Hagen-Mitte. . Kampf dem Schmutz: 8000 Euro haben die Schüler der Cuno-Berufskollegs in Hagen gesammelt, um eine Aufsicht vor den Toiletten zu finanzieren.

Auf der Zentraltoilette der Berufskollegs Cuno I und II herrschten noch vor drei Wochen unerträgliche Zustände. Obwohl die Sanitärbereiche täglich von den städtischen Putzfrauen gereinigt wurden, gehörten Unrat, Schmutz, Exkremente und Blut zum Alltag. „Man konnte nicht zur Toilette gehen, ohne einen Würgereiz zu bekommen“, sagt Schülersprecher Viktor Masyukov (18).

Inzwischen hat sich die Situation grundlegend gewandelt. Die Toiletten blitzen vor Sauberkeit, ein leichter Geruch nach Putzmitteln und Raumspray liegt in der Luft. Der Grund dafür sitzt im Vorraum: eine Aufsichtsperson, die den Toilettengang der 4000 jungen Leute, die die beiden Berufsschulen besuchen, seit Anfang Mai überwacht.

Geschockte Politiker

Um der Verschmutzung der WC-Räume entgegenzuwirken, haben die Schüler auf eigene Kosten eine Firma für Gebäudedienste engagiert. 8000 Euro kamen bei einer Sammlung zusammen, damit ist die Toilettenaufsicht bis zu den Herbstferien gesichert. „Ich würde mir wünschen, dass von diesem Projekt eine Pilotfunktion ausgeht“, freute sich Ellen Neuhaus, Vorsitzende des Schulausschusses: „Probleme mit der Sauberkeit haben wir an vielen Schulen.“

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Schon vor zwei Jahren hatte André Kortenacker vom Amt für Gebäudewirtschaft im Rathaus eine Abfolge Ekel erregender Fotos aus Hagener Schultoiletten präsentiert, die das Fass zum Überlaufen brachten. Die geschockten Politiker führten die aus Kostengründen abgeschaffte jährliche Grundreinigung der Schulgebäude wieder ein, Eltern, Lehrer und Schüler starteten Initiativen für mehr Sauberkeit.

An den städtischen Cuno-Kollegs unterstützte die Schulkonferenz den Plan der Schüler, Geld für eine private Reinigungsfirma zu sammeln, doch aus arbeitsrechtlichen Aspekten stellte sich der Personalrat der Stadt quer.

Kein unflätiges Benehmen mehr

So gingen noch zwei Jahre ins Land, ehe die Lösung mit der Toilettenaufsicht gefunden wurde. Denn eine Aufsicht darf sein, eine Putzfirma nicht. Gereinigt werden die Schultoiletten auch zukünftig von den städtischen Putzfrauen.

Suche nach Sponsoren verläuft negativ

Auch Schüler, die kein Geld gespendet haben, dürfen natürlich weiterhin die Toilette aufsuchen. Sponsoren für ihr Projekt konnten die Schüler nicht finden.

Die Gesamtschule Haspe hatte vor sieben Jahren eine eigene Klofrau. Für den Gang aufs stille Örtchen mussten die Schüler 10 Cent bezahlen.

Doch für die Wende zum Sauberen sorgt die Aufsichtsperson, die nun den Zugang zur Damen- und Herrentoilette beaufsichtigt. „Die Schüler verhalten sich sehr angenehm“, berichtet Heike Heitkötter von der Firma Breer, die darauf achtet, dass niemand randaliert, Papier auf den Boden wirft oder sich sonstwie unflätig benimmt.

Anschlussfinanzierung

„Es ist erstaunlich, aber die pure Anwesenheit einer Aufsicht im Flur reicht offenbar aus, um ein besseres Benehmen herbeizuführen“, wundern sich nicht nur Kora Harmuth-Podleschny und Thomas Luig, Leiter der beiden Kollegs Cuno I und II.

Von den Berufsschülern haben sich schätzungsweise 1500 an der Sammlung beteiligt und bis zu zehn Euro gespendet, um die Aufsicht bezahlen zu können. Nach den Sommerferien wollen die Schulen eine weitere Sammlung starten, um die Anschlussfinanzierung zu sichern.