro Hektar gibt es in Teilen des Münsterlandes einfach zu viel Tiere. Das führt dazu, dass das Grundwasser auf Stufe rot gesetzt worden ist. Dass man daran etwas ändern muss, steht außer Frage. Aber bei uns sind die Nitratwerte in den letzten Jahren gesunken.

Nitratgehalt weit unter erlaubten Grenzwerten

Zahlreiche Breckerfelder Landwirte sind mit der AVU eine Kooperation eingegangen.

Bauern, die ihre Felder und Wiesen in der Schutzzone II in Nähe der Ennepetalsperre haben, unterwerfen sich einem noch strengeren Regelwerk.

Positives Ergebnis: Der Nitratwert liegt 12 bis 14 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser – bei erlaubten 50 Mikrogramm.

Welche Auswirkungen fürchten Sie denn durch eine neue Verordnung?

Ich habe die Sorge, dass für uns plötzlich die gleichen Auflagen wie in den hochbelasteten Gebieten gelten. Das würde bedeuten: Wir bräuchten entweder mehr Fläche, auf der wir unsere Gülle ausbringen können. Oder aber wir müssen die Anzahl der Tiere reduzieren.

Und beides ist für die Breckerfelder Bauern keine Alternative?

Nein. Es geht um die Existenzmöglichkeit unserer Betriebe. Fläche wird es in den kommenden Jahren in dem Maße nicht mehr geben. Denken Sie nur an die Diskussion um ein neues Gewerbegebiet oder die Ortsumgehung. Da fallen landwirtschaftliche Areale weg. Abgesehen davon, dass wir auch nicht beliebig Fläche dazu pachten können. Das hat letztlich wirtschaftliche Gründe. Hinzu kommt: Viele haben in den letzten Jahren in den Tierschutz investiert und größere Ställe gebaut. Die können jetzt nicht einfach hergehen und die Bestände reduzieren. Das kommt einer wirtschaftlichen Katastrophe gleich.

Landwirt Heiner Born mit einem Kälbchen.
Landwirt Heiner Born mit einem Kälbchen. © Michael Kleinrensing

Gegen generelle neue Verordnung

Also sind sie gegen eine generelle neue Verordnung?

Ja. Dazu muss man wissen, dass die jetzt gültige Gülleverordnung ja auch erst zwei Jahre alt ist. Wenn sie jetzt wieder über den Haufen geschmissen wird – was hat das dann mit Planungssicherheit zu tun?

Wie ist denn die Stimmung unter ihren Kollegen?

Es ist ja nicht nur der zunehmende Druck aus dem politischen Raum – auch Tierschützer erheben immer wieder heftige Vorwürfe. Unter diesen Rahmenbedingungen besteht die Gefahr, dass immer mehr Landwirte die Lust an ihrer Arbeit verlieren. Das Ergebnis ist ein fortschreitendes Höfe-Sterben.

Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für die Verbraucher?

Wenn ich schwarz male ist die Konsequenz, dass wir künftig genmanipulierte Lebensmittel aus anderen Ländern einführen müssen. Die werden dann mit Frachtschiffen, die mit Schweröl betankt werden, über den Atlantik transportiert. Die Natur bleibt auf der Strecke. Das kann niemand ernsthaft wollen.